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ADHS & Doppelbelastung: ADHS-Frauen zwischen CARE-Arbeit und Erschöpfung

„Wenn Mental Load Kalorien verbrennen würde, wäre ich längst Model. Aber stattdessen bleibe ich müde, zerrissen – und voller Schuldgefühle.“

ADHS bei Frauen bleibt oft jahrzehntelang unerkannt. Viele erfahren erst durch die Diagnose ihrer Kinder, dass sie selbst betroffen sind. Dann fällt es wie Schuppen von den Augen: „Das erklärt mein Chaos, meine Rastlosigkeit, meine ständigen Selbstzweifel.“

Doch die Diagnose allein macht das Leben nicht leichter. Im Gegenteil: Plötzlich sehen viele Frauen klar, wie groß ihre Doppelbelastung wirklich ist. Beruf, Familie, Haushalt, Partnerschaft – dazu das eigene ADHS-Gehirn, das wie ein offenes Browserfenster mit 1000 Tabs arbeitet.

ADHS im Erwachsenenalter bedeutet: immer zu viel, nie genug – und trotzdem weitermachen.

ADHS im Erwachsenenalter – die tägliche Zerreißprobe

Morgens um halb sieben beginnt der Tag mit einem Gedankensturm:
Habe ich den Elternabend auf dem Schirm? Welche Unterlagen braucht das Jugendamt? Wo ist das Lieblingsshirt vom Sohn?

Noch bevor die erste Tasse Kaffee leer ist, fühlt es sich an, als hätte ich schon Überstunden gemacht.

„Mein Tag startet mit einem Marathon im Kopf – bevor ich überhaupt losgelaufen bin.“

Im Job als Sozialpädagogin blühe ich auf, wenn ich mit Menschen kreativ arbeiten darf. Doch die Realität sieht oft anders aus: Formulare, Dokumentation, Fristen. Strukturzwang trifft Chaosgehirn. Nach der Arbeit wartet der zweite Job: Care-Arbeit zuhause.


Care-Arbeit: unsichtbar, aber allgegenwärtig

Für viele Frauen ist Care-Arbeit selbstverständlich – für Mütter mit ADHS ist sie eine tägliche Prüfung.

  • Therapietermine für die Kinder koordinieren
  • Arztbesuche, Schulgespräche, Förderpläne
  • Wäsche, Einkauf, Kochen, Organisation

„Ich jongliere mit zehn Bällen gleichzeitig – und wehe, einer fällt. Dann ist sofort Scham da.“

Die meisten Menschen sehen nur die Spitze des Eisbergs. Sie sehen die Mutter, die pünktlich beim Elternabend sitzt. Nicht aber den Nervenzusammenbruch davor, weil drei Aufgaben gleichzeitig eskalierten.

Care-Arbeit ist wie ein zweiter Vollzeitjob, für den es weder Lohn noch Anerkennung gibt.


Resonanzdynamik: ADHS heißt mitschwingen – manchmal bis zur Erschöpfung

Frauen mit ADHS sind besonders resonanzempfindlich. Sie nehmen die Schwingungen anderer unmittelbar auf:

  • die gereizte Stimmung des Partners
  • den unausgesprochenen Druck des Chefs
  • das innere Brodeln des Kindes

„Ich bin wie eine Stimmgabel: Jeder Ton in meinem Umfeld bringt mich zum Mitschwingen.“

Das macht uns empathisch und oft zu Problemlöserinnen. Aber es laugt auch aus. Wir sind ständig in Alarmbereitschaft, reagieren, springen ein, beruhigen, organisieren.

Für andere bin ich die Feuerwehrfrau – für mich selbst bleibt nur Asche.

ADHS Mutter als Freuerwehrfrau Für andere Brenne ich - für mich bleibt Asche vom Burnout

Schuldgefühle: das unsichtbare Gewicht auf meinen Schultern

Das größte Problem sind nicht die Aufgaben, sondern die inneren Stimmen.

ADHS Erschöpfung und Schuldgefühle bei ADHS Frauen
  • „Du bist im Job nicht gut genug.“
  • „Du bist keine geduldige Mutter.“
  • „Du bist chaotisch und unzuverlässig.“

„Es ist, als würde ich in zwei Welten gleichzeitig zerrissen – und beide schreien: Mehr! Schneller! Besser!“

Diese Schuldgefühle sind wie ein Schatten, der mich den ganzen Tag begleitet. Selbst wenn objektiv vieles gelingt, fühlt es sich innen nie genug an.


Alltag im Resonanzchaos

Ein typischer Tag klingt so:

  • Vormittags: Großraumbüro, Telefone klingeln, Kolleg:innen reden durcheinander. Mein Kopf explodiert.
  • Nachmittag: Hausaufgabenchaos, Wutanfälle, Diskussionen um Mathe. Nebenbei Nudeln kochen, Mails checken, die Tochter beruhigen.
  • Abends: Statt Erholung zieht das Gedankenkarussell an. Was habe ich vergessen? Wen enttäuscht? Welche Frist verpasst?

„Mein Gehirn ist wie ein offenes Browserfenster mit 1000 Tabs – und ich habe den Ton auf allen gleichzeitig an.“


Der Preis des Dauerfunktionierens

Viele glauben, ADHS sei „nur“ Unaufmerksamkeit oder Zappeligkeit. Aber im Erwachsenenalter bedeutet es oft etwas anderes:

  • Daueranspannung
  • permanente Überforderung
  • der Zwang, trotz Erschöpfung weiterzumachen

„Mein Körper lebt in Dauer-Alarmbereitschaft, mein Herz rast, meine Gedanken rasen.“

Das ist der Preis dafür, immer alles gleichzeitig zu stemmen. Und oft merke ich erst, wie erschöpft ich bin, wenn es schon zu spät ist.


Wenn Scham zur Maske wird

ADHS bedeutet für viele Frauen auch: Maskieren. Nach außen die starke Mutter, die zuverlässige Kollegin. Innen aber brennt es.

„Ich trage eine Maske, damit niemand merkt, wie kaputt ich wirklich bin.“

Doch die Maske macht schwer. Je länger ich sie trage, desto weniger spüre ich mich selbst.


Hoffnung & Resonanzräume – was Frauen mit ADHS wirklich brauchen

Trotz allem gibt es auch Hoffnung. Momente, in denen ich spüre: Ich bin nicht allein.

  • In einer Community, in der Frauen offen über ihr Chaos sprechen.
  • Bei Gesprächen, in denen jemand sagt: „Hey, mir geht’s genauso.“
  • In Räumen, in denen ich nicht funktionieren muss, sondern einfach sein darf.

„Dieses Gefühl, nicht allein zu sein, ist wie ein Sauerstoffschlauch im Chaos.“

Das ist es, was Frauen mit ADHS brauchen: Resonanzräume, in denen sie gesehen werden – nicht nur in ihrer Erschöpfung, sondern auch in ihrer Stärke.


Fazit: Wir müssen nicht perfekt sein

ADHS bei Frauen ist mehr als ein medizinisches Etikett. Es ist eine Lebensrealität voller Chaos, Schuldgefühle und Doppelbelastung – aber auch voller Kreativität, Empathie und Kraft.

„Wir müssen nicht perfekt sein. Wir müssen lernen, auch für uns selbst ein warmes Licht anzuzünden.“

Unterstützung und gegenseitige Resonanz findet ihr in der ADHSSpektrum-Community auf Skool.
Neben einem täglichen Buddy-Coaching um 10 und 16 Uhr, 14 tägige moderierte Selbsthilfegruppe, Online-Bücher und Erklärvideos und einfach eine Atmosphäre, wo man sich nicht für ADHS rechtfertigen braucht.

ADHS-Spektrum-Community auf Skool für ADHS Frauen

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