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ADHS – Mein Kopf hat ein Loch

Gastbeitrag von Natalie Lehnert (hier geht es zu ihrem Facebook-Blog)


Mein Kopf hat ein Loch


Eigentlich weiß ich, dass es total bescheuert ist, die ganzen Informationen wie ein Schwamm aufnehmen zu wollen. Mein Energiehaushalt scheint riesig groß, wenn man achtlos darauf schaut. Und genau so halte ich es.

Es ist spannend, etwas Neues zu entdecken und zu lernen und eigentlich mag ich das gerne – wenn es mich interessiert. Irgendwann kommt aber immer die trockene Theorie, wenn man es richtig machen will. Und die klemmt, reißt an meinen Hirnarealen und will da partout nicht rein.


Ich muss sie überlisten, damit sie da hin rutscht, wo ich sie haben will. Und wenn es dann so weit ist, fehlt ein Puzzleteil. Wie ärgerlich. Wusste ich das nicht mal? Ja, ganz leise taucht eine Erinnerung auf, aber die weiß genau so wenig wie ich, wo ich sie suchen muss. Wenn ich jetzt wüsste, wo ich nachschlagen muss, aber die Idee von der Information ist zu unspezifisch.
Irgendwas mit… tja. Mein Kopf schweigt ratlos und wenn er sich meldet, betont er lediglich, dass er das mal wusste.


Und dann erwacht der leise Zweifel, dass es sich noch irgendwo auffinden lässt. Das würde aber heißen, dass es vermutlich ausgebüxt ist und ich frage mich, warum mein Kopf nicht die unrelevanten Informationen wegschickt. Tut er ja, beteuert er.

Irgendwo muss ein Leck sein, ein Loch, das sich in seine Entscheidungen einmischt und ihm ein produktives Arbeiten unmöglich macht. Das leuchtet mir ein, denn mein Kopf will ja Leistung bringen und er zeigt mir das jeden
Tag, auch wenn seine Strategien überarbeitet gehören.

Er arbeitet permanent und segnet mich mit Einfällen, die aber leider oft genug mit seine Inkontinenz Bekanntschaft machen. Und was macht er? Er macht weiter – streben, hoffen, ruhelos Ideen schenken und wieder hoffen, dass was dableibt.

Er kann keine Löcher stopfen, davon versteht er nichts. Aber jeden Tag kniet er sich rein für mich, überhört geduldig mein Schimpfen, wenn es zu viel wird und freut sich mit mir, wenn ich Ideen umsetze und erkenne,
wie wertvoll seine Arbeit ist.

Und trotzdem beklagt der Frust den sinnlosen Arbeitsaufwand und die Hoffnung piepst mit leiser Stimme, dass die neuen Ideen frischer und interessanter daherkommen. Mein Kopf schweigt beharrlich dazu. Die Produktion geht weiter.


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4 Gedanken zu „ADHS – Mein Kopf hat ein Loch

  • Jan Heuer

    Toll. Ganz genau so fühlt es sich häufig an. Tolle Worte.
    Sehr berührt.

    Antwort
  • irgendwie wunderschön – schöner blickwinkel… stimmt mich gerade ganz „nachsichtig“ …
    bis gleich, wenn ich… … … naa!? waas musste ich gleich machen!? verdammt… 😉

    Antwort
  • Pingback: ADHS - Mein Kopf hat ein Loch - ADHD

  • Danke! Trifft bei mir den Kern.

    Antwort

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