AllgemeinAus der ADHS-Forschung

ADHS Medikation und Depressionen

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In Hinblick auf Psychostimulanzien wurde viel über die möglichen Gefahren wie Abhängigkeitsrisiko, aber auch eine angebliche Zunahme von Depressionen oder gar Selbstmordversuchen spekuliert.

Umgekehrt wird aus meiner Sicht ein Schuh draus.
Die wissenschaftlichen Belege gehen immer stärker in die Richtung, dass bei schweren und nicht auf übliche Antidepressiva (SSRI) ansprechende depressive Zustände eben ein ADHS die Ursache ist. Und – wie noch in einem eigenen Beitrag dargestellt wird – muss dazu nicht immer klar die ADHS-Symptomatik im Kindesalter nach den ICD-Kriterien vorliegen, da es offenbar doch einen “Adult-onset”-Typus von ADHS gibt. Gerade eben bei Frauen und gerade in Hinblick auf einen Zusammenhang mit Internalisierungsstörungen wie Angst oder Depressionen.

Eine aktuelle Studie untersuchte nun anhand der hervorragenden schwedischen Patientenregister, ob es einen Zusammenhang zwischen der Verordnung von ADHS-Medikation und dem Auftreten von Depressionen gibt.

Fazit : Nein, Stimulanzien wie Methylphenidat führen nicht zu Depressionen. Ganz im Gegenteil: Die Gabe von MPH – Präparaten führte eher zu einer reduzierten depressiven Belastung bzw. verringerten Wahrscheinlichkeit einer Depression (um immerhin 20 Prozent). Dabei muss man ja sogar noch berücksichtigen, dass  vermutlich die Medikation eher dann geben wird, wenn es sich um “schwerere” Fälle von ADHS handelt.

Je länger die Behandlung mit Stimulanzien erfolgte, desto geringer das Risiko für Depressionen.

Vielfach erklären Kinderärzte bzw. Kinderpsychiater ja noch fälschlich, dass dann ein erhöhtes Risiko durch die Medikation ausgeht. Oder aber die Eltern berichten, dass die ADHS-Kinder nun so traurig wirken, wenn sie Medikamente nehmen.

Das hat aber eher mit der verbesserten Selbstwahrnehmung zu tun. Und nicht damit, dass die Medikation zu Depressionen führt.

Biol Psychiatry. 2016 Feb 23. pii: S0006-3223(16)00130-X. doi: 10.1016/j.biopsych.2016.02.018.

Medication for AttentionDeficit/Hyperactivity Disorder and Risk for Depression: A Nationwide Longitudinal Cohort Study.

Chang Z et alt.

40 Gedanken zu „ADHS Medikation und Depressionen

  • Ich möchte mich hier auch mal zu den Kommentaren äußern als spätdiagnostizierter (mit 25) Erwachsener. Übrigens mit der Mischform (Hyperaktivität, Impulsivität).
    Ich denke nicht nur ich habe mir über all die Jahre einen guten Rucksack angesammelt. Schwieriges Elternhaus (ja, wer hatte das nicht ..), geringer Selbstwert usw.
    Ich denke es ist niemals damit getan alles auf die Medikamente zu schieben. Ja, die Medikamente verändern was. Aber es entsteht auch eine Dynamik in dem Rucksack. Eine neue Situation. Auf einmal ist man mehr mit unverarbeiteten Dingen konfrontiert. Mit komisch Angewohnheiten die einem nicht gut tun.

    Lange Rede kurzer Sinn:
    Meiner Meinung nach ist es zu kurz gedacht, Veränderungen nach der Einnahme nur auf das Medikament zu schieben. Da spielen immer persönliche Faktoren mit rein. Deshalb bestenfalls nebenher eine Verhaltenstherapie machen. Ich hatte/habe sehr viele Dinge und ungesunde Verhaltensweisen aufgrund meiner Vergangenheit zu bearbeiten.

    Liebe Grüße

    Antwort
    • Jessica van Beek

      Hallo Julian,
      Ich habe meine Diagnose auch erst mit 21 Jahren bekommen, ich bin der Mischling also Träumer, Impulsiv und Hyperaktiv. Nachdem ich meine Diagnose hatte / bekam, wurde mir schlagartig klar bzw. bewusst das ich doch nicht so dumm bin oder verzogen, Faul haben viele Menschen in meinem Umkreis ( Familie, Lehrer, mein Stiefvater sagte bzw schrie mich an und beleidigte mich auch sehr oft) ich war immer das schwarze Schaaf.
      Vom Kindergarten an (weiter zurück erinnere ich mich nicht mehr), ich war immer anders eckte bei meinen Mitmenschen an hatte immer das Gefühl keiner versteht mich irgendwie immer gedacht ich gehöre nicht dazu, am schwierigsten waren für mich kleinste Veränderungen.
      Naja worauf ich hinaus will ist das nach meiner Diagnose bekam ich Medikinet und Venlafaxin wegen Depressionen, und über die Jahre bzw ab dem alter von 8 Jahren nahm ich zu und wieder ab das begleitete mich mein ganzes leben, auch Beschimpfungen waren für mich zum Altag geworden ob in der schule oder Familie, Wandelnde Biotonne usw .
      dadurch entwickelte sich eine Essstörung(Bulimia Nervosa).
      Durch die Einnahme der Medikamente wurde es besser. Die Betonnung liegt da aber ganz klar (besser), aber vor allem kommt es immer darauf an nicht jeder ADHSler reagiert /verträgt es bzw hilft es gleichermaßen, ich kenne viele bei denen es gar nicht geholfen hat.
      Bei mir war es bis anfang 30 sehr gut, irgendwann musste ich durch stress auf der arbeit und dem Gefühl nach wirkte es nicht mehr so wie in den anfangs Jahren, um auf der arbeit musste ich mich auf über 180 mlg hoch dosieren weil ich anderst nicht mehr so funktioniert habe. Vor knapp 3 Jahren wurde ich auf Elvanse umgestellt und Vom Venlafaxin auf Duloxetin hatte aber leider nie die Chance bzw keinen Platz für ambulante längerfristige Verhaltenstherapie. Seit November letzten Jahres wurde ich wieder aufs Venlafaxin zurück gesetzt weil ich ja in der Vergangenheit damit sehr zufrieden war. Wusste allerdings nicht das es sich nicht immer so gut mit Elvanse verträckt.
      Aber jetzt finde mal einen Psychiater der sich besser mit der Thematik auskennt bzw der mehr Ahnung von der ganzen Sache hatt als bei dem wo ich jetzt bin, eigentlich war der anfang des letzten Jahres der einzige der noch Aufnahme Kapazitäten hatte.
      Vor allem habe ich mit der KV telefoniert und eine Notfall Überweisung mit Notfall Code drauf mir von meinem Hausarzt geholt, da ich seid dem ich das Venlafaxin wieder nehme bei mir ist es halt nicht nur eine Rezidiewirende Depression sondern auch noch eine Persönlichkeitsstörung, jeden falls bin ich durch diese Medikations Kombi wieder sehr aggressiv und Stimmungsschwankungen das sich täglich mehrfach ändert.
      Ich finde es sehr traurig das trotz angeblicher Aktzeptanz und es auch in der Öffentlichkeit kein Tabu Thema mehr ist, es trotzdem nicht genügend möglichkeiten bzw richtig Ausgebildete Therapeuten gibt die helfen können den die, die es gibt sind alle völlig Überlastet.

      lg Jessy

      Antwort
  • Hallo Herr Dr. Winkler,

    vorab, ich habe diese Beiträge aufmerksam gelesen. Möglicherweise erspart mein Beitrag jemandem viele Nerven und Schwierigkeiten.

    Ich bin dieses Jahr eher durch Zufall auf Anhaltspunkte einer ADHS gestoßen, nachdem ich ein Erstgespräch bei einer Psychotherapeutin hatte. Und das auch nur, weil sie aus einem Impuls heraus viele Fragen stellte, die genau in diese Richtung zeigten. Sie diagnostizierte, vermutlich aufgrund der knappen Zeit, jedoch wie viele Ärzte zuvor eine Anpassungsstörung.

    Da man wie ich feststellte, über meine Lebensgeschichte nahezu eine Schablone legen konnte, die einen ADHS-Typus widerspiegelt, bin ich bereits vor der Diagnose zu einem ortsansässigen Neurologen gegangen. Dieser hat mich völlig unkompliziert auf Bupropion 150 mg wunschgemäß eingestellt, da dieses Medikament Off-Label für ADHS verwendet wird.
    Und siehe da, viele Symptome besserten sich.

    Kürzlich las ich einen Fachartikel, bei dem sich ein erfahrener Mediziner zur Diagnose von ADHS im Erwachsenenalter äußerte. Ganz spannend war, was er aus seiner Erfahrung heraus sagte:

    Gewöhnlich nehmen ADHS Patienten einen langen Weg auf sich. Zuerst beim Allgemeinmediziner, später beim Psychotherapeuten, klinische Aufenthalte etc.. Und die Patienten werden auch versorgt und doch behandelt der Therapeut meist nur das, was er gut kennt, die Depression.

    Habe zuvor Citalopram, Venlafaxin, Opipramol u.s.w. seit meinem 18 Geburtstag von verschiedenen Ärzten ausprobieren dürfen. Stets ohne Erfolg. Erfahrungen mit illegalen Substanzen sammelte ich über die Jahre auch. Heute bin ich 40 Jahre und habe vor knapp 7 Wochen meine Diagnose ADHS als Mischtyp erhalten.

    Rein intuitiv suchte ich mir einen Spezialisten für ADHS, was ein regionales Universitätsklinikum ist, was u.a. auch von Krankenkassen und einem ortsansässigen Klinik-Chefarzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie zum Zweck dieser Diagnose empfohlen wurde. Ich habe nicht meinen Facharzt um die Diagnose gebeten, trotzdem er mich beiläufig darauf hinwies, dass auch er die Diagnose hätte stellen können.

    Tatsächlich war ich fast einen ganzen Tag im Uniklinikum. Eine Oberärztin, eine leitende Therapeutin und ein Therapeutin in Ausbildung haben mich sämtlichen Tests unterzogen, um eine sichere Diagnose stellen zu können. Und ich bin glücklich, denn mein ostdeutscher Facharzt ist jemand von der alten Schule. Also in der DDR gab es ADHS ja nicht.

    So wie mit der Diagnose, mache ich mir gerade Gedanken was meine Medikation betrifft, da er alles im 4 Wochen Turnus einschleicht.

    1. von 150 mg Bupropion auf 300 mg Bupropion – war eine gute Entscheidung, Müdigkeit besser, Antrieb leicht gesteigert, Konzentration, Ablenkbarkeit, Ausdauer so la la
    2. jetzt mit Diagnose bin ich auf 300 mg Bupropion + 10 mg Methylphenidat Retard am frühen Morgen – die ersten zwei Wochen Antriebsteigerung, jetzt kaum noch spürbar, besser Fokus, aber nicht ausdauernd, innerlich ruhig (top), aber irgendwie fühle ich mich nicht klar im Kopf, bin ich auch gerade wieder in Phase, wo ich alles erledige, was mir sofortigen Lustgewinn verspricht

    Ich merke, dass er unsicher ist, so langsam wie er sich rantastet. Kurzwirksames Methylphenidat für den Nachmittag sieht er auch nicht als Option. Das Wort Lisdexamfetatin oder Elvanse habe ich mich noch gar nicht getraut zu sagen, weil ich nach 5 Minuten gewöhlich wieder verabschiedet werde.

    Ich weiß nicht wie viele Erwachsene er mit ADHS behandelt, aber vermutlich nicht viele. Es gibt keine spezialisierten Ärzte bei uns! Die Erfahrung der niedergelassenen Ärzte beschränkt sich nur auf Kinder.

    Also was ich sonst schon länger unbewusst gemacht habe, weil ich immer die Müdigkeit und fehlende Motivation, mangelnde Konzentration, innere Unruhe, mangelnder Antrieb etc. gespürt habe:

    1. Schlafhygiene eingeführt und rechtzeitig schlafen gehen
    2. dreimal die Woche Sport
    3. bin in ein Naherholungsgebiet gezogen
    4. Starte morgendlich rechtzeitig und entspannt in den Tag, Spaziergang mit dem Hund
    5. Partnerschaft yes
    6. Gesunde und ausgewogene Ernährung mit Obst, Gemüse, Wasser, Fisch, wenig bis kein Alkohol, jetzt auch rauchfrei mit Ersatzprodukten in der Phase, Drogen sowie nicht, wenig Zucker
    7. arbeite privat mit Outlook, Push-Funktion u.s.w. und sofort…….

    Jetzt zu den Fragen Herr Dr. Winkler,

    Mein Gefühlt sagt:

    Medikinet und Bupropion weg, dafür Elvanse 30 mg, bei Bedarf in Verbindung mit Lasea

    Im Herbst/Winter in Kombination mit Laif 900.

    Wie sind Ihre Erfahrungen aus dem Klinikalltag bezüglich?

    1. Medikamentenkombination Elvanse + Laif 900 oder Elvanse + Lasea?
    2. Wie hoch ist der Gewöhnungseffekt von LDA gegenüber Methylphenidat?
    3. Ist die Wirkdauer von LDA wirklich merklich besser als bei Methylphenidat Retard (Medikinet Retard im Abflachen der Wirkung bereit um 13 Uhr erstmals spürbar, bei Einnahme um 06:00 Uhr in Kombi mit dem Bupropion 300

    Ich bin heute der vorwiegend unaufmerksame Typ, mit großer innerlicher Anspannung, ein Leben mit angezogener Handbremse. Schnell müde, gestresst, gelangweilt.

    Vielen Dank im Voraus für Ihre Erfahrungen!!!!

    Grüße

    Norm

    Antwort
  • Guten Tag Herr Dr. Winkler,
    ich habe 2 Fragen zu Medikamenten:
    1. Bei dem Medikament Venlafaxin wurde mir gesagt das es den Antrieb steigert (wg. Noradrenalin). Dann müsste dies Strattera ja auch tun(NRI), die Erfahrung zeigte aber eine Antriebslosigkeit/Mattheit.
    2. Ist es grundsätzlich möglich ein SSRI (Sertralin) mit Elontril zu kombinieren? Im speziellen geht es um die Kombinationen 100mg Sertralin/ 300mg Elontril und 150mg Sertralin/150mg Elontril. Wären das auch Dauerlösungen?
    Herzliche Grüsse

    Antwort
    • Dazu möchte ich so online lieber keine Aussage machen. Bitte individuell mit dem verschreibendem Arzt klären

      Antwort
      • Können Sie mir denn den Unterschied bei Strattera u. Venlafaxin erklären (wg. dem Antrieb). Wirken ja beide noradrenerg).

    • Artificial harmonic

      Tatsächlich stellt sich bei mir eine deutlich spürbare depressive Verstimmung und Anhedonie nach Einnahme von therapeutischen Mengen Methylphenidat ein. Dies scheint eine besonders rätselhafte Nebenwirkung dieses NDRI zu sein, da man auf PubMed usw. auch nirgends was dazu findet, bzw. zum zugrundeliegenden Mechanismus dieses Effekts. Was wäre Ihre Interpretation davon, Herr Dr. Winkler?

      Antwort
  • Silke Rittscher-Becker

    Vielen Dank für die Info!!!

    Bei mir verhält es sich leider etwas anders. Ich habe vor kurzem den ersten Versuch einer adhs Medikation unternommen. Ich bin 43 Jahre alt und habe die Diagnose seit ca 10 Jahren.

    Der erste Versuch war medikinet adult. Leider war ich da bereits bei 10 mg WÄHREND der Wirkzeit erst euphorisch und dann total antriebslos und depressiv. Als die Wirkung weg war, war alles wieder gut.

    Der zweite Versuch war das Elvanse adult. Hier verhielt es sich etwas anders. Ich war bei 10 mg bereits überdosiert, sprich verwirrt, Wortfindungsstörungen, Konzentration gleich null, Schwindel…….also total verklatscht. Nach Wirkungsende gesellten sich dann Ängste und Depressionen dazu.

    Habe das ganze dann mal auf 3 mg runtergefahren und gaaaanz langsam aufdosiert. Bei 5 mg fühlte ich mich eigentlich am wohlsten, aber auch hier hatte ich nach Wirkungsende (was leider bereits nach 4-5 Stunden eintrat) diese Traurigkeit.

    Nun steh ich da, und habe die Wahl zwischen einem Medikament, was mich während der Wirkzeit depressiv macht und einem anderen, bei dem es mir nach der Wirkzeit so ergeht.

    Kennen Sie solche Fälle??

    Viele liebe Grüße!

    Silke R.

    Antwort
    • Hallo Silke, ich habe ähnliche Erfahrungen mit verschiedensten Dosierungen von Elvanse adult und MPH gemacht (bin jetzt seit ca. 2 Jahren am Ausprobieren) und kenne einige Betroffene, denen es ähnlich geht. Wenn du nach wie vor Probleme hast, dann wende dich am besten an deine_n verschreibende_n Arzt_Ärztin.

      Meines Wissens sind neu oder verstärkt auftretende emotionale Probleme unter Stimulanzien keine Seltenheit. In der Fachinformation zu Elvanse finden sich zB Affektlabilität, Agitiertheit und Angst unter “häufig”. Zu Medikinet: hier finden sich zB Affektlabilität, Agitiertheit, Angst, Depression unter “häufig”.

      Solche Erfahrungen generell als Folge der therapeutischen Wirkung (“verbesserte Selbstwahrnehmung”) zu erklären, wie es regelmäßig passiert, halte ich für unseriös bis anmaßend. Wir sprechen hier über zentralnervös wirksame Substanzen mit einer immensen Liste an möglichen Nebenwirkungen. Ja, diese Stoffe bessern häufig ADHS-Symptome, aber das bedeutet nicht, dass sie sich im System grundsätzlich anders verhalten als bei Menschen ohne ADHS – und nicht abseits therapeutischer Effekte allerhand unerwünschte bis schädliche Wirkungen verursachen können.

      Gibt es irgendeine belastbare wissenschaftliche Grundlage für solche Behauptungen, Herr Winkler? Bedeutet die tatsächlich wichtige Entstigmatisierung der ADHS-Pharmakotherapie offensichtliche Nebenwirkungen umzudeuten a la “Das empfinden Sie nur, weil die Pharmakotherapie so gut wirkt”?

      Antwort
      • So ein Schwachsinn …. Du Hendrik generalisierst von Deinen subjektiven Erfahrungen auf angebliche Nebenwirkungen. Meistens – so meine bescheidene Erfahrung seit 1998 sind dann aber nicht die Medis verantwortlich. Sondern eben Begleit- und Folgestörungen. Oder schlicht eine völlig andere Diagnose. Viel zu häufig wird dann Elvanse eben falsch bzw. sogar missbräuchlich eingesetzt und dann eben behauptet, es wirke nur 4 oder 6 h, verursache Stimmungsprobleme oder sonstwas. Nicht erzählt wird dann, dass die Leute vorher Drogenprobleme hatten, Erschöpfungszustände bzw. Schlafstörungen dysfunktional mit Stimulanzien behandeln oder schlicht Trauma nicht von ADHS unterscheiden.

        Man kann sich ja nun pharmakologisch herleiten, welche Nebenwirkungen auftreten werden bei einem Dopamin-Wiederaufnahme-Hemmer.

        Aber irgendwie bin ich es auch leid, wenn die Leute eben so egozentrisch unterwegs sind, sollen sie doch. Ich kann und will ja nicht die Welt retten. Aber dann bitte hier nicht rumtrollen. Oder besser selber eine Webseite aufmachen…

  • Gerhard Müller

    Sehr geehrter Dr Winkler, Ich leide aktuell an einer starken Depression mit Ängsten und ADS. Gegen das Gedankenkreisen hilft Abilify gut, als Antidepressivum wird gerades Elontril 150mg versucht- bisher hat sich die Depression nur teilweise gebessert und eine Erhöhung auf 300mg wurde nicht vertragen und nun wieder auf 150mg runter dosiert.
    Macht eine zusätzliche Gabe von bsp. Elvanse gegen das ADS und evt die Depression Sinn?

    Antwort
    • Ich kann schlecht Online eine Empfehlung geben. Grundsätzlich würde ich aber einen solchen Versuch für sinnvoll halten.

      Antwort
  • Ich wurde erst mit 54 Jahren diagnostiziert. An die vorherigen Odyseen darf ich gar nicht mehr zurückdenken. Zunächst bekam ich Medikinet adult, aufdosiert bis 80 mg und dazu Sertralin. In den Anfängen war ich noch recht zufrieden und habe auch mit dem Arzt besprochen, dass ich das Sertralin bis 200 mg/d aufdosieren kann.

    Bei mir führte die Medikation leider auch zu einer Verstärkung oder auch zur Wahrnehmung meiner Ängste. Ich bekam Atemprobleme, schwere Muskelverspannungen und war irgendwann vollkommen erschöpft – was dann natürlich wieder zu Aufmerksamkeitsproblemen, Gereiztheit usw. führte.
    Mittlerweile nehme ich Elvanse – Sertralin nahm ich weiterhin, bis ich von dem Sertralin völlig abgestumpft war. Sertralin wurde dann abgesetzt und es ging erstmal nur mit Elvanse weiter.

    Wegen Praxisaufgabe kam es zum Arztwechsel! Mir wurde dann noch eine kleine Dosis Venlafaxin verordnet.

    Nach kurzer Einnahmezeit gab es allerdings reichlich Probleme, ich habe tagsüber ständige Parafunktionen mit dem Mund, hinzu kam eine beängstigende Mundtrockenheit. Sie ließ sich weder mit größeren Trinkmengen noch mit Kaugummi wirklich beseitigen.
    Mein Arzt hat die Mundtrockenheit durch die Medikamente ausgeschlossen, aber gleich vorgeschlagen, das Venlafaxin auszuschleichen!
    Mittlerweile nehme ich nur noch Elvanse und wir haben verschiedene Dosierungen, abhängig von den Tagesanforderungen, probiert.
    Es scheint, als sei gerade der Endpunkt mit der Medikation erreicht.

    Gestern genügte schon eine Kleinigkeit, die durchaus zu beherrschen war, um mich völlig aus dem Häuschen zu bringen, so dass mir die Kiefermuskeln regelrecht Schmerzen verursachten.

    Besonders unangenehm ist für mich, dass wir einfach keine Dosis finden, die mir ein durchschnittlich akzeptables Leistungsniveau ermöglicht. Mindestens alle drei Tage bin ich schon am frühen Abend so müde, dass ich mich kaum noch auf den Beinen halten kann. Manchmal schleiche ich die Treppe hoch, stelle meine Tasche ab und bin nur noch froh, den Weg nach Hause geschafft zu haben.

    Bei einer Dosierung von 40mg/d bin ich deutlich konzentrierter, allerdings auch aufgeregter und leider auch ängstlicher.
    Eine geringere Dosis schlägt sich schnell in meiner Konzentration nieder – mir unterlaufen dann wirklich die blödesten Fehler und wirklich ruhiger werde ich dadurch auch nicht.
    Geringere Dosierungen bringen eigentlich keinen positiveren Effekt.

    Antwort
    • Es klingt für mich danach, dass nicht allein die Medikation in Hinblick auf ADHS relevant ist. Einerseits denke ich hier an Fatigue = Erschöpfung, aber auch an hormonelle Veränderungen der Menopause. Ich denke, dass man hier wirklich neben der ADHS-Medikation auch in Richtung Schlaf, Scherzmedikation / Fibromyalgie, Bewegung / Sport schauen müsste. Also nicht allein mit der Dosierung und Art der Stimulanzien spielen kann

      Antwort
      • Erst gestern sprach ich mit einem ADHS-Facharzt darüber. Es ist mir jetzt schon zum zweiten Mal unter der Behandlung passiert, dass ich in eine totale Erschöpfung geraten bin! Dabei gehe ich nicht mehr arbeiten – der letzte Versuch endete auch in totaler Erschöpfung. Nebenbei war der Cortisolspiegel stark erhöht. Damals wurde wahrlich alles untersucht. Ergebnis der Schlafuntersuchungen: Keine Auffälligkeiten, auch der zirkadiane Rhythmus stellt sich deutlich dar.
        Die Frage nach der Bewegung kommt immer! Gestern auch wieder “machen sie Sport?”. Antwort: “Ich bin Fahrradfahrerin und Schwimmerin, dazu Hobbygärtnerin auf einer Fläche von rd. 300 Quadratmetern. Ich würde auch zu ihnen in den fünften Stock die Treppe hochlaufen, momentan bin ich aber froh, wenn ich es bis in den ersten Stock schaffe!”

        Natürlich wurde wieder alles untersucht. Ergebnis: Alle Werte sind im richtig gesunden Bereich, da sind
        keinerlei Abweichungen. Auch die Immunglobuline waren nicht auffällig.
        Nur leider hilft mir das alles nicht aus Erschöpfung und Niedergeschlagenheit.
        Tatsächlich hat der erste Versucht mit MPH und Sertralin nicht lange funktioniert. Mit Elvanse war ich lange recht zufrieden – hat mich aber auch nicht vor Erschöpfung und Verpeiltheit gerettet.

      • Es ist sehr schwierig, wenn erstmal die Energiereserven völlig aufgebraucht sind und man quasi im Minus von seinem Energie-Dispo ist.
        ADHS ist häufig ja auch eine Vigilanzstörung, d.h. die innere Grundspannung / Wachheit ist ohne wirklich funktionierende Regulation. Natürlich muss man andere Ursachen für Fatigue ausschliessen. Beispielsweise auch Schlaf-Apnoe. Vielleicht auch mal Virus-Infekte wie Ebstein-Barr. Aber nah meiner Erfahrung ist dann wirklich Erholung bzw. ein Aufbauprogramm im Sinne von “Pacing” richtig. Gestuft Sport, Wiederaufnahme von Aktivitäten, Achtsamkeit, zunächst äußere Struktur, die dann durch Selbststeuerung ersetzt wird.

        Das muss man sich aber erstmal “leisten können”. Denn unter laufendem Betrieb eine Flugzeugturbine zu reparieren, wird einfach nicht gelingen…

  • Marc Fischer

    Sehr geehrter Dr Winkler,

    kann ein Medikament wie Elvanse „rein biochemisch“ einen starken Gedankenzwang, Tagtraum, Zwangsneurose, im Rahmen einer Depression durchbrechen? Bisher ist es immer mit SSRI, SNRI + Atypischen Neuroleptika Behandelt worden mit zu Teil abgefahrensten NW. Allerdings muss ich sagen, dass schon 5mg Abilify es gut durchbrochen haben und ich ins „außen“ zurückkam. Kein ambulanter Psychiater kennt sich wirklich mit Stimmulanzien aus und ich suche verzweifelt eine Lösung um wieder „Ins Außen“ zu kommen.

    Antwort
    • Hallo ! Das ist eine Frage, die man online so nicht beantworten kann. Ich kann nur aus der klinischen Erfahrung berichten, dass mehrere Erwachsene in der Klinik durchaus solche Erfahrungen machen. Wichtig ist aber immer die individuelle Diagnostik und Behandlung. Sie beschreiben, dass das Durcheinander wie Matsch im Kopf bzw. Nebel sich lichtet und das Entfremdungs- und Überlastungsgefühl verschwindet. Damit ist dann die Notwendigkeit über Zwänge oder andere Verhaltensmuster eine “Sortierung” zu erreichen reduziert bzw. aufgehoben.

      Aber das soll und kann keine individuelle Beratung oder gar Empfehlung für oder gegen die Medikation sein.

      Antwort
  • Zu den emotionalen Nebenwirkungen von ADHS empfehle ich folgendes Buch (nur auf Englisch erhältlich):

    Focused Forward: Navigating the Storms of Adult ADHD, von James M. Ochoa.

    Die Grundthese des Buches ist, dass das Leben mit den ADHS-typischen Schwierigkeiten zu einer emotionale Belastungsstörung führen kann.

    Wie sich das anfühlen kann, veranschaulicht folgendes Zitat aus dem Vorwort:

    “[I]t’s a creeping sense of overwhelm, a darkness rolling out of the dawn. They’ve screwed up, and not for the first or last time. The other shoe is hanging there, waiting to drop.”

    Der Autor stellt eine ganze Reihe von Strategien vor, die man größtenteils alleine, ohne die Hilfe eines Therapeuten umsetzen kann (einzige Ausnahme ist die EMDR-Therapie).

    Jenseits der konkreten Tipps und Strategien hat das Buch für mich den größten Nutzen dadurch, dass es den Ton meiner “Selbstgespräche” positiv beeinflusst.

    Der Schreibstil ist empathisch, humorvoll, ermutigend. Und dabei immer realistisch: Eine weitere Grundannahme des Buches ist, dass ADHSler ihr Leben lang damit rechnen müssen, dass “Stürme” kommen. Es geht, um im Bild zu bleiben, nicht darum, diese Stürme zu umfahren, sondern so navigieren zu lernen, dass man dabei nicht ertrinkt.

    Ich habe das Buch abwechselnd gelesen und als Hörbuch gehört. Der Autor hat das Hörbuch selbst eingesprochen. Er hat eine angenehme Stimme (was natürlich Geschmackssache ist – die Hörprobe gibt Aufschluss). E-Book und Hörbuch kosten zusammen unter 7 €.

    Antwort
  • Ich bin eine Frau, Mitte 30 mit Asperger und ADHS. Mit Depressionen hatte ich noch nie ein Leiden bis zu dem Zeitpunkt als mir Ritalin verschrieben wurde. Mein Facharzt (Chefarzt einer psyiatrischen Klinik) bestätigte meine Beobachtung, dass unter Dauermedikation Depressionen auftreten können. Auch ein Blick auf den Beipackzettel bestätigt dies. Ich nehme es mittlerweile nur anlassbedingt, sprich, bei impulsiven Ausbrüchen oder anstrengenden Terminen. Damit geht es mir weit besser. Ich kann es also nicht bestätigen, wie Sie schreiben “Nein, Stimulanzien wie Methylphenidat führen nicht zu Depressionen”. Stimmungsschwankungen, Stimmungswechsel und Persönlichkeitsveränderungen sind sogar eine häufige Nebenwirkungen, dicht gefolgt von Selbstmordgedanken.

    Antwort
    • Das mag Ihre Erfahrung sein. Die spreche ich nicht ab. Aber nicht das Medikament verursacht die Depression. Man nimmt unter MPH bzw. Amphetaminen einfach stärker sich und die Gefühlslage wahr. Das Leben mit ADHS ist alles andere als einfach. Häufig treten dann Traumata bzw. eben emotionale Verletzungen an die Oberfläche. Deshalb wird ja häufig begleitend oder alternativ mit einem Antidepressivum gearbeitet. Ich selber erlebe aber eher das Gegenteil (gerade diese Woche) : Patienten werden jahrelang mit Antidepressiva oder Psychotherapie “behandelt”, die eigentlich eine ADHS-Konstitution haben. 30 mg Elvanse und sie verlieren diese Unruhe, die Unordnung im Kopf, die Selbstwertzweifel bzw. die lebenslange Problematik der Anstrengung gegen einen imaginären inneren Widerstand.

      Die meisten Fachärzte für Psychiatrie sind schlicht und ergreifend in ihrer Informationsblase gefangen und setzen dann immer weiter Neuroleptika und Antidepressiva ein und um. Das ist aber eben ein Verlängern des Leidens mit der Gefahr, dass sich die Patienten früher oder später umbringen.

      Antwort
      • “Aber nicht das Medikament verursacht die Depression. Man nimmt unter MPH bzw. Amphetaminen einfach stärker sich und die Gefühlslage wahr.”

        Genau das bekomme ich immer wieder zu spüren, wenn starke psychische Belastungen da sind. Während der Wirkung der Medikamente geht es mir schlechter. Auch meine Bandbreite an Copingstrategien greift dann nur unzureichend. Ich habe es eine die ersten Jahre unter Medikation (bei mir nun 9 Jahre) beobachtet, dass es mir nach Wirkungsende besser geht und positive Ablenkung (u.A. vom Gedankenkreisel und definieren können, wie ich mich fühle) besser fruchtet. So kam ich zu dem gleichen Schluss, dass mir unter der Medikation klarer ist, dass es mir dann nicht gut geht. Deshalb sprach ich irgendwann meinem behandelnden Arzt. Wir haben vereinbart, dass ich in solchen Extremsituationen die MPH nach eigenem Ermessen weglassen darf.

        Ich habe zum Glück nur reaktive Depressionen (so nenne ich das), die eines Auslösers bedürfen. So schnell, wie sie kommen, so schnell sind sie auch weg, wenn der Auslöser ausgeräumt ist.

      • Ja, deshalb finde ich es so wichtig umfangreich über die Wirkung der Medikation aufzuklären. Und zwar nicht in Hinblick auf die (sehr seltenen) Nebenwirkungen. Sondern in Hinblick auf die Wirkung und der Notwendigkeit der individualisierten Therapie bzw. Medikationsregulation.
        Was aber offiziell ja bei Stimulanzien (BTM) so eine Sache ist…

      • Thomas Kohnle

        Seit ca. 4 Wochen nehme ich 30mg Elvanse Adult – zum Schlafen 1/4 Quetiapin 25 mg. Seit dem sind auch die depressiven Symptome, wie Erschöpfungszustände bei denen ich kaum aufstehen konnte, verschwunden. Bei mir waren mit Medikinet die Wallungen und der Stress irgendwann unerträglich. Auch der systolische Wert des Blutdrucks spielte verrückt. Er lag meistens zwischen 95 und 110.
        Was oft zu einer depressiven Verstimmung bei mir führt ist meine Hochempfindlichkeit. Es kann passieren, dass ich z.B. Tage nach einem Gespräch aufwache und mir ein mich verletzender Satz nicht mehr aus dem Kopf geht. Dann verstehe ich warum plötzlich meine Stimmung gekippt ist. Das funktioniert auch im Positiven. Eine gute Nachricht, ein gutes Gespräch- bei dem ich eine Resonanz spürte- können meine Stimmung schlagartig aufhellen.
        Wahrscheinlich hat das mit der Reizoffenheit zu tun. Manche Eindrücke kann ich gar nicht so schnell verarbeiten wie ich sie aufnehme. Vielleicht hat jemand von euch ähnliche Erfahrungen gemacht.

  • Ich bin 59 Jahre alt. Vor Fünf Jahren wurde mir ADHS diagnostiziert. Ich habe eine Odyssee hinter mir. Ambulante
    Psychiatrie + 2 Monate stationär. Ich wurde wegen Depressionen behandelt, aber die verschiedenen Antidepressiva vertrug ich nicht. Zuletzt nahm ich Moclobemid 300mg, Quetiapin 1/2 25 mg und Medikinet adult 10mg bei Bedarf. Auf einer Reha bekam ich dann 2×20 mg Medikinet adult und 1/2 25 mg Quetiapin. Das Medikinet war eine tolle Erfahrung. Ich war strukturierter und ausgeglichener. Zurück im Alltag hat mich die Depression wieder. Kann neben den äußeren Faktoren auch das Quetiapin eine Rolle spielen? Haben Sie Erfahrung mit dieser Kombination?
    Vielen Dank

    Antwort
    • Ich kann und darf natürlich keine Beratung machen. Aber ganz allgemein : Quetiapin wirkt ja quasi entgegen gesetzt zum Methylphenidat. Manchmal gebe ich zur Nach Quetiapin wenn es unbedingt sein muss. Ansonsten bin ich eher ein Gegner von Neuroleptika bei Erwachsenen mit ADHS. Sie verursachen eher die Depression, die sie eigentlich behandeln sollen.

      Antwort
      • Vielen Dank Herr Winkler für ihre Antwort. Ich habe auch den Verdacht, dass es einen Zusammenhang zwischen
        den Depressionen und dem Quetiapin gibt. Ich versuche die 12,5 mg abzusetzen und die unruhigen Nächte erstmal zu akzeptieren.

  • Ich persönlich habe bemerkt, dass ich, bei zu hoher Dosis von Concerta (vor allem zu Beginn der Therapie) lethargisch wurde. Dies führte dann zu Gefühlen von “Mir-egal”, “ist-alles-okay”, “jaja mach nur…” – also einfach zu Distanziertheit vom Leben ohne wirkliche Gefühle von Traurigkeit, Wut oder auch Freude spüren zu können. Dies fühlte sich dann sehr ähnlich wie bei einer Depression an, die ich selber bereits mehrmals erlebt hatte.
    Bei Methylphenidat (Ritalin) war ich superfleissig und konzentriert, aber fühlte nicht wirklich, wie ich mich fühlte. Ich war einfach da und auf mich konzentriert und meine Arbeit. Der Rest hat mich nicht sonderlich interessiert. Auch keine Depressionen in Sichtweite.
    Ich habe nun nach 2 Jahren von Concerta (in niedriger Dosis als zu Beginn) auf Elvanse gewechselt, weil dies die Gefühle mehr durchlässt ohne mich “fremdgesteuert” und gefühlskalt zu machen. Und hier mache ich die Erfahrung, dass ich zwar wieder mehr Gefühle empfinden kann, leider aber auch wieder anfälliger bin was meine emotionalen Schwankungen betrifft. Ich kann mir deshalb gut vorstellen, dass es (wie oben erwähnt) mit einer verbesserten Selbstwahrnehmung zu tun hat.
    Evidenzbasiert ist dies natürlich nicht 😉

    Antwort
  • Unsinnstifter

    Ich möchte dazu meine folgenden Eindrücke schildern.

    AD(H)Sler sind Kicksucher, das belastet aber das Nervenkostüm. Fehlt dem ADHSler genug Selbstwahrnehmung und ist die Dosierung von Ritalin zu hoch, dann führt das zu einem eher angenehmen Aufgedreht-Sein, teils zu vermehrtem Hyperfocus, was man dann als hilfreich wahr nimmt aber auf Dauer einfach nicht gut geht. Denn man fährt dabei auf Verschleiß und früher oder später führt dies dann zu einer Depression. Die Nerven sind runter, die Energie aufgebraucht es folgt Antriebsmangel und der dazu das man seine Aufgaben nicht mehr schafft. Die Erfolge der “künstlichen Manie” fallen in sich zusammen und das fördert Verstimmungen und Unzufriedenheit, die als Depression fehlgedeutet werden können.
    Vielleicht hat dies auch mehr noch mit einem komorbiden Asperger-Autismus zu tun und daraus resultierender geringerer Belastbarkeit bzw. schlechterer Wirksamkeit bzw. anderer Reaktion auf das Ritalin.
    Überdosierungen sind auf jeden Fall zu vermeiden, so positiv sich das kurzfristig auswirken mag – das geht so oder so auf Dauer nicht gut.

    Ist jetzt eher subjektiv, muss nicht alle betreffen. Muss jeder sehen ob es führ ihn trägt. Der Rat die Dosierung so niedrig wie möglich zu wählen ist mit Sicherheit für alle wichtig.

    Grüße

    Antwort
  • So ganz stimmt dass nicht das ADHS-Medikamente keine Depressionen verursachen. Gerade retardierte Medikamente mit einem abrubten Ende der Wirkung könen die zum ADHS gehörenden Stimmungsschwankungen verstärken. Ich als Erwachsener mit ADS habe diese Erfahrung machen müssen. Das Medikament Stratterra hat diesen Effekt Gott sei Dank nicht. Ähnlich verhält es sich mit Elontril wo von Betroffenen vom sog. “Wulbeterin coaster” gesprochen wird. Eine optimale Abstimmung auf die Symptome der Betroffenen ist da gefragt, und nicht immer ist bezüglich der Nebenwirkungen Methylphenidat oder Medikinet, oder besser bekannt unter dem Trivialnamen Ritalin die beste Lösung. Dies gilt aber für viele Psychopharmaka weil jeder Gehirnstoffwechsel ein wenig anders ist. Daher ist es wichtig auch einen erfahrenen Arzt zu Rate zu ziehen. Die meisten “Erwachsnenpsychiater” haben leider nicht genug Erfahrung mit der Behandlung von Erwachsenen Patienten. So dass ich mich z. B. in einer Spezialambulanz an einem Universitätsklinikum meiner Heimatstadt behandeln lasse.
    Es gibt immer noch zu wenig Wissen über ADHS und die Medikation auch bei Fachärzten. Leider hält sich auch die Mär von einem Suchtpotential dieser Medikamente. Dies ist aber bei einer sachgemäßen oralen Einnahme nicht der Fall.

    Antwort
    • Es ist häufiger so, dass man unter der Medikation spürt, dass man depressiv ist. Aber die Medikamente machen nicht depressiv

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      • Nun ja wenn Sie wirken nicht! Aber es kann sein dass etwa Elontril auch Stimmungsschwankungen verstärkt. Bei Patienten mit komorbider Depression soll Stratterra besser geeignet sein weil es auch gegen Ängste und Depressionen wirkt und es keine Wirksamkeitslücke wie bei Metylphenidat gibt. Was halt bei einer ADHS Medikation sein kann dass ältere Konflikte klarer gesehen werden und das zu Depressionen führt. Das hat im Grunde mit der Wirksamkeit der Medikamente wenig zu tun. Und es kann auch zu einer Persönlichkeitsveränderung kommen können. Ich merke dass bei mir das mir plötzlich andere Dinge Spass machen als früher weil ich konzentrierter bin. Das ist manchmal sehr drastisch.

      • Das mag die persönliche Erfahrung sein. Strattera wirkt aber nicht besser bei ADHS und Depressionen. Eher schlechter, wenn ich so die Erfahrung meiner Patienten ansehe.

      • Das hängt vielleicht auch vom jeweiligen Subtyp ab. Es kann sein dass sie generell mehr Patienten mit hyperaktiven Subtyp haben. Ich kann mir das gut vorstellen dass die im klinischen Bereich häufiger sind. Beim tagträumerischen Subtyp kann es gut sein dass Stratterra besser wirkt.

      • Wir haben natürlich weit mehr “hypoaktive” als hyperaktive in Therapie. Und ehrlich gesagt : Ich kann mich nur sehr sehr sehr selten an Effekte von Strattera erinnern. Bei den meisten ADSlerinnen macht es eine Art “motivationslose” Wachheit. Gegen Depression hat es nie geholfen. Aber das ist meine persönliche Erfahrung. In einer Klinik hat man ja nicht wochenlang Zeit darauf zu warten, ob vielleicht noch ein Effekt eintritt.

      • Das ist ganz komisch mit Stratterra, das kann sogar noch etwas länger dauern als mehrere Wochen. Bei hypoaktiven ist der Antrieb generell sehr schlecht. Und mitunter macht auch Stratterra müde. Bei mir ist das nicht der Fall, aber das ist auch besser geworden weil ich das Neuroleptikum zur Nacht reduzieren konnte. Das mit dem Antrieb ist aber ein riesiges Problem. Das aufdosieren dauert lange, und am Besten wird es wohl in kleinen Dosen aufdosiert. Und die volle Wirkung hat man mitunter auch erst nach paar Monaten. Dafür läßt die Wirkung nicht so schnell nach. Das macht halt nichts wenn mal einmal das Medikament vergißt. Das ist bei Methylphenidathaltigen Medikamenten krasser. Ich glaube Sie haben sich vertan sie meinen mehr hyperaktive Patienten in Behandlung. Ich vertue mich auch manchmal mit der Reihenfolge. Vielleicht ist ja zerstreut sein etwas ansteckend. Es kann aber sein das hypoaktive häufiger an Burn Out leiden. Gerade in Verbindung mit Sluggish cognitive Tempo kann das der Fall sein.

      • Nein, ich habe weit mehr “hypos” als hyperaktive. Die ziemlich teure Wette auf eine mögliche Wirkung von Strattera in einer fernen Zukunft halte ich für unseriös. Und letztlich leuchtet mir auch gar nicht ein, wieso und wie dann Strattera irgendwann noch eine Wirkung erzielen soll, wenn dies nicht nach 3-4 Wochen (bei Antidepressiva sagt man sonst 14 Tage) passiert. Ich persönlich würde selber bzw. für mein Kind nie ein Medikament über 10-12 Wochen schlucken, wo ich keinen Effekt sehe. Nur, weil die Pharmavertreter dann über mehrere Wochen dieses Präparat verkauft haben ? Nie im Leben !

    • Franziska

      Ich leide an ADHS und Borderline gleichzeitig.
      25 mg Methylphenidat (2 Mal pro Tag, dass das Präparat bis zu 6 Std wirkte. Es wurde mit 2 x 5 mg/Tag angefangen und wöchentlich um je 5 mg erhöht) hat meine Stimmungsschwankungen ganz krass verstärkt. Ich hatte bis 4 depressive Tiefe in der Woche, oft mit Suizidgedanken. Metylphenidat wurde deswegen abgesetzt und ich wurde auf 20 mg Escitalopram eingestellt. Damit habe ich zwar immer reaktive depressive Tiefe aber deutlich weniger als unter Methylphenidat (letzter Tief war vor 6 Wochen).
      Was die Stimmung anbelangt, fühle ich mich also unter diesem SSRI deutlich besser.
      Ich frage mich allerdings, ob ich mit 25 mg Methylphenidat (2 x 25 mg) nicht überdosiert war.
      Denn mit 10 mg (2 x 10 mg in Abstand von 6 Stunden, also 10 mg gegen 7 Uhr, 10 mg gegen 13 Uhr, gleich nach dem Essen) war meine Stimmung die ganze Woche sehr gut.
      Und kann man Methylphenidat und ein SSRI kombinieren ( z.B. 2 x 10 mg MPH + 20 mg Escitalopram)?

      Antwort
      • Leider kann ich da keine Dosis- bzw. Behandlungsempfehlungen geben. Grundsätzlich ist die Kombi aber möglich und sinnvoll

  • Michael Heinrich

    Vielen Dank für den sehr gelungen Eintrag. Persönlich sehe ich es auch so, das eine Medikation mit Methylphenidat bestimmt nicht als Hauptindikator zu Depressionen führt. Das Präparat zusammen mit einer Therapie, führt meines Erachtens zu einer Verbesserung der Selbstwahrnehmung. Diese Verbesserung führt in der Anfangsphase oft zu Erkenntnissen im Bezug auf das Selbstbildnis, welche aufgearbeitet und therapeutisch geklärt werden müssen. Dabei handelt es sich dann jedoch nicht um eine Begleiterscheinung der Medikamenteinnahme, sondern um eine depressive Verstimmung. Diese sollte dann vielmehr als Möglichkeit genutzt werden, psychotherapeutische Hilfe zu leisten und dem Patienten die dadurch entstandenen Chancen nahe zu bringen. Durch eine immer vorlaufenden Verbesserung des Umgangs mit ADHS, wird es durch eine entstehende Erwartungshaltung immer wieder auch Rückschritte mit Verstimmungen geben. Diese sind dann meines Erachtens jedoch keine direkte Nebenwirkung von Metylphenidat.

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