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Kinder und Jugendliche über ADHS informieren

Gerne möchte ich an dieser Stellte noch einmal auf das Projekt „Kinder & ADHS“ aufmerksam machen. Worum geht es?

In meiner Praxis stelle ich immer wieder fest, dass die betroffenen Kinder und Jugendlichen (aber auch deren Eltern) auffallend wenig über die ADHS, deren Ursachen und Auswirkungen bei der Alltagsbewältigung wissen. Das erstaunt, denn im Rahmen einer qualifizierten multimodalen Therapie der ADHS sollte auch bei Kindern und Jugendlichen der direkten (und/oder persönlichen) Aufklärung und Informationsvermittlung ein grösserer Stellenwert zukommen. Und schliesslich leben wir im Jahr 2014.

Warum ist das wichtig? Die Betroffenen (und ihre Eltern) sollen die von ihnen persönlich als irritierend, behindernd und ich-fremd erlebten Auswirkungen der Aufmerksamkeits- und Impulskontrollstörungen verstehen und korrekt einordnen können.

Kinder mit einer ADHS benötigen ein stimmiges „Konzept“ über sich und ihr Störungsbild. Sie sollen verstehen, „was die ADHS mit ihnen macht“. Das kann ihnen zum Beispiel dabei helfen, sich nicht mehr als „ganzer Mensch“ als Versager/-in zu fühlen. Also: Nicht „Ich bin nicht normal“, sondern etwa: „Meine innere Bremse“ oder „Meine Sortierstation ‚wichtig-unwichtig‘ funktionieren nur dann korrekt, wenn es interessant oder spannend ist.“

Das Wissen um die ADHS-assoziierten Funktionsstörungen und deren Auswirkungen im Zwischenmenschlichen sowie bei schulischen Anforderungen kann zudem helfen, Schuld- und Schamgefühle zu lindern und dem oftmals schon in der Primarschulzeit beschädigten Selbstbild etwas „Sachliches“ und Entlastendes entgegenzusetzen. Dies wiederum kann die therapeutische Arbeit mit zahlreichen Betroffenen wesentlich verbessern, weil diese entspannter und zugänglicher sind. Die problematischen Reaktions- und Verhaltensweisen der ADHS-Betroffenen sind weniger mit Scham besetzt und können im Behandlungsgespräch etwas einfacher thematisiert werden. Dies wiederum kann uns Fachpersonen entscheidend helfen, die Wirkung der eingeleiteten therapeutischen Interventionen zu evaluieren und bei Bedarf zu optimieren.

Um Kindern ab ca. 11 – 12 Jahren und Jugendlichen Zugang zu Wissen über die ADHS und deren Folgen zu ermöglichen, habe ich vor einiger Zeit das Projekt „Kinder & ADHS“ ins Leben gerufen (www.kinder-und-adhs.ch). Es handelt sich um eine Website mit ADHS-Infos für Kinder und Jugendliche. „Kinder & ADHS“ enthält neben Erfahrungsberichten über und von Betroffenen ein ADHS-Lexikon für Kinder (sowie für Väter betroffener Kinder, welche leider noch zu oft „keine Zeit“ finden, sich über ADHS mittels fachgerechterer Ratgeberliteratur zu informieren).

Gestützt auf bisherige Rückmeldungen von Kindern und Jugendlichen, welche „Kinder & ADHS“ entdeckt haben, werden die Texte gerne gelesen. Selbst von Vätern erhielt ich Rückmeldungen, die sich auf diese Website bezogen. Soviel ich weiss sind es aber einmal mehr vor allem Mütter, welche die Infos auf „Kinder & ADHS“ zur Kenntnis nehmen. Auch die Webstatistik meldet gute Besucherzahlen. Eine Einschränkung besteht wahrscheinlich insofern, dass die Infos auf „Kinder & ADHS“ Betroffene aus bildungsfernen Familien und Kinder/Jugendliche mit einer Lesestörung überfordern könnten. Denkbar wären zum Beispiel Comics, in welchen die Fachinformationen zielgruppengerecht verpackt und kommuniziert werden könnten. Oder möglicherweise der Einbezug etwa von YouTube-Filmchen.

Wer beim Projekt „Kinder & ADHS“ mitwirken möchte, kann sich gerne bei mir melden. Voraussetzung ist, dass keine ADHS-relevanten Interessenskonflikte vorliegen.

Die Texte auf „Kinder & ADHS“ werden von mir (und/oder meinen Kolleginnen) – basierend auf Berichten von real existierenden ADHS-Betroffenen Kindern und Jugendlichen – verfasst oder redaktionell überarbeitet. Dabei wurden und werden alle Angaben zu den Protagonisten und ihren Angehörigen dahingehend abgeändert, dass Rückschlüsse zu den realen, hinter den ADHS-Stories stehenden Personen, ausgeschlossen sind.

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