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Unkontrollierte Wut – eine unterschätzte Störung?

Wenn plötzliche Wutausbrüche zur Krankheit werden – Neue Studie enthüllt alarmierende Fakten! 🚨

Wutausbruch bei intermittierend explosibler Störung

Plötzliche, impulsive Wutausbrüche, die scheinbar aus dem Nichts kommen – für Betroffene der intermittierenden Wutstörung ist dies Alltag. Doch warum bleibt diese Störung oft unbemerkt? Eine neue Studie zeigt, dass die intermittierende Wutstörung nicht nur eine emotionale Störung ist, sondern mit zahlreichen psychischen und neurologischen Erkrankungen in Verbindung steht. Erfahre hier, was die Wissenschaft dazu sagt!


Was ist eine intermittierende Wutstörung?

Die intermittierende Wutstörung ist eine psychische Störung, die durch wiederholte, impulsive aggressive Ausbrüche gekennzeichnet ist. Diese Ausbrüche sind unverhältnismäßig stark im Vergleich zu den auslösenden Faktoren und führen oft zu ernsthaften zwischenmenschlichen, beruflichen oder sozialen Problemen.

ICD-10/ICD-11 Kriterien für die intermittierende Wutstörung:

Laut ICD-11 wird die intermittierende Wutstörung als eigenständige Diagnose anerkannt und umfasst folgende Kriterien:

  • Wiederkehrende, impulsive aggressive Ausbrüche, die in ihrer Intensität nicht zum auslösenden Reiz passen.
  • Die Ausbrüche sind nicht durch andere psychische Erkrankungen (z. B. bipolare Störung, Borderline-Persönlichkeitsstörung, Substanzintoxikation) erklärbar.
  • Episodische Wutausbrüche, die nicht zielgerichtet sind und erhebliche Belastungen für die betroffene Person oder ihr Umfeld mit sich bringen.
  • Die aggressive Impulsivität zeigt sich entweder in verbalen oder physischen Attacken gegen Personen, Gegenstände oder Tiere.

Hauptmerkmale der intermittierenden Wutstörung:

Plötzliche aggressive Ausbrüche: Unkontrollierte Wut- oder Gewaltreaktionen treten unvermittelt auf.
Fehlende Impulskontrolle: Die Wutausbrüche können nicht unterdrückt werden.
Übertriebene Reaktionen: Die Reaktion ist unverhältnismäßig stark im Vergleich zum Auslöser.
Negative Konsequenzen: Aggressives Verhalten führt zu Problemen im sozialen, beruflichen oder familiären Umfeld.

Unterscheidung zu anderen Störungen:

  • ADHS: Impulsivität vorhanden, aber nicht zwangsläufig explosive Aggression.
  • Borderline-Persönlichkeitsstörung: Emotionale Instabilität mit Selbstverletzung und Beziehungsproblemen.
  • Bipolare Störung: Stimmungsschwankungen mit Wutausbrüchen in bestimmten Phasen.

Checkliste: Habe ich eine intermittierende Wutstörung?

Falls du dich fragst, ob du betroffen sein könntest, prüfe die folgenden Anzeichen:

✅ Erlebst du wiederholte, plötzliche Wutausbrüche ohne klaren Grund?
✅ Sind diese Wutausbrüche unverhältnismäßig stark im Vergleich zum Anlass?
✅ Hast du Schwierigkeiten, deine Impulse in solchen Momenten zu kontrollieren?
✅ Kommt es durch deine Wutausbrüche zu Problemen in deinen Beziehungen, im Beruf oder in der Familie?
✅ Fühlst du dich nach einem Ausbruch häufig schuldig oder bereust dein Verhalten?
✅ Sind andere psychische oder neurologische Erkrankungen bekannt, die mit emotionaler Dysregulation einhergehen?

Falls mehrere dieser Punkte auf dich zutreffen, könnte eine intermittierende Wutstörung vorliegen. Es ist ratsam, professionelle Unterstützung in Anspruch zu nehmen.


Neue Studie enthüllt: Die intermittierende Wutstörung bleibt oft unbemerkt

Die Studie von Zhang-James et al. (2025) untersuchte 33.410 Patienten und stellte fest, dass 95,7 % der Betroffenen eine weitere psychische Diagnose hatten.

Hauptergebnisse:

  • Die intermittierende Wutstörung ist unterdiagnostiziert: Nur 0,03 % der erfassten Patienten hatten eine offizielle Diagnose.
  • Starke psychiatrische Komorbiditäten:
    • Störungen der Persönlichkeit & des Verhaltens (HR: 76,6)
    • Substanzmissbrauchsstörungen (HR: 2,1)
    • Angststörungen (59 % vs. 12,2 %)
    • Depressionen (60,3 % vs. 9,3 %)
    • ADHS (37,7 % vs. 4,9 %)
  • Neurologische Auffälligkeiten:
    • Epilepsie (HR: 4,9) – bei 14,1 % der Betroffenen
    • Bewegungsstörungen (HR: 3,1)
    • Migräne (9,5 % vs. 3,7 %)
  • Somatische Erkrankungen:
    • Adipositas (HR: 1,6)
    • Bluthochdruck (HR: 1,6)
    • Refluxkrankheit (HR: 1,7)

Die Forscher fordern daher präzisere Diagnosen und eine bessere medizinische Versorgung für Betroffene.


Die intermittierende Wutstörung und Neurodivergenz: Gibt es eine Verbindung?

Die Studie zeigt, dass diese Störung eine starke neurobiologische Basis hat, ähnlich wie ADHS oder Autismus.

Mögliche Erklärungen:

  1. 🧠 Exekutive Dysfunktion: Schwierigkeiten mit Impulskontrolle, ähnlich wie bei ADHS.
  2. 🏃 Neurobiologische Überschneidungen mit ADHS:
    • Beide zeigen emotionale Dysregulation & Impulsivität.
    • ADHS-Betroffene haben ein erhöhtes Risiko für diese Störung.
    • ADHS-Therapien (z. B. kognitive Verhaltenstherapie) könnten helfen.
  3. 🔄 Möglicher Zusammenhang mit Autismus:
    • Ähnliche Probleme in der Affektregulation.
    • Untersuchung neurodivergenter Gruppen könnte neue Erkenntnisse liefern.

Offene Fragen für die Forschung:

  • Wird die intermittierende Wutstörung bei neurodivergenten Menschen zu selten diagnostiziert?
  • Gibt es gemeinsame neurologische Mechanismen zwischen dieser Störung, ADHS und Autismus?
  • Wie lassen sich Behandlungsansätze anpassen?

Warum die intermittierende Wutstörung mehr Aufmerksamkeit braucht

Diese Störung ist weit mehr als „einfach nur Wutausbrüche“ – es handelt sich um eine schwerwiegende psychische Erkrankung, die oft übersehen wird. Die neue Studie zeigt, dass fast alle Betroffenen weitere psychische oder neurologische Erkrankungen haben. Es ist an der Zeit, diese Störung als eigenständige Diagnose ernster zu nehmen und Betroffenen gezielte Therapieansätze zu bieten.

📢 Was denkst du über dieses Thema? Teile deine Meinung in den Kommentaren!


Quellen:

  • Zhang-James Y, Paliakkara J, Schaeffer J, Strayhorn J, Faraone SV. Psychiatric, Neurological, and Somatic Comorbidities in Intermittent Explosive Disorder. JAMA Psychiatry. 2025 Jan 22. doi: 10.1001/jamapsychiatry.2024.4465.
  • Derman C. Study Identifies Comorbidities of Intermittent Explosive Disorder. 2025.

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