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Unruhe und Hyperaktivität bei ADHS

Auf der Suche nach interessanten Artikeln und News zum Thema ADHS bin ich auf den Blog von Nikki Schwartz gestossen. Es finden sich in diesem Blog wirklich tolle Alltagstips für Eltern von ADHS-Kids. Ein Beitrag beschäftigt sich mit der Frage der Bewegungsunruhe und Nervosität bei ADHS-Kindern.

Mir gefällt ja schon der grundsätzliche Erklärungsansatz des Hannoveraner ADHS-Experten Georg Wolff, wonach Unruhe bei ADHS-Kindern ein Versuch der Selbstbehandlung im Sinne von „sich richtig machen“ ist. Damit wird teilweise die Unteraktivität im Vorderhirn bzw. auch Regulationsstörungen im Dopaminhaushalt ausgeglichen.

Wenn man nun versucht, die quälende Unruhe bzw. Intoleranz von Langeweile durch „Zwang“ oder falsche Erwartungen zu bekämpfen, wird man sowohl als Eltern wie auch als Lehrer auf der Verliererstrasse sein. Im Blog von Nikki Schwartz gibt es dazu ein schönes Bild von einem Elefantenfuss, der ein Kind mit ADHS quasi versucht zu erdrücken. So kann man natürlich auch Bewegung begrenzen. Dann wären wir in dem fürchterlichen Bereich der „Festhalte-Therapie“, was ich persönlich als Kindesmisshandlung ansehe.

Bewegungsunruhe aktiviert das Frontalhirn. Das ist erstmal gut und notwendig. Die eigentliche Frage ist also, wie kann ich den richtigen Ansatz der Bewegung bzw. Selbstaktivivierung so umsetzen, dass einerseits nicht andere Kinder im Unterricht gestört, andererseits aber auch Lernen möglich wird?

Natürlich helfen Bewegung bzw. Bewegungspausen. Aber auch die Gestaltung des Arbeitsplatzes oder sogar die Auswahl zwischen zwei unterschiedlich gestalteten Sitz- und Stehplätzen zum Arbeiten und Lernen in der Klasse oder bei den Hausaufgaben kann schon richtig sein. Weitere Tipps und Tricks findet man auf dem Blog.

Mich würden Erfahrungen von Eltern bzw. Erwachsenen interessieren, welche eigenen Erfahrungen und Tricks gegen Unruhe sich als wirksam erwiesen haben. Und welche eben zwar der Erwartungshaltung von Lehrern entsprechen, aber garantiert nicht funktionieren …

3 Gedanken zu „Unruhe und Hyperaktivität bei ADHS

  • Ich habe vor meiner Diagnose mit Ende 30 Wirtschaft studiert. Der Wille, die Motivation waren plötzlich da, ich konnte mich zum lernen zwingen.
    Zum Auswendiglernen von Formeln half nur eines. Immer im Kreis um einen kleinen runden Stehtisch gehen, das zu lernende vor mich hinflüsternd…das half…kurz vor Prüfungen tat ich es im Treppenhaus der Hochschule, klappte auch 🙂
    Letztes Jahr lernte ich intensiv für ein Zertifikat, zum ersten mal lernen mit Medis. Kein Vergleich zu vorher, ich sass wie festgeklebt auf meinem Stuhl und konnte mir alles einprägen. Zum ersten mal im Leben mit normalem Lernaufwand.

    Da kam etwas Wehmut auf. Was wäre aus mir geworden wenn ich das schon als Kind gekonnt hätte?

    Antwort
  • papillonindigo

    Als ich meine Diagnose bekam, war ich in eine praktikum wo ich mit Schulkindern 1.-6.- zu tun hatte. Einige davon auch mit ADS, einige andere irgendwie auffällig und sonst auch unauffällige Kindern einwanderer Familie.
    Ich errine mich an eine lebendige 11-Jährige der zwischen Schule und Hausaufgaben eine Pause auf Trempolin gemacht hatte um sich auszutobben… Er hat sicher selber gemerkt dass es ihm gut tut!
    Ich merkte auch dass einige Kindern bei Aufgaben nicht ruhig sitzen konnten und habe es auch so zugelassen… Ich errine mich an eine wilde, schlaue, chaotische, impulsive 2.-Klässer der mal seine Aufgaben im stehen gemacht hatte, ein Fuss auf der Stuhl. Wieso nicht? Mit Strukturierungshilfe ist es gegangen. Wenn ich eine grosse Unruhe mit Mühe sich zu konzentrieren gemerkt hatte, hatte ich probiert diese Kind mal zuerst entweder mit Trottinet um der Schulhause einige Runde zu machen oder mal sich auf Trempolin auszutobben. Nun, dann war eben schwierig diese Kleinen zu überzeugen wieder an der langweilige Mathaufgaben weiter zu arbeiten…
    Es gab manchmal Erwachsenen die meinten, ein Kind der sich ausgetobbt hatte, kann sich nicht richtig konzentrieren… Scheinbar wissen sie wirklich nichts über ADS… Ich wette dass sogar nicht betroffenen sich nach körperliche Anstregung sich auch besser konzentrieren können, aber nun es nicht so dringend brauchen als ADSler.

    Sonst wie ich als Schülerin war… Meine bewegungsdrang war ehe klein… Schreibzeug hatte ich dafür gerne geknabbert oder irgendwo gezeichnet (im 7. klasse gerade auf Pult, was meine Lehrerin nicht gefallen hatte).

    lg

    Antwort
  • Während des Lesens dieses Artikels habe ich unbewusst an meinen Fingerhäutchen gespielt. (Trotz Medikation). Als Kind hatte ich völlig zerkaute Finger. Damals hätte ich mir Minispielzeug gewünscht wo ich hätte daran herum“näggelen“ können. Ev. wäre ein Kraftball oder eine Kraftklammer hilfreich? Auch meine Radiergummis waren jeweils völlig zerstochen und bemalt.
    Heute gehe ich spazieren wenn ich jemandem zuhören muss oder mache ein Solitairespiel am Computer.

    Antwort

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