AllgemeinPressemeldung

Kosten von ADHS

ADHS ist teuer. Zumindest für die Krankenkassen in Deutschland. Nach Schätzungen des Robert-Koch-Instituts bzw. der Uni Hannover sind ca 600.000 Kinder in Deutschland betroffen.

Interessante Zahlen zur gesundheitsökonomischen Bedeutung von ADHS findet man hier.

Mit einem Kostenanteil von 44 Prozent spielen Ergotherapie und Verhaltenstherapie den grössen Kostenfaktor (1.704 Euro pro Jahr). Da sind die Medikamente vergleichsweise kostengünstig (483 Euro) oder 12 Prozent der Gesamtausgaben. Teuer sind vor allem die verschiedenen Begleit- und Folgeerkrankungen. Das summiert sich auf fast 3.900 Euro pro Jahr und damit viel mehr als für ein Kind ohne ADHS (ca. 2.900 Euro weniger).

Das Problem (noch nicht mal immer bei den Kosten für die Krankenkassen) sind die viel häufigeren Lernstörungen (15 mal mehr), Depressionen und Selbstwertstörungen und eben Unfälle.

4 Gedanken zu „Kosten von ADHS

  • Da stimme ich absolut zu. Mein Eindruck ist, dass genau wie in der „richtigen“ Politik die Verantwortlichen nur in der Gegenwart leben, also im hier und jetzt, mit den Zahlen und Verfügbarkeiten von heute denken. Sicherlich müssen wirtschaftliche Aspekte berücksichtigt werden, damit die Sozialsysteme auf dem vergleichsweise hohen Niveau bestehen bleiben können. Aber wenn Kassen z.B. lieber Homöopathie bezahlen statt evidenzbasierte Medizin, ist das meiner Meinung eher ein Catchen der Trends statt der gesetzlich festgelegten Krankenversorgung. Und von der gesellschaftlichen Verantwortung mal abgesehen, ist es eine Schande, wenn Vorstände mit ihren haltlosen Statistiken Stimmung gegen die Teufelspillen machen und Eltern, Betroffene und Angehörige denunzieren.

    Antwort
  • Ja, ADHS kann teuer werden. Und man kann es kaum ermessen, wieviele unerkannte Betroffene noch mehr Kosten verursachen.

    Wenn man noch weiter denkt, ist dort aber noch lange nicht Schluss: Auch die restlichen Sozialsysteme werden belastet: Arbeitlosengeld, Sozialhilfe, Rente, wirkungslose Rehabilitationen.

    Laut der Deutschen Rentenversicherung sind 2013 40% der Menschen, die vorzeitig in die Erwerbsminderungsrente gehen, psychisch krank. Darunter sind sicherlich sher viele Menschen, die jahrelang in Behandlung waren, denn ohne stichhaltige Befunde, Untersuchungen und vorrangige Leistungen (z.B. Therapie, Klinikaufenthalte, etc.) verrentet die DRV in der Regel nicht.

    Es würde nicht verwundern, wenn einige von uns dabei sind, die jahrelang unerkannt und so falsch bzw. wirkungslos behandelt wurden.

    Antwort
  • Das eigentliche Problem hinter dieser Nachricht ist doch eher jenes :
    Nicht wenige ADHS-Patienten (egal ob Erwachsene oder Kinder / Jugendliche) greifen neben den multimodalen Behandlungen eben auf Behandlungen und Unterstützungen zurück, welche die gesetzlichen Krankenkassen i.d.R. nicht bezahlen. So z.B. gibt es noch immer kaum Möglichkeiten, ein spezifisches ADHS-Coaching erstattet zu bekommen. Weder von der GKV, noch von sonstigen Kostenträgern. Die wenigen Patienten, die sich ein Coaching über das sog. “Persönliche Budget” leisten, haben oftmal einen jahrelangen Papierkrieg oder gar den Rechtmittelweg durch mehrere Instanzen hinter sich gebracht.
    Auch sind mir mehrere Fälle bekannt, in denen bei erwachsenen ADHS-Patienten eine Ergotherapie von der GKV abgelehnt wird, es sei denn der Grund der Verodnung lautet auf eine andere Erkrankung als ADHS…
    Neurobiofeedback ? Nicht anerkannt, daher keine Kostenübernahme ? EMDR ? Ebenso !
    DBT oder ähnliche Therapieformen – nicht wenn nicht auch Borderline als Comorbidität vorliegt…
    Es wird endlich Zeit, dass auch bei den Kostenträgern ein Umdenken stattfindet. Was jetzt und hier nicht bezahlt wird, muss vielleicht zu einem späterem Zeitpunkt mit erheblichen Mehr- und Folgekosten bezahlt werden, wenn sich der psychische und / oder der physische Gesamtzustand der Patienten soweit verschlechtert hat, dass diese keiner sozialversicherungspflichtigen Tätigkeit mehr nachgehen können.
    Für die GKV und die Gesellschaft ist eine solche Entwicklung sicher nicht förderlich.
    Es klingt sicher zynisch – doch bei einigen Krankenkassen wird man das Gefühl nicht los, sie rechnen bei einer Ablehnung der Kostenübernahme mit dem “sozialverträglichem Ableben” der Versicherten…
    Eine Entwicklung, die sich nicht nur auf ADHS bezieht

    Antwort
  • Unsinnstifter

    Was kostet ein unbehandelter Erwachsener mit seinen oft auftretenden Komorbiditäten?
    Was entgeht dem Staat an Einnahmen, wenn ein ungefördertes Kind als Erwachsener scheitern muss?

    Antwort

Kommentar verfassen

Entdecke mehr von Blog ADHS-Spektrum

Jetzt abonnieren, um weiterzulesen und auf das gesamte Archiv zuzugreifen.

Weiterlesen