ADHS Grundausstattung
Hier folgt eine Sammlung von wichtigen Dingen, die in keinem ADHS-Haushalt fehlen dürfen:
1. Timer: Also Küchentimer / Eieruhren / Zeithilfen
Erste Tippgeberin war Birgit Boeckhoff, die ja als ADHS-Coach / Trainerin aktiv ist. Ihr Ratschlag:
Mein Tipp: mehrere Küchentimer in verschiedenen Zimmern deponieren (am besten klein, handlich, einfach zu bedienen, magnetisch, günstig). Praktisch für: Nudeln kochen, Haare färben, Emails abarbeiten, Pause machen, Sportprogramm, Hausarbeiten, Besprechungszeiten, Kuchen backen, etc. einfach für alles, was man anstellt/ anfängt/ anmacht und sich dann anderen Dingen widmet, weil man warten muss oder wo man selbst die Zeit vergisst. Hier gilt: Mehrere Timer kaufen. Am besten für jeden Raum mindestens 1 Exemplar.
2. Whiteboard = Notitztafel
Robin G. schreibt als Kommentar:
Ein Whiteboard tut echt gute Dienste. Es hilft z.B Schmierzettel zu vermeiden und ist immer sichtbar. Mit den Stiften für Whiteboard kann man auch gut auf Spiegel und Glasscheinen schreiben. Eben all das was man als ADHSler nicht vergessen will.
3. Losgehkiste
Dieser praxisnahe ADHS-Ratschlag kommt von Till:
Losgeh-Kiste: An einem festen Ort und gross genug, um alle Dinge, die man am nächsten Morgen in die Tasche packen muss, am Vorabend zu sammeln und überblicken zu können
4. Schlüsselbrett / Schlüsselfinder
Von Christine kommen ganz viele tolle Erfahrungen. Zum Beispiel:
Ein Schlüsselbrett direkt neben der Haus- oder Wohnungstür. Mit der obligatorischen Verpflichtung natürlich, sich anzugewöhnen, direkt nach Betreten der Wohnung oder der Hauses, die Schlüssel dort abzugeben. Auto- und Haus-/Wohnungsschlüssel an 1 Schlüsselbund kombinieren.
5. Outdoor-Weste
Issor’s Tipp:
Trag eine Outdoor-Weste. Den ganzen Tag. Platzraum-Wunder mit mindestens 15 Taschen, in denen aber auch alles verstaut werden kann (und trotzdem immer gleich zur Hand ist). Falls noch nach Dingen wie Schlüssel, Handy, Taschenbuch, Stiften, Notizblock, Medikamenen usw. gesucht werden muss, dann nur noch in der eigenen Outdoor-Weste. Am besten für die ganze Familie.
6. Wenn-Dann-Pläne
Regeln, Pläne, Dodo-Listen? Nützt manchmal. Bei Vorliegen einer ADHS aber zu selten.
Eine dankbare Technik zur Verbesserung der der Selbstregulation sind sogenannte „Wenn-dann-Pläne“. Diese funktionieren komplett anders als das „Ich sollte doch endlich!“-Modell. Bei „Wenn-dann-Plänen“ obliegt nämlich die Verhaltenskontrolle nicht mir “als Mensch”, sondern ich delegiere sie quasi an Auftreten spezifischer Reize. Aber der Reihe nach: Ein „Wenn-dann-Plan“ umfasst eine einfache Verknüpfung eines konkreten Reizes (oder eines Auslösers) mit einer ebenso konkreten Reaktion bzw. mit einem Verhalten. Auf den Punkt gebracht: „Wenn X passiert, dann mache ich Y.“ Man muss sich quasi nur noch auf das Auftreten von X konzentrieren und nicht mehr ständig das zu erledigende Y im Kopf herumtragen. Weitere Infos siehe Wenn Dann Plaene.
Minimalismus
Meine Strategie im Umgang mit ADHS ist, in meiner Wohnung nur die Dinge aufzubewahren, die wirklich notwendig sind. So behalte ich den Überblick und verlege nicht ständig meine Sachen. Sobald ich allerdings über einige Wochen diese Disziplin vernachlässige, spüre ich umgehend, dass mein Leben wieder stressig wird. Also dranbleiben.
Da der Tipp mit der Weste ein bisschen Mut erfordert, immer so herumzulaufen (die ganze Familie…), und bereits der Rucksack alternativ erwähnt wurde, möchte ich meinen Vorschlag noch nennen, der gewissermassen das Mittelding aus beidem darstellt. Ich schlage vor, den Punkt mit der Outdoor-Weste in die Alles-dabei-Tasche umzubenennen und hinzuzufügen:
Alles, was man immer dabei haben soll, sollte in eine Gürteltasche (auch Bauchtasche genannt) passen. EIn bißchen wie die Handtasche für die Damen, kann auch so der Herr von Welt seine Siebensachen immer griffbereit haben. Schlüssel, Portemonnaie, Taschenmesser, Kugelschreiber, Feuerzeug, Handy, Pillendöschen, Einkaufswagenchip usw usf.
Diese Taschen gibt es in allen möglichen Stilen, und man kann sie sich auch sehr gut quer über die Brust umhängen. Kein Hin-und herräumen mehr zwischen Jacken und Hosen, bei dem immer wieder etwas vergessen oder mitgewaschen wird.
Meine kleine Handtasche (25 x 17 cm) enthält mehrere Innenfächer und 2 Außenfächer. Der 1. Außenfach enthält faltbare Einkaufstaschen, im 2. lege ich meine Einkaufsbelege gleich nach dem Einkaufen. Innen habe ich immer mein Portemonnaie, Handy, ein kleines Heft mit Stift, eine kleine Taschenlampe, eine kleine Packung Ohropax (falls es mir irgendwo zu laut werden sollte, z.B. in Kaufhäusern) , ein Handspiegel, eine Zwischenzahnbürste, 1 Bindeeinlage/1 Tampon, 1 Packung Tempo, eine 1 Euro Münze. Ja, alles passt wunderbar rein, ein kleiner Raumwunder ist meine Tasche!
Beim Parken in Parkhäusern lege ich immer den Parkschein im Portemonnaie rein.
Im Auto habe ich übrigens auch ein paar Sachen ( Wasserflaschen, Fruchtriegel, ein Regenschirm, mehrere Einkaufstaschen, eine 1 € Münze (für Einkaufswagen, 1 Lippenstift, usw.).
Mit allen Tipps konnte ich etwas anfangen, nur die Wenn-Dann-Pläne sind mir ein Graus. Sie triggern mich so sehr, dass sich alles in mir sträubt sie zu benutzen, auch wenn mir klar ist, das sie nützlich sind.
Die negative Variante ist so in mir festgefressen, das ich keinen Weg finde mir diesen positiven Ansatz zu eigen zu machen.
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Diese Liste finde ich sehr gut. Besonders die Idee mit den Timern.
Als Losgeh-Kiste kann man auch eine Kommode verwenden in deren oberster Schublade all die Sachen drin sind, die man mitnehmen muss.
ToDo-Listen sind für kurzfristige Sachen ganz praktisch. Z. B. Was steht heute an? Die Liste muss dann aber offensichtlich irgendwo liegen bleiben, wo man sie ständig sieht.
Alles in allem ein guter Beitrag, den ich mit einem Link von meinem Blog würdigen werde 😀
Ich finde die Idee mit der Los-Geh-Kiste super! Sie hilft vielleicht auch, sich überhaupt daran zu erinnern, 1 Tag vor einen Termin die Sachen rein zu legen, die man nicht vergessen sollte.
Ich habe dafür eine extra große Ledertasche, in der ich Portemonnaie, Handy, Trinkflasche, Brotzeitdose, Buch reinlegen kann und die bei Terminen immer benutze (nur für Termine!). Da sie aber in der Garderobe liegt, vergesse ich immer wieder, die Sachen am Vortag reinzulegen.
Ich würde die Losgeh-Kiste noch irgendwie unterteilen. Damit es nicht ein riesiger Wust gibt und man entweder Dinge doppelt oder gar nicht mitnimmt.
Ich habe sogar mehrere Kisten, wenn es mehrere Termine an verschiedenen Tagen gibt. So kann ich dann immer die Unterlagen für Montag, Dienstag, … zusammenpacken.
Listen sollten bei mir nicht herumliegen. Wenn, dann an die Wand hängen.
Schlüsselbrett: da bei mir neben der Türe nur etwa eine Handbreit Platz ist, habe ich für jeden Schlüssel einen Nagel in die Wand gemacht. Sortiert sind sie nach Zusammengehörigkeit: Keller- und Waschmaschinenschlüssel in einer Reihe, Fahrzeugschlüssel nebeneinander.
Niemals einen Nagel mit zwei Schlüsseln belegen, immer derselbe Schlüssel an “seinen” Platz.
Ich persönlich für mich kann damit garnichts anfangen. Das viele nachdenken darüber und die ständige Schreiberei machen das für mich viel zu kompliziert.
Wie ich mich kenne würde ich das sowieso max. 4 Tage durchhalten und dann wieder schleifen lassen.
Vielleicht fehlt mir aber auch nur die Energie und Motivation dazu. Oder ich habe zu Größe Angst davor, mich wieder zu enttäuschen, wenn es bei mir nicht klappt. Wahrscheinlich würde ich schon mit viel zu negativen Gedanken daran gehen, sodas es schon scheitert, bevor ich es beginne.
Habe einfach keine Ausdauer, für nix und garnichts.
Wünsche dennoch jedem viel Gelingen damit, der es versucht und schaft durchzuziehen.
Lieber Nando,
halte die Ziele, die Du Dir steckst, niedrig.
Das tut jeder andere auch.
Sonst sieht man ja gar nicht, wenn man was geschafft hat.
Nimm Dir nur EINEN der Alltagstipps vor. Baue den Tipp so um, dass er DIR gefällt.
Dann probiere es eine Woche.
Du wirst Dich nicht enttäuschen.
Liebe Grüße,
Ela
Vielen Dank für diese Liste. Einiges habe ich im Ansatz schon in Gedanken gehabt, aber diese Liste bringt es klar auf den Punkt.
Die Outdoorweste finde ich sehr prima, nur geht das mit meinem Kleidungsstil nicht überein. Lustigerweise packe ich alles – wirklich alles (Schlüssel, Medis, Stifte, Notitzblöcke, Aufgaben für in zwei Wochen etc.) in ihn hinein. Meine Verlustrate an Schlüssel, Geldbörse etc. ist seitdem gesunken.
Ihn = Mein Rucksack. Oh man!! 😀
Ich packe alles in meinen Rucksack hinein 😉 und dieser ist immer bei mir, oder im Auto oder auf Arbeit.
Der Wenn-Dann-Plan ist super. Gerade auch bei ADHS im
Erwachsenenalter bestens geeignet. Ich bin auch der Meinung, dass Pläne und To-Do Listen schwer umsetzbar sind im Falle einer ADHS. Es bleibt meistens beim Vorhaben.
Danke!