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ADHS und Handschrift

ADHS und Handschrift: Einblicke und Lösungsansätze

Feinmotorik und Handschrift bei ADHS:

Es ist weithin bekannt, dass Kinder und Jugendliche aus dem ADHS-Spektrum oft mit Problemen der Feinmotorik und Handschrift konfrontiert sind. Eine „Sauklaue“ oder das zu starke Aufdrücken beim Schreiben sind typische Anzeichen, die oft zu einer verkrampften Haltung und Schmerzen führen können. Auch Spiegelschrift und andere Auffälligkeiten in der Handschrift treten bei diesen Kindern gehäuft auf.

Die Frage der Ursache:

Es bleibt jedoch unklar, ob diese Handschriftprobleme direkt auf ADHS zurückzuführen sind oder ob es sich um Begleiterscheinungen wie Dyspraxie handelt. Trotzdem sind diese Schwierigkeiten bei Kindern aus dem ADHS-Spektrum häufig zu beobachten.

Fallbeispiel: Der 10-jährige Max


Max, ein 10-jähriger Schüler mit ADHS, hatte stets Schwierigkeiten mit seiner Handschrift. Seine Lehrer bemerkten seine unleserliche Schrift und wie sehr er sich beim Schreiben anstrengte. Nach der Diagnose von ADHS und der Einstellung auf Methylphenidat verbesserte sich seine Handschrift merklich. Dieser Fall zeigt, dass die Behandlung von ADHS auch positive Effekte auf die Handschrift haben kann.

Graphologie und ADHS:
Eine Studie zur Graphologie bei ADHS zeigte, dass die Analyse der Handschrift eine Sensitivität von 75% und eine Spezifität von 76,2% für den Nachweis von ADHS aufweist. Obwohl dies ein interessanter Ansatz ist, ist die Treffsicherheit noch verbesserungsfähig.

Die Komplexität der Handschrift: Das Schreiben ist eine komplexe Aufgabe, die Verhalten, Motorplanung, Feinmotorik und visuelle Motorik integriert. Eine Behandlung mit ADHS-Medikamenten kann nicht nur die Handschrift, sondern auch die Freude und Bereitschaft zum Schreiben signifikant verbessern.

Empfehlungen für Eltern:

  • Beobachten Sie Ihr Kind: Achten Sie auf Anzeichen von Schwierigkeiten in der Handschrift Ihres Kindes.
  • Suchen Sie fachlichen Rat: Wenn Sie Bedenken haben, konsultieren Sie einen Kinderarzt oder Kinderpsychiater.
  • Unterstützen Sie Ihr Kind: Ermutigen Sie Ihr Kind und bieten Sie ihm Hilfsmittel an, um den Schreibprozess zu erleichtern.
  • Seien Sie geduldig: Veränderungen in der Handschrift können Zeit brauchen, besonders nach der Einstellung auf eine ADHS-Medikation.

Fazit: Die Verbindung zwischen ADHS und Handschriftproblemen ist ein wichtiger Aspekt, der in der Diagnose und Behandlung von ADHS berücksichtigt werden sollte. Eine ganzheitliche Betrachtung und Unterstützung kann Kindern wie Max helfen, ihre schulischen und alltäglichen Herausforderungen besser zu meistern.





Quelle :

BMC Pediatr 19 (1), 484 2019 Dec 10

Handwriting in Children With Attention Deficient Hyperactive Disorder: Role of Graphology
Rony CohenBatia Cohen-Kroitoru … Avinoam Shuper


7 Gedanken zu „ADHS und Handschrift

  • Pingback: ADHS-Symptome: Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung

  • Karen Schröter

    Ich selber habe erst kürzlich ADHS diagnostiziert bekommen. Meine Schrift ist sehr sauber und ordentlich, das war aber nicht immer so. Habe zum Wechsel in die höhere Schule die Schrift einer Mitschülerin imitiert, die mir gefiel. Und es war glaube ich ziemlich zeitgleich, dass mein Großvater mir die altdeutschen Handschrift beibrachte und wir uns damit bis zu seinem Tod Briefe schrieben.
    Mein Sohn (11) ist gerade in der Testung, seine Schrift kann ich nicht lesen. Und er hatte auch immer wieder Phasen, in denen er spiegelverkehrt schrieb.

    Antwort
  • Mein jüngerer Sohn hat ADS/ADHS Mischtyp, zusammen mit ASS. Mit Methylphenidat bzw. Dexamphetamin ist seine Handschrift merklich besser lesbar als ohne. Er hat aber trotzdem einen Nachteilsausgleich, so dass er Klausuren (inkl. Abitur) mit Laptop schreiben darf. Er selbst hält das nicht unbedingt für nötig – ich glaube, die Lehrer haben das aus reinem Selbstschutz gestattet, weil sie sonst nix lesen können. 😉

    Antwort
  • Doris Lemke

    Meine Tochter bekam früh eine ADHS Diagnose, allerdings nie Medikamente da der sorgeberechtigte Vater (von dem ich inzwischen getrennt lebte) dies verweigerte.
    Auffällig war, dass meine Tochter nie gekrabbelt ist. Sie ist gleich vom babyhaften „Sich- über- einen -Arm Vorwärtsschieben“ ins Sitzen, dann ins Stehen gekommen und später ins Laufen.
    Als die Schwierigkeiten mit der Handschrift auftraten wurde mir empfohlen INPP-Therapie mit ihr zu machen. Dort werden fehlende entwicklungsphysiologisch notwendige Bewegungsmuster nachgeholt, nachverarbeitet und eventuell noch zu stark ausgeprägte frühkindliche Reflexe integriert. Man erklärte mir damals, dass das fehlende Krabbeln die Überkreuz- Koordination der beiden Gehirnhälften nicht ausreichend angeregt habe. Dieses würde aber für das Schreiben dringend benötigt.
    Nach 10 Stunden INPP waren deutliche Verbesserungen zu merken.

    Antwort
    • Diese Geschichte mit Reflexintegration ist ja schön und gut. Aber eben mehr Glaube als Wissenschaft. Die Entwicklungsverzögerungen sehe ich ja noch ein. Die Reflex-Geschichte ist wissenschaftlich gesehen aber eher in den Bereich von Mythen zu sehen.

      Antwort
  • Krolopp, Evelin

    Ja, dazu habe ich ein Beispiel. Meine Tochter (17) galt von Beginn an als entwicklungsverzögert. Erst seit einem Jahr wissen wir, sie hat eine sehr schwere und besonders früh (von Beginn an) aufgetretene Form des ADS/SCT.
    Seit einem Jahr bekommt sie Atomoxetin. Das Schriftbild hat sich seitdem deutlich verbessert. Zuvor hatte sie als 16jährige die Schrift eines Kindergartenkindes. Heute sieht es fast altersgerecht aus. Das kann ich, wenn gewünscht auch mit Fotos unterlegen.

    Antwort

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