Cannabis und ADHS: Neues Studienergebnis zeigt dramatische Risiken
Warum Menschen mit ADHS ein besonders hohes Risiko für problematischen Cannabiskonsum haben
ADHS und Cannabis – Eine unterschätzte Gefahr?

Die unterschätzte Gefahr von Cannabis bei ADHS
Cannabis wird oft als vergleichsweise harmlose Substanz wahrgenommen. Doch aktuelle Forschungsergebnisse zeigen eine besorgniserregende Realität, insbesondere für Menschen mit ADHS. Eine großangelegte Studie von Wang et al. (2025), veröffentlicht in JAMA Network Open, hat nachgewiesen, dass Cannabisabhängigkeit mit einem massiv erhöhten Risiko für gesundheitliche und soziale Folgen einhergeht. Besonders gravierend ist die Verbindung zwischen ADHS, Entwicklungsverzögerungen im Gehirn und dem gesteigerten Suchtpotenzial.
Doch was bedeutet das für Betroffene? Und welche Konsequenzen hat diese Erkenntnis für die psychologische und psychiatrische Praxis?
Studienergebnisse: Massive Gesundheitsrisiken durch Cannabisabhängigkeit
Die Studie von Wang et al. (2025) untersuchte eine Kohorte von über 11,6 Millionen Menschen aus Kanada und kam zu beunruhigenden Ergebnissen. Personen, die aufgrund einer Cannabisabhängigkeit in eine Notaufnahme oder stationäre Behandlung aufgenommen wurden, hatten ein 2,8-fach erhöhtes Sterberisiko im Vergleich zur Allgemeinbevölkerung. Die bedeutendsten Risikoerhöhungen betrafen:
- Suizid: 9,7-fach erhöht
- Unfälle und Verletzungen (Trauma): 4,5-fach erhöht
- Vergiftungen durch Opioide: 5-fach erhöht
- Tödlicher Lungenkrebs: 3,8-fach erhöht
- Psychosen: 3-fach erhöht
Zusammenhang mit Psychosen
Besonders besorgniserregend ist der Zusammenhang zwischen Cannabis und Psychosen. In Kanada, wo Cannabis legalisiert wurde, hat sich die Zahl der Psychosen durch Cannabiskonsum verdreifacht (ADHS & Psychose). Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass THC über eine Dysregulation des Dopaminsystems sowie eine Veränderung der kortikalen Erregbarkeit Psychosen begünstigen kann. Besonders betroffen sind Menschen mit genetischen oder neurologischen Anfälligkeiten – wie ADHS-Betroffene.
Diese Erkenntnisse unterstreichen, dass Cannabiskonsum keineswegs harmlos ist und mit erheblichen gesundheitlichen Risiken einhergeht. Besonders bedenklich ist, dass die Zahlen nur Fälle berücksichtigen, die eine hospitalisierte Behandlung erforderten – die Dunkelziffer problematischen Konsums könnte weit höher sein.
Warum ADHS-Betroffene besonders gefährdet sind
Studien zeigen, dass Menschen mit ADHS ein dreifach erhöhtes Risiko für eine Cannabisabhängigkeit haben. Während in der Allgemeinbevölkerung etwa 1-2 % eine Cannabisabhängigkeit entwickeln, liegt dieser Wert bei ADHS-Betroffenen zwischen 5 und 7 %. Der problematische Konsum tritt bei ADHS-Betroffenen besonders häufig auf, da Cannabis kurzfristig exekutive Dysfunktionen und Impulsivität dämpfen kann. Doch langfristig verschärft sich das Problem durch die Verstärkung der ADHS-Symptomatik, was einen Teufelskreis aus Konsum und gesteigerter Abhängigkeit erzeugt.
- Erhöhtes Risiko für multiple Substanzabhängigkeit (z. B. Alkohol oder Benzodiazepine)
- Geringere Erfolgsrate bei klassischen Entzugsprogrammen, da ADHS-Betroffene oft impulsiver auf Rückfälle reagieren (ADHS & Sucht)
- Stärkere Abhängigkeitsentwicklung bereits im Jugendalter, da ADHS häufig mit früherem Cannabiskonsum einhergeht
Im Vergleich zu anderen Substanzen zeigt sich, dass Alkohol und Nikotin ebenfalls häufig konsumiert werden, aber Cannabis oft als Einstiegssubstanz dient und aufgrund seiner langfristigen neurokognitiven Effekte besonders problematisch ist.
Das ADHS-Belohnungssystem und Suchtverhalten
Das ADHS-Gehirn entwickelt sich in entscheidenden Bereichen langsamer als das neurotypische Gehirn, insbesondere im präfrontalen Kortex, der für:
- Impulskontrolle
- Langfristige Entscheidungsfindung
- Belohnungsverarbeitung
verantwortlich ist. Da diese Strukturen verzögert ausreifen, haben Menschen mit ADHS oft Schwierigkeiten mit Selbstregulation, Frustrationstoleranz und Belohnungsaufschub. Cannabis bietet kurzfristige Linderung und aktiviert das dopaminerge Belohnungssystem – doch langfristig verschärft es das Problem, da es die natürliche Dopaminregulation weiter beeinträchtigt (Neurobiologie von ADHS).
Warum Cannabis keine harmlose Selbstmedikation ist
Die aktuelle Studie verdeutlicht, dass Cannabisabhängigkeit mit gravierenden Risiken verbunden ist. Besonders für Menschen mit ADHS ist der Konsum problematisch, da die Entwicklungsverzögerung des Gehirns das Suchtrisiko erhöht. Zudem zeigt sich, dass Cannabis unter ADHS-Betroffenen die häufigste Substanzabhängigkeit ist, was eine gezielte Prävention und alternative Therapieansätze umso dringlicher macht.
Alternative Ansätze für ADHS-Betroffene
1. Medikamentöse Therapie: Stimulanzien wie Methylphenidat und Amphetamine haben nicht nur eine nachgewiesene Wirkung auf die Konzentration, sondern reduzieren auch das Risiko für Suchterkrankungen (Medikamente & ADHS).
2. Verhaltenstherapie & Coaching: Strukturierte Therapieansätze und Coaching helfen dabei, Impulsivität und emotionale Regulation gezielt zu verbessern.
3. Community & Peer-Support: Der Austausch mit Gleichgesinnten kann helfen, bessere Coping-Strategien zu entwickeln und destruktive Muster zu durchbrechen. Einblicke dazu findest du auf Steady ADHSSpektrum.
4. Bewegung & Struktur: Regelmäßige Bewegung, Tagesstruktur und gezielte Dopamin-Management-Techniken helfen, ohne schädliche Substanzen bessere Selbstregulation zu erreichen (Sport & ADHS).
Fazit: Prävention statt Selbstmedikation
Die neuesten Studien zeigen, dass das Risiko für schwerwiegende Gesundheitsprobleme und Suchterkrankungen durch Cannabiskonsum bei ADHS-Betroffenen deutlich erhöht ist. Wer langfristig gesunde Alternativen sucht, sollte sich mit evidenzbasierten Therapieansätzen beschäftigen – und nicht auf riskante Selbstmedikation setzen. Informiere dich jetzt über sichere Alternativen! 💡



Als ADHDler finde ich die ADHD-Schlussfolgerungen logisch, aber was mir bei Marihuana-Studien und auch bei solchen Artikeln fehlt ist, dass nicht geprüft wurde, ob die Menschen nicht schon vor dem Marihuanakonsum psychisch angeschlagen waren. Von den vielen dutzenden kiffenden und generell Drogen nehmenden Menschen, die ich in meinem Leben kennengelernt habe, war kein einziger vorher nicht auf die eine oder andere Art angeschlagen.
Was auch fehlt ist die Qualität des Marihuanas. War es reines oder gestrecktes Marihuana?
Nicht selten werden andere psychoaktive Substanzen wie zB Fentanyl, aber auch Haarspray, zugesetzt. Manchmal wird Marihuana mit synthetischen Cannabinoiden versetzt, die im Allgemeinen viel potenter sind als natürliches THC und schnell zu Abhängigkeit sowie Psychosen führen können.
Ich kiffe seit 27 Jahren nicht mehr, aber sogar ich habe gehört, dass zB in Wien das Marihuana von Afghanen keine gute Qualität hat und gestreckt ist.
Auch mexikanische Kartelle, die den ganzen nördlichen Kontinent auf der anderen Seite des Atlantiks beliefern, sind nicht gerade für die gute Qualität der Waren bekannt. Die Absatzmengen, d.h. Billig, also für den Konsumenten leistbar, und die Abhängigkeit durch die Wirkung sind wichtig, nicht die Qualität.
Sofern es also keine Studie gibt, die mit einer repräsentanten Anzahl an nachweislich vor dem Marihuanakonsum „gesunden“ Menschen, die ausschließlich reines, ungestrecktes Marihuana konsumiert haben, sehe ich Studien mit Vorsicht und durchaus Skepsis, wobei ich sie aber aucg nicht grundsätzlich negiere.
Hallo Herr Dr. Winkler, könnten Sie die zitierte Studie hier noch verlinken? Das wäre toll! Danke!
Hallo und Guten Tag,
dieser Artikel ist hilfreich.
***Wichtig ist das diese Studie deutlich macht mit welchen Risiken der Cannabiskonsum einhergehen kann und das tut sie !!***
Wenn ich diesen Artikel lese erschließt sich mir nicht nicht was dies Studie nun an neuen Erkenntnissen hervorgebracht hat.
Die erhöhte Suizidalität erklärt sich doch auch schon, wissen wir, alleine dadurch das der ADHSler schon „früh bemerkt das er anders ist“.
Er hat häufiger soziale Konflikte – Frustrationserlebnisse die sich mit dem Übergang in die Pubertät forcieren können oder gar ausweiten.
In dieser Phase bis in die Adoleszenz hinein, veränderte sich das Gehirn erheblich, und es werden wichtige Erfahrungen gemacht die für das weitere Sozialverhalten und Gestaltung von Beziehungen wichtig sind.
Dann kommt der Suchtmittelkonsum, psychotrope Substanzen wie Alkohol oder Cannabis… mit ins Spiel und beeinflussen die positive Entwicklung im Gehirn negativ und damit häufen sich sich die Frustrationserlebnisse……
Ich bin kein Wissenschaftler oder Therapeut sondern selbst betroffener und habe mich bewährt.
Der private regelmäßige Konsum von Psychotropen Substanzen macht es dem ADHSler, nur schwieriger im Leben – meine Eigene Erfahrung u. Beobachtung.
MFG
Thomas
Hallo ADHS und Sucht Risiko war immer da , also einfach nicht rechtzeitig aufgepasst in Umgebung von dieser Personen soweit dies möglich ist oder war.
Nicht untersucht ist welche sucht oder ähnliches die Personen ohne dieser Cannabis Konsum da entwickelt hätten leider. Aber in allgemeine sollte dass dann sehr möglich ein anderer sucht gewesen sein.
Dass es etwas bringt ist also klar, dass man aufpassen muss mit welche Instanz dann auch . so auch Medikamenten ist klar, hol dich Hilfe aus die Umgebung die einige Maße aufpassen können wegen sucht gefahren. ist mein nicht medizinische Gedanken hier.
Vielen Dank für die Zusammenfassung dieser Studie und für diesen sehr wertvollen Blogbeitrag. Ich werde ihn in meinem nächsten Newsletter teilen. Viele Grüße, Birgit Boekhoff