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ADHS und Vitamin D – Spiegel der Mutter

Spielt der Sonneneinfluss bzw. Vitamin-D-Spiegel eine Rolle bei ADHS ?

Führt ein niedriger Vitamin-D-Spiegel in der Schwangerschaft zu einem erhöhten ADHS-Risiko ?

Ehrlich gesagt bin ich bei solchen Studien misstrauisch. Ein rechnerischer Zusammenhang sagt noch nicht unbedingt etwas darüber aus, ob es auch einen kausalen Zusammenhang gibt. Gerade im Bereich der Hirnentwicklung spielen so vielen Faktoren rein, wie eben die Ernährung, Bewegung, Wohnumgebung und natürlich die Vererbung selber. Dann auf einen einzelnen Einflußfaktor Rückschlüsse zu ziehen, ist vielleicht etwas vermessen, oder ?

Gerade die Versorgung mit Vitamin D ist da sehr speziell, da gerade für unsere nördlichen Länder aufgrund des

Aber die finnische Kohortenstudie ist offenbar relativ gut gemacht.

Und erstmals konnte ein statistischer Zusammenhang zwischen sehr niedrigen Vitamin-D-Spiegel in der Frühschwangerschaft und späterem ADHS bei den Kindern der Mutter aufgezeigt werden.

Man untersucht ja alle möglichen und unmöglichen Dinge in der Schwangerschaft. Insofern ist ein Laborwert mehr oder weniger nicht so entscheidend. Wenn sich die Untersuchung auch für ein anderes Land wiederholen lässt, wäre es aber schon medizinisch relevant, weil man dann einen möglichen Einfluss auf die frühkindliche Hirnentwicklung bzw. Vernetzung der Hirnregionen mehr beeinflussen könnte.

Sucksdorff M, Brown AS, Chudal R, et al. Maternal Vitamin D Levels and the Risk of Offspring Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder [published online ahead of print, 2019 Dec 18]. J Am Acad Child Adolesc Psychiatry. 2019;S0890-8567(19)32232-4. doi:10.1016/j.jaac.2019.11.021

7 Gedanken zu „ADHS und Vitamin D – Spiegel der Mutter

  • Pingback: ADHS und Vitamin D - Spiegel der Mutter - ADHD

  • Wer etwas misst, misst Mist ???

    Die Ernährungswissenschaftler und Impfbefürworter haben teilweise ja ein ahnliches Schicksal.

    Etwas das gut sein könnte und vielleicht auch ist, wird nicht fair oder hieb- und stichfest kommuniziert.
    So gibt es ja eine Website des Kollegen Dr. Gahlen, der ebenfalls mit Fallbeispielen argumentiert, dass Nährstoffmangel behoben werden müssen. Für mich vermisse ich eine transparente Studieninformation.
    Bei Fallbeispielen jedweder Art wird nicht immer sauber zwischen Korrelation ( hängt irgendwie zusammen) und Kausalität ( etwas hängt bewiesen zusammen) unterschieden…

    Zusätzlich gibt es viele Beispiele , die uns erstmal an den Laborreferenzwerten zweifeln lassen könnten.
    Es hat lange gebraucht bis sich die Datenlage bspw bei 25-Hydroxy- D3 Spiegel auf Grenzbereiche einigen konnte.

    Sachgerechter Gebrauch und Überwachung der Nährstofftherapie um eine Überdosierung zu vermeiden sind natürlich dann zusätzlich ein eigenes Thema..

    Gerade in diesem sich entwickelnden Bereich ADHS, indem seit einigen Jahren die Forschung Fahrt aufgenommen hat kommen ja auch die „Nährstoffspiegel-Befürworter“ nicht an dem Faktum vorbei des kleineren Frontalhirns, kleineren Zingulums usw.

    Ergebnissoffen Ideen – im sicheren Rahmen – ausprobieren mit Rückfallebenen, darauf kommt es an.

    Nährstoffe / Das richtige Medikament in der richtigen Dosis / Familienstruktur

    alles oft angucken, langsam verändern , aber ständig „probieren“

    gute Wege gehen, eventuell ausreizen
    „schlechte“ Wege als Kennenlernen für den Menschen verbuchen…

    So sollte es doch vorwärts gehen 😉

    Antwort
  • Es gibt eine Studie aus Spanien, bei der eine eine Vitamin D Supplementierung der schwangeren Mütter keine Verbesserung in Bezug auf AD(H)S der Kinder zeigte. Was nicht wundert, da Spanien im Gegensatz zu Finnland nicht für besonderen Sonnenmangel bekannt ist, so dass dort genug D3 über Sonneneinstrahlung auf die Haut gebildet werden dürfte. Manchmal fragt man sich ja schon, was sich Studienautoren denken, wenn sie eine Studie bauen…

    Antwort
  • Framboise

    CNS Neurol Disord Drug Targets. 2019
    The Effect of Vitamin D3 Supplementation on Serum BDNF, Dopamine, and Serotonin in Children with Attention-Deficit/Hyperactivity Disorder.
    Seyedi M1

    „Eighty-six children with ADHD were divided into two groups, based on randomized permuted blocks. Patients received 2000 IU vitamin D/day or a placebo for 12 weeks. Serum levels of BDNF, dopamine, serotonin, and 25-hydroxyvitamin D [25(OH)D] were measured at baseline and at the end of the study.

    RESULTS:
    Serum levels of 25(OH)D and dopamine significantly increased in the vitamin D group, compared to the placebo group (p < 0.05). However, serum BDNF and serotonin levels did not change significantly.

    CONCLUSION:
    Vitamin D3 supplementation in children with ADHD can increase serum dopamine levels, but further studies are needed to determine the effects of vitamin D on neurotrophic factors and serotonin."

    Diese Piste mit Vitamin D3 sollte man meiner Meinung nach verfolgen. Vermutlich könnte eine ausreichende Vitamin D3 Supplementation in der Schwangerschaft und nach der Geburt beim Kind selber den Ausbruch einer ADHS verhindern oder die Ausprägung verringern.

    Antwort
    • Das glaube ich so nicht. Der Effekt ist wirklich gering. Eine Verhinderung von ADHS wird dadurch ganz sicher nicht möglich sein.

      Es wird immer wieder gerne behauptet, dass man über Nahrungsergänzungsmittel einen Effekt erzielt. Die Forschung zeigt aber, dass dies ganz und gar nicht der Fall ist. Eine gesundes Essen ist besser als diese Mittelchen.

      Antwort
      • Framboise

        Es ist ein Märchen, dass man allein mit gesunder, ausgewogener Ernährung den Bedarf an essentiellen Nährstoffen immer decken kann. Ich hatte z.B. trotz gesunder, ausgewogener Ernährung mit 36 Jahren einen Mangel an Eisen (Ferritin), Vitamin D (25-OH-Vitamin D unter 20 ng/ml, Messung in Mai), an Magnesium (Vollblut), Selen (Vollblut) und Vitamin B12 (Holo-Transcobalamin). Und mein 7jähriges Kind hatte einen Zink-, Magnesium- und Vitamin D3 Mangel.

        Den Bedarf an Vitamin D3 kann man sowieso nicht mit Ernährung decken, den die meisten Lebensmittel enthalten kein Vitamin D3 oder nur Spuren davon. Die Hauptquelle für Vitamin D3 bei Menschen ist die Produktion durch die Haut (aus Cholesterol) unter dem Einfluss von UVB. UVB sind aber hierzulande von September bis Mai zu schwach, um eine ausreichende Produktion zu gewährleisten (im Sommer unter der Mittagsonne produziert der nackte Körper eines Erwachsenen unter 60 Jahren bis zu 20.000 IE innerhalb 30 Minuten). Deswegen haben 90% der Deutschen in der kalten Jahreszeit nachweislich einen 25-OH-Vitamin D3 Spiegel unter 30 ng/ml (optimaler Spiegel laut Vitamin D Forschern wie Prof.Holick: 40-60 ng/ml). Das ist Fakt.

        Da VitaminD3 eigentlich ein lebenswichtiges Hormon ist, deren Rezeptoren in quasi allen Organen des Körpers inklusive des Gehirn vorhanden sind, spricht nichts dagegen, den Mangel bei einem ADHS Kind zu beheben (am Besten mit täglicher Einnahme von öligen Tropfen-z.B. von Deskritol oder ZeinPharma-denn damit wird VitaminD3 am Besten resorbiert und verstoffwechselt). Damit gewährleistet man nicht nur eine bessere Aufnahme von Kalzium vom Darm in die Blutbahn und von da an in die Knochen, sondern auch in die Zähne (30 % der Kinder leiden heutzutage an demineralisierten Zähnen) und eine bessere Produktion von Serotonin und Dopamin im Gehirn.

        Ich verweise hier den interessierten Leser auf die Bücher von Prof. Michael Holick und/oder Prof. Jörg Spitz.

        In Bezug auf die Role von Vitamin D3 und marinen Omega 3 Fettsäuren EPA und DHA auf die Produktion von Serotonin im Gehirn (Kinder mit ADHS haben auch oft einen Mangel an Serotonin im Gehirn. Siehe „Serotonergic function in Children with Attention deficit disorder: relationship to later antisocial personality disorder, Flory, 2007) ) empfehle ich den Artikel von Patrick „Vitamin D and the Omega-3 fatty acids Control Serotonin Synthesis and Action, part 2: relevance for ADH, bipolar, schzophrenia and impulsive disorder“, The FASEB Journal, 2015. Der volle Text ist über der Suche bei Google für alle zugänglich.

        Die Figure 2 erläutert den Mechanismus, mit dem ein ausreichend hoher Vitamin D und EPA bzw. DHA Spiegel in den Synapsen eine optimale Freisetzung von Serotonin ermöglicht. Vitamin D erlaubt z.B. durch die verstärkte Expression des Enzyms TPH2 einen normalen Tryptophan Stoffwechsel im Gehirn (Tryptophan ist die Aminosäure, die als Vorstufe für den Gute-Laune-Neurotransmitter Serotonin 5HT verwendet wird). Ausreichende EPA Spiegel erlauben die Freisetzung von Serotonin vom präsynaptischen Neuron. Ausreichende DHA Spiegel sind notwendig, damit Serotonin an den Serotonin-Rezeptor beim postsynaptischen Neuron binden kann. Das fördert die normale Serotonin-Neurotransmission, normale exekutive Funktionen (!!!), sensory gating (?) und das prosoziale Verhalten.

        Man kann übrigens durch den Omega 3 Index ebenfalls prüfen, ob ein EPA/DHA Mangel beim Kind vorliegt (zur Erinnerung: EPA/DHA sind essentielle Nährstoffe, die normalerweise mit der Ernährung genommen werden sollten. Die moderne Ernährung ist aber nachweislich arm an EPA und DHA).

        In Bezug auf die Wirkung der marinen Omega 3 Fettsäuren EPA und DHA bei Kindern mit ADHS. Im Übersichtsartikel von Bozzatello „Polyinsatured Fatty Acids: What is Their Role in Treatment of Psychiatric Disorder?“ gibt es eine Übersichtstabelle über die Studien, die die Wirkung von EPA und DHA getestet haben. Man kann deutlich erkennen, dass die Dosierungen relativ gering waren (im Vergleich zu Studien mit Depression, Borderline Patienten, usw.). Die Wirkung war Null oder gering. Vielleicht konnten aber die marinen Omega 3 Fettsäuren nicht ihre volle Wirkung im Gehirn entfalten, weil der Vitamin D Mangel nicht gleichzeitig behoben wurde? Mit 2 Beinen läuft man bekanntlich besser als mit nur 1!

        Interessant ist auf jeden Fall die Wirkung des Kieferrindenextrakt Pycnogenol. Es ist sehr reich an Antioxydantien, die die Blut-Hirn-Schranken passieren können. Man weiß jetzt, dass im Gehirn von Kindern mit ADHS nicht nur ein Dopamin, Serotonin, Vitamin D und EPA/DHA Mangel herrscht, sondern auch oxidativer Stress (zu viele freie Radikale). Einige randomisierte Placebo kontrollierte Studien fanden tatsächlich eine positive Wirkung von Pycnogenol auf die Symptome von ADHS Kindern (eine Übersicht findet man u.a. im Artikel: Psychiatric Disorders and Polyphenols: Can They Be Helpful in Therapy? von Trebatická, 2015). Siehe auch Rationale for Dietary Antioxidant Treatment of ADHD
        von Annelies A. J. Verlaet (2018). Frau Verlaet hat 2017 eine randomisierte Placebo kontrollierte Studie mit diesem Extrakt an 144 ADHS Kindern gestartet.

        Man soll generell nicht vergessen, dass
        1) Nährstoffe wie Vitamin D3, EPA/DHA essentielle, also lebensnotwendige Stoffe sind, die in ausreichender Konzentration im Körper bzw. Gehirn sein müssen, damit der Stoffwechsel optimal abläuft: Vielleicht führt ein Mangel bei genetisch prädisponierten Menschen eben zum Ausbruch bzw. zu einer stärkeren Ausprägung von psychiatrischen Erkrankungen wie ADHS.
        2) bis zu 30% der Kinder auf Metyphenidat nicht ansprechen oder unter zu starken Nebenwirkungen leiden. Für diese Kinder stellen Nahrungsergänzungsmittel in guter Qualität (viele Fischöle sind oxidiert und daher nicht nur nutzlos, sondern dazu schädlich, ich nehme persönlich das Fischöl der Firma Norsan) und ausreichender Dosierung vielleicht eine Alternative.

        Meine Meinung: wenn ein Kind (egal ob mit oder ohne ADHS) Nährstoffmängel trotz gesunder, ausgewogener Ernährung hat, dann sollte diese mit Nahrungsergänzungsmittel behoben werden. Soll das Beheben der Mängel keine ausreichende Wirkung in Bezug auf die Behandlung der ADHS Symptome zu erzielen sein, dann kann man immer noch eine schulmedizinische Therapie beginnen.

        Leidet ein Kind an mehreren Nährstoffmängel, wird aber nur ein Mangel (z.B.) Vitamin D) behoben, dann kann der Stoffwechsel logischerweise nicht optimal funktionieren. Genauso wie ein Hund nicht auf nur 1 Bein laufen kann. Leider werden in Studien jeweils nur ein Mangel behoben. Methylphenidat kann keinen Vitamin D3, EPA/DHA Mangel beheben. Dabei sind diese Nährstoffe für das Gehirn und den gesamten Körper von enormer Bedeutung.

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