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Versorgungsstudie zu ADHS in Deutschland

Eine schon länger laufende Studie zur Häufigkeit und der Versorgungssituation von ADHS-Kindern in Deutschland wurde jetzt veröffentlicht und ist englischsprachig online einsehbar. Die KIGGS-Studie wurde u.a. von Prof. Huss aus Mainz (bzw. damals wohl noch Berlin) durchgeführt. Das bedeutet dann schon fast zwangsläufig, dass der „unaufmerksame Subtyp“ der ADHS (den einige ja als „ADS“ oder „Träumerchen-ADHS“) bezeichnen, nicht vorkommt.

Daher ist auch die Häufigkeit / Prävalenz von ADHS bzw. auch medikamentöse Behandlung in Deutschland 2003-2006 niedriger als in den USA. Was eben an den Diagnosekriterien liegt. Die Zahlen sind weit weg von einer angeblichen Überversorgung bzw. Übertherapie mit Medikamenten.

Interessant und alarmierend finde ich, dass Einwanderer in Deutschland bzw. die ausländischen Bevölkerungsmitglieder offenbar weit seltener Zugang zu einem kinderpsychiatrischen und kinderärztlichen Versorgungssystem haben und daher später und damit seltener behandelt werden.

Es ist zwar nun unfair, aus einem oder zwei Einzelfällen da nun Verallgemeinerungen zu ziehen. Aber aktuell betreue ich gerade zwei junge Frauen mit Immigrationshintergrund, die eben nicht untersucht und behandelt wurden. Die eine hatte eigentlich ein ganz klares ADHS vom hyperaktiven Typus, die andere eher Symptome des unauferksamen Subtyps (bzw. ggf. des „sluggish cognitive tempo“, abgekürzt SCT). Man hatte damals die Lern- und Aufmerksamkeitsstörungen zwar beschrieben, aber eben auf den Migrationshintergrund bzw. die familiäre Situation zurückgeführt. Eine andere soziokulturelle Bewertung der Symptome in den Familien selber konnte ich persönlich da nicht festellen …

2 Gedanken zu „Versorgungsstudie zu ADHS in Deutschland

  • Und was hat Prof. Huss gegen den unaufmerksamen Subtypus von ADHS, dass diese nicht in der Studie vorkommen?

    Antwort
    • Ich weiss nicht, ob das noch akutell ist. Aber „damals“ hat er gemeint, dass eben der unaufmerksame Subtyp nicht klar definiert ist und ja auch nicht in der europäischen = deutschen Klassifikation ICD 10 so „direkt“ vorkommt. Also gab / gibt es die „Hypos“ eben für ihn nicht -> Die Häufigkeit von ADHS / ADS ist mal eben halb so gross / klein.
      Besser wäre natürlich, wenn man ein ADHS-Spektrum beschreiben würde. Also sowohl hyperaktive wie auch hypoaktive Formen in einem Kontinuum

      Antwort

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