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ADHS und Angststörungen

Wenn man sich mit der Fachliteratur zum Thema Komorbiditäten bei ADHS beschäftigt, fallen sehr unterschiedliche Häufigkeitsangaben im Bereich Angststörungen auf. So kann man Prävalenzraten von 40 bis 50 Prozent für das zeitgleiche Auftreten von Sozialer Phobie, Panikstörungen, Generalisierter Angststörungen oder schweren phobischen Störungen lesen. Andere Autoren sprechen von 10 bis 25 Prozent und weisen besonders auf das Auftreten von Generalisierten Angststörungen hin.

Ehrlich gesagt : Ich habe in den ganzen Jahren selten eine Angststörung bei Erwachsenen mit ADHS diagnostiziert. Vielleicht habe ich da Störungen übersehen. Zu Beginn meiner Auseinandersetzung mit ADHS im Erwachsenenalter hätte ich besonders das Auftreten von Sozialen Ängsten erwartet. Tatsächlich finden sich auch häufig entsprechende Unsicherheiten bzw. negative Erfahrungen im Umgang mit anderen Menschen, die dann zu einer entsprechenden Unsicherheit führen.

Eine ganz klassische Soziale Phobie mit einer Angst vor Blamage bzw. einem Meiden von entsprechenden sozialen Situationen habe ich aber eher selten festgestellt. Zudem muss man häufig sagen, dass tatsächlich eben Vorfälle waren, die eben ungewöhnlich, auffällig oder in der ein oder anderen Form peinlich WAREN. Es war also nicht allein die gedankliche Übertreibung bzw. phobische Ausgestaltung der Situation, die die Betroffenen beschäftigte. Vielmehr war es eher so, dass sie eben immer wieder ins Fettnäpfchen getreten waren. Aber dennoch eben ähnliche Situationen immer und immer wieder aufsuchten.
Das würden die meisten Angstpatienten eben gerade nicht machen. Sie würden die Situationen meiden bzw. in ihrer gedanklichen Beschäftigung würde eine Art Katastrophisierung eintreten, was die anderen Menschen nun von ihnen denken könnten.

Anders ausgedrückt : Ein Angstpatient befürchtet, dass er in ein Fettnäpfchen getreten sein könnte, wo weit und breit kein Problem bestand. Auslöser war meist eine einmalige Situation, die als peinlich bzw. beschämend in der Öffentlichkeit erlebt wurde.
ADHSler erleben wieder und wieder Situationen, die ihnen eigentlich peinlich sein MÜSSTEN. Die sie aber zunächst gar nicht so wahrnehmen

Ähnlich erscheint es mir im Bereich Generalisierter Angststörung. Vor 2 Tagen habe ich in „meiner“ neuen Klinik einen über 50 jährigen Patienten kennengelernt, der u.a wegen einer vermuteten Bipolaren Störung in der Klinik war. Eine Exploration dieses Mannes gestaltet sich schwierig, da er einen ganzen Haufen von unterschiedlichen Themen gleichzeitig und locker assoziiert anspricht. Meistens natürlich Probleme bzw. Sorgen. In der englischsprachigen Literatur würde man vielleicht von „worries“ sprechen. Also ein ziemlich ungeordnetes Mischmasch von aktuellen, zukünftigen und weit zurückliegenden Problemfeldern.
Weder von der persönlichen Bedeutung für den Patienten, einem subjektiven Schweregrad noch hinsichtlich einer zeitlichen Zuordnung ist dabei eine Ordnung zu erkennen. Und das, obwohl er sich auf einem Zettel zahlreiche Dinge aufgeschrieben hat.
Ähnlich muss es ihm wohl in Telefonaten mit seiner Frau ergehen, wo sie deshalb immer wieder aneinander vorbeireden (bzw. -telefonieren). Es sind schlicht keine Prioritäten zu erkennen, bzw. eine ganz aktuelle kleine Problematik kann zum Aufhänger für einen Streit werden, während wirklich „wichtige“ Themen gar nicht mehr angesprochen werden können.

Diese Sorgen erscheinen dann in der Summe wie eine Generalisierte Angststörung. Der Patient erscheint unruhig und getrieben, er macht sich über so viele Dinge gleichzeitig Sorgen, dass es für einen Therapeuten zur Herausforderung wird, sich ein Thema zu greifen.

Aber ist das eine Generalisierte Angst ? Nach meiner persönlichen Meinung fehlt auch hier das Kennzeichen von Angst im Sinne von Vermeidungsverhalten. Zudem sind ja gerade die Sorgen des Patienten (oder die Sorgen seiner Angehörigen) durchaus berechtigt. Vielleicht mal scheinbar übertrieben bzw. in der Wichtigkeit scheinbar unpassend vorgebracht. Aber im Kern ist es so, dass es dem Patienten eben gerade nicht gelingt, eine innere Aufgabenliste zu erstellen bzw. systematisch die Problembereich abzuarbeiten.
Er spürt dabei regelrecht, dass er von den Alltagsproblemen überflutet bzw. überfordert wird, kann aber andererseits keine Hilfe annehmen bzw. genauer seine Notlage erklären. Seine Angst ist also auch hier wieder „realistisch“. Zudem kommen existentielle Sorgen finanzieller oder beruflicher Natur hinzu. Ganz zu schweigen von der Sorge, wie lange seine Frau es noch mit ihm so aushalten mag.

Zwischenfazit : Für die medikamentöse wie psychotherapeutische Behandlung ist die Frage schon ziemlich entscheidend, ob eine Störung aus dem Spektrum der Angststörungen vorliegt oder sich die Problematik eher aus der Störung der höheren Handlungsfunktionen bei ADHS bzw. der Affektiven Labilität ergibt.

13 Gedanken zu „ADHS und Angststörungen

  • Pingback: "Beichte auf dem Sterbebett: ADHS gibt es gar nicht..." - Seite 7 ADHS Erwachsenen Forum

  • Angela l Bra

    Aha manchmal helfen auch ADHS-ler den Dok 😉 weiter ;-), ich hatte es auch so verstanden das ADHS-ler keine Angststörungen haben. Das war ein Widerspruch für mich zu meinen Leben und Erfahrungen. Vor allen die ich seit einen halben Jahr mache, weil ich (Ärztin, Therapeut, Couch) herausgefunden haben, warum ich immer zu spät komme oder die Abgabe Termine verpasse. Warum lenke ich mich ohne es zu wollen ab, selbst wenn ich gerne wohin will, wenn ich es gerne mache. Es ist eine (das ist meine Bezeichnung dafür, für mich) eine „unbewusst Angst“, die ich heute nicht mehr spüre aber tief in mir ist. Die sich auf viele Lebensgebiete verteilt hat, selbst die mir Freude machen. Sie lässt mein Gehirn Vermeidungen sich ausdenken, die mich immer abgelenkt haben. Erst als mir (uns) das bewusst wurde kann ich daran arbeiten, ich komme nicht mehr zu spät auf arbeit (habe den job seit 2 Monaten) früher undenkbar „knapp vor kurz “ gewesen. jetzt auch ruhiger und ausgeglichener. Es ist harte arbeit denn ich habe viele „unbewusste Ängste“ aufgebaut. Sie heraus finden und den Grund herausfinden ist ein Berg. Ich gehe ihn an, da der erste Berg hinter mir liegt. Ich arbeite daran mein Gehirn besser zu beeinflussen in seinen denken und fühlen. Ohne Medikamente aber undenkbar, habe ich festgestellt. Gruß

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    • Hallo Angela – danke für deinen Bericht. Du schreibst von „viel Arbeit“ beim Abbau deines „Unbewusste-Ängste-Berges“. Mich intereressiert sehr, mit welchen Startegien du als ADHS-lerin dein Gehirn BEEINFLUSSEN lerntest, oder erst recht das FÜHLEN. Klingt für mich nach Silberstreifen am Horizont – ich kämpfe seit meiner ADHS-Abklärung vor 8 Jahren mehr oder weniger erfolglos an einer bewussten „Gefühlsregulation“…Trotz versch. Medikationen. Meine rasend schnell ändernden, schlecht vorherzusagenden Gefühlslagen kosten mich einen Grossteil meiner Lebensenergie und vorallem von Konstanz in der Beziehung und der Arbeit. LG, Katja/CH

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  • Ich weiß, dass dies ein Blog und kein Forum ist, aber ich würde gerne eine Frage loswerden.

    Ich kann das Beschriebene zu 100% nachvollziehen und aus eigener Erfahrung bestätigen.

    Was aber, wenn aufgrund der jahre- bis jahrzehntelangen Erfahrungen des Scheiterns irgendwann die Angst eben doch so groß geworden ist, dass Vermeidungsverhalten die Folge ist?
    Wie geht man therapeutisch dann damit um?
    Hilft da das „traditionelle“ Angstreduktionstraining?
    Ich denke eher nicht, denn wenn ich da z.B. den Punkt „positiver realistischer Gedanke“ nehme, dann versucht man damit ja sich selber zu verdeutlichen, dass die Angst irreal ist.
    Die Angst des ADS’lers dagegen beruht auf gemachten Erfahrungen, die ihm immer wieder klar gemacht haben, dass es schief geht.
    Was nun, wenn die Ängste sich derart summiert haben, dass man nun im Vermeidungsverhalten hängt?
    Wie kommt man da raus?
    Kommt man da raus?

    Viele Grüße
    Marcus

    Antwort
    • Eine allgemeine Antwort ist fast unmöglich. Das ist gerade die Aufgabe der Psychotherapie dann herauszuarbeiten, was ADHS, was wirklich Angst und was vielleicht auch Traumatisierung durch die lebenslangen Auswirkungen bzw. Nackenschläge ist.

      ADHS ist dadurch gekennzeichnet, dass eben die höheren Handlungssfunktionen betroffen sind. Salopp ausgedrückt : ADHSler probieren es immer wieder und wieder. Sie sind eher Stehaufmännchen und -Frauen. Sie lernen weniger schnell aus Fehlern.

      Angst bedeutet in aller Regel auch Vermeidungsverhalten. Also eher das Gegenteil davon.
      Trauma bedeutet dagegen eher, dass man von möglichen Triggern so in eine Art Schockstarre versetzt wird, dass man weder fliehen noch handeln kann. Und daher schlauerweise derartige Reize meidet. Was wiederum wie Vermeidung aussieht. Wirklich nicht so ganz leicht, da meist alle 3 Ebenen zusammen auftretgen.

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  • Hinzu kommen kann dann auch noch, so war es zumindest bei mir, dass z.B. Menschenmengen, die eine visuelle und akkustische Überflutung verursachen können oder Gruppensituationen, die die eigenen Impulse zur Unterdrückung „zwingen“, zu Empfindungen führen können, die leicht als phobische Reaktion gedeutet werden können. Klar hat man dann das Gefühl, dass man verrückt wird bzw. ist. Und natürlich fühlt man sich dann auch ausgeliefert. Zuzsätzlich sind sicher auch noch unbewusste (weil oft auch gar nicht mehr erinnerbare) Kränkungen wie bspw. Blamagen oder Bloßstellungen im Hintergrund, die dann der Situation die Extraportion Psychodynamik verleihen, die dann letztendlich bei dem ganzen eh schon vorhandenen Gedankenkarussel die Panik oder Angst die Krone aufsetzen können.

    Aber diese Ängste sind dann eben eher flukturierend und auf verschiedene Situationen übertragbar. Und das ist dann eben untypisch für Angststörungen, wie sie klassischerweise diagnostiziert werden.

    Der dadurch entstehende Rückzug, das Versagensgefühl und das oftmals damit verbundene Gefühl des unerbittlichen Kampfes dagegen, führt dann auch gerne mal zur Depression oder zum Ausbrennen und so wird das Beschwerdebild immer bunter und bunter.

    Dann irrt man leider, wie so oft als Betroffener, durch die psychiatrische Landschaft und bekommt zahlreiche Diagnosen, die man anzweifelt, weil der geneigte Betroffene ja auch informiert ist und merkt, dass da etwas nicht stimmen kann, Dies wiederum führt zu den heißgeliebten Widerstandsetiketten und die Spirale nimmt ihren Lauf.

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  • papillonindigo

    Die Text hat mich sehr angesprochen. Als Kind galte ich als ängstlich (und verträumt), laut meine Mutter. Ich war immer wieder aufgemutert (vor allem in der Schule) mutiger zu werden und mich etwas zuzutrauen. Ich galt als kleine Angsthase
    Auf der andere Seite, war ich gar nicht so ängstlich, konnte immer rasch Kontakte verknüpfen, lasse mich auf Neues gerne ein (wie Kochexperimenten meine Mutter) und habe oft Mut zu ungewöhnliches…

    Aber eben, ich denke auch, obwohl ich auch meine Aengsten habe, da dort mein ADS mich ängtlicher erscheinen lässt als was ich bin: Ich bin oft vorsichtig wenn es um Reizüberflutung geht und ziehe mich rascher zurück. Ich brauche für einiges einfach mehr Zeit und wirke dadurch zörgerlich. Oder wo ich weiss, es gelingt mich ehe gar nicht gut, probiere ich es lieber nicht um eine neue Blossstellung zu vermeiden. Seit ich mich wirklich damit akkzeptiere, merke ich dass hinten meine „Aengstlichkeit“ vor allem der Bewusstsein ist über meine eigene Grenzen… Ich täusche mich selten, wenn ich weiss dass etwas schwierig sein kann. Ja, Angst von Ueberforderung habe ich auch oft, aber es hat sich gezeigt dass es selten ungerechtigt war. Es war mehr mein Umfeld der mich nicht richtig eingeschätzt hatte. Ich bin eben eine Rätsel.
    Auf der andere Seite wirke ich auch oft als ziemlich mutig, wenn es drum geht mich auf etwas neues oder ungewöhnlich einzulassen oder mein Weg zu folgen.
    Ist mich so durch der Kopf gegangen, obwohl es nicht im Text so erwähnt war.

    Wie der Patient von der Text, neige ich auch dazu 1000 kleine Sorgen im Kopf zu haben, der Mund nicht immer halten zu können und dazu emotional… Dann muss ich hören: „Mach dich nicht so viele Gedanken“ dabei, erlebe ich es gar nicht als so schlimm… Es geht mich immer 1000 Gedanken im Kopf und kleine Sorgen sind nur kleine Sorgen… Seit ich meine Klappe mehr halte, höre ich weniger solche Kommentaren.

    Antwort
  • Unsinnstifter

    Ich habe durch ADHS aber auch einzelne Persönlichkeitsmerkmale, die nicht durch die ADHS bedingt sind, Probleme im sozialen Umgang. Ich bin eher ein einsichtig-wissbegieriger Mensch und möchte auf alles die fachlich richtige Antwort haben und neige dazu, das dann auch kund zu tun. Auch wenn die ADHS und soziale Herkunft einen akademischen Lebensweg bisher unmöglich machte, interessiert mich in allem was mir so begegnet „des Pudels Kern“, ein tiefschürfendes Verständniss. Und damit eckt man überall an, weil die meisten Menschen dafür keine besondere Ambition haben und sich eine Weltanschauung konstruieren, ohne dabei oft genug nachzusehen ob das auch konsistent ist. Genau hier kann man dann mit der ADHS typischen Unfähigkeit seine Impulse zu unterdrücken und aggressiv klingend (ohne es zu sein) die Sachlage zu schildern, eben vielen Menschen vor den Kopf stoßen und ständig gegen den Zeitgeist verstoßen, der oft ja gerade nicht so von Fakten getragen ist, sondern von einer der Grundhaltung einer Mehrheit.

    Man eckt immer an mit so einer Art. Dabei weiß ich es ist sinnlos zu erklären, die Leute wollen es nicht hören, aber es ist fast unmöglich es einfach stehen zu lassen wie es ist, obwohl! man es will und die Sichtweise des Anderen auch nachvollziehen kann, aber Mund halten geht einfach nicht.

    Hinzu kommen andere Faktoren, grobes widersprüchliches Erscheinungsbild uvm.

    Nun hat sich für mich aus dieser so lange andauernden Konfliktlage einfach herauskristallisiert das es keinen Sinn macht Gemeinschaft zu erzwingen, wenn man nicht wirklich mit den Menschen, die man trifft genug Gemeinsam hat.

    Was ich damit sagen möchte: Es muss nicht jeder ein gesellschaftstauglicher Mensch sein. Ich halte das schon für zwanghaft wie einer Gesellschaftsteilnahme für alle der Status geistiger Gesundheit geredet wird.

    Es kann auch einfach nur ein bewußter Rückzug aus guten Gründen sein. Mit diesen Gedanken möchte ich ADHSler und auch Angstgestörte quasi ermuntern sich mit ihrem Gefühlsleben, ihren Bedürfnissen zu sozialen Aktivitäten genau auseinander zu setzen. Sicher ist es ein notwendiges Grundbedürfniss für Menschen als soziale Gemeinschaft zu pflegen, aber wenn diese stets und ständig zu einem Konfliktherd führt weil ich nicht mit den Menschen die sich anbieten zusammen passe, dann ist es vielleicht eine rationale sinnvolle Entscheidung sich zurückzuziehen und zur Teilhabe durch Beobachtung zu werden. Wenn man dann soweit ist, dann kann man auch Freude haben wenn man andere in Gruppen sieht, wie sie ihren „Spass“ haben, ihr Leben leben und es ist nicht mehr wichtig das man nicht dabei ist. Anteil nimmt man durch eine emphatische Grundhaltung zum anderen Menschen, nicht dadurch das man unbedingt dabei „steht“. Dabei sein ist eben nicht alles – ohne eine freudvolle emphatisch-aufbauende Gemeinschaft ist Gemeinschaft an sich auch kein Wert, sondern reduziert sich zu einem Streßfaktor, zu einem Spießrutenlauf. Gerade heute, da Menschen mit diversen Handicaps mehr als rechtmäßige Opfer behandelt werden, anstelle als hilfsbedürftige Mitmenschen, denen man Chancen zur Entwicklung bieten könnte.

    Es kann völlig ok sein Allein zu sein. Man ist dadurch nicht automatisch Einsam. Einsamkeit ist der Verlust der Verbindung zu sich selbst und dadurch zu den Anderen, zum Menschen und Mensch-Sein an sich.

    MFG

    Antwort
    • Sehe ich genauso ! Und hätte eigentlich so ähnlich noch als Folgebeitrag kommen sollen. Mir ging es in dem Beitrag nicht darum, die Komorbidität von ADHS und Angst in Frage zu stellen. Sondern eher zu verdeutlichen, dass es ein reales „zu viel“ bzw. eine Unordnung der inneren Probleme sind, die das innere Sorgenrad bzw. eine Art lose Papiersammlung von wichtigen und unwichtigen Problemen eben so auftürmen lassen, dass es wie eine Generalisierte Angst aussieht.

      Rückzug bzw. „Reizabschirmung“ bis hin zur Minimalisierung von Aufgaben, die man an sich heranlässt kann dann auch eine Art Schutz sein. Aber eben in einer Form, die unsere Gesellschaft so kaum akzeptieren kann bzw. akzeptieren will.

      Antwort
    • Wow Ich sehe da viele Parallelen zu meinem Leben, ich bin auch immer auf der Suche nach des Pudels Kern, und habe mir dabei eine ziemlich gute Fähigkeit entwickelt verborgene Widersprüche in Weltbildern, Glaubenssätzen usw. zu erkennen, mir fällt es schwer diese auf sich beruhen zu lassen, ich bringe diese Widersprüche dann auch deutlich zur Sprache, was viele meiner Mitmenschen nicht so schnell verstehen wollen. Meine Motivation dabei ist anderen zu helfen diese Widersprüche zu erkennen und sich nicht mit irgendwas bloß geglaubtem zufrieden zu geben, so finde ich allerdings überall ein Haar in der Suppe und komme manchmal dadurch sehr kritisch rüber. Ich glaube ich musste diese Fähigkeit entwickeln um aufzupassen, welchen Menschen, Gruppen oder Gemeinschaften ich mich anschließe, ich bin da sehr vorsichtig, da ich mich sonst schnell in sozialen Kontakten verliere und tief in einem geistig seelischen Schlamassel stecke. Oft nehme ich zuviel von meinen Mitmenschen auf und brauch dann wieder Zeit diese Eindrücke zu verarbeiten, dazu brauch ich unbedingt ein Für-mich-Sein was wirklich keine Einsamkeit ist. Als Kind war mein Lieblingsbuch ein Buch von einem kleinen Hasen, der scheinbar zu nichts nütze war, während alle anderen Hasen arbeiteten, Salat pflanzten, Wäsche wuschen, Gänge bauten und fleißig beschäftigt waren, saß der kleine Hase da und beobachtete die anderen Kaninchen, die Bienen, das Gras und was ihm sonst noch so vor die Augen kam. Niemand außer ihm bemerkte den Fuchs der sich plötzlich heimlich anschlich und die Häschen fressen wollte, da sprang der kleine Hase auf, weil er ihn als Einiziger entdeckte hatte, trommelte mit seinen Hinterbeinen auf den Boden und warnte so alle Hasen die schnell in ihren Gängen und Höhlen verschwanden. Er selbst rettete sich natürlich auch rechtzeitig, der Fuchs konnte ohne Beute wieder von dannen ziehen. Soviel zur Rolle eines Beobachters in einer Gemeinschaft, die Dinge in Ruhe zu betrachten kann unter Umständen sehr wichtig sein auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht. Naja ich habe das nicht nochmal korrektur gelesen… hoffentlich ist es lesbar. HG Oliver

      Antwort
  • Hallo!

    Ich habe ADHS, oft extrem starke Sozialphobie und eine nicht ganz ausgereifte vermeidende Persönlichkeitsstörung.

    Meine Sozialphobie schwankt auch extrem in beide Richtungen, oft ungewöhnlich, meine Impulsivität trägt sehr oft dazu bei ich Situationen spontan souverän meistere, bringt mich oft genug aber auch in peinliche Lagen.
    Mein Vermeidungsverhalten war (und ist meistens auch noch) unglaublich groß, eine Angststörung ist bei mir eindeutig. Trotzdem kann ich an guten Tagen (vorallem wenn Freunde dabei sind) relativ angstfrei durch den Tag kommen, Ängste begleiten mich aber immer.

    Der Artikel löst in mir das Gefühl aus als wäre es eher unnormal bei ADHS eine Angststörung zu entwickeln, diesen Eindruck kann ich aber nicht nachvollziehen.

    Bin ich paranoid wenn mich wirklich jemand verfolgt? Eher nicht.

    Also habe ich auch keine Sozialphobie wenn ich soziale Situationen meide, weil meine Angst vor Blamage berechtigt ist? 🙂

    Habe ich keine Sozialphobie? Keine ängstlich vermeidende PS? kein ADHS? Der Artikel verunsichert mich. Mit meiner Therapeutin kann ich über sowas nicht reden, von ADHS hält sie typischerweise überhaupt nichts. Mir ist klar das meine Kindheit viel ausmacht, Double Bind hatte und habe ich zu Genüge

    Antwort
    • Da habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt. Natürlich gibt es (vergleichsweise häufig) Angststörungen bei ADHSlern. Es ging mir in dem Beitrag nur um die Frage, ob ggf. in Unkenntnis der typischen ADHS-Symptome selber eher eine Angstproblematik diagnostiziert wird. Ggf. ja auch zusätzlich zum ADHS selber.

      Gerade die Unterscheidung von Sozialer Phobie zur selbstunsicheren / vermeidenden Persönlichkeitsstörung ist ja auch nicht leicht.

      Antwort
      • Vielen Dank für die Antwort!
        Ich denke dann kann ich ihren Beitrag unterschreiben, denke auch das es gerne übersehen wird.
        Arzttermine laufen ja meistens eher auch ungünstig ab. Patient kommt zu Arzt, schildert seine Bedenken, Probleme, – Arzt fällt schnelles, für ihn offensichtliches (Fehl-)Urteil.

        Deswegen kann ich nur jedem raten sich nicht auf Ärzte alleine zu verlassen, sondern selbst an sich zu arbeiten. Damit meine ich reflektieren! Selbsthilfebücher sind ein guter Weg um zu bestimmten Erkenntnissen zu kommen. Wenn man sich ein wenig auskennt, erkennt man auch schneller ob der Arzt vor einem wirklich versucht einen zu verstehen, oder nur ein vorschnelles Urteil fällt. Sich vollkommen ahnungslos in die Hände eines Arztes zu begeben finde ich eher .. ungut 🙂
        (bin total vom thema hier abgekommen, tut mir leid)

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