GBA: ADHS bei Erwachsenen Einschränkungen oder Selbstverständlichkeiten
Da hat sich also heute offenbar der GBA( = Gemeinsamer Bundesausschuss) mit ADHS bei Erwachsenen beschäftigt. Zumindest wenn man dieser Quelle Glauben schenkt, ging es um Neuregelungen zur Verordnung von MPH bei Erwachsenen. Wir erinnern uns kurz: Derzeit ist nur Medikinet adult für Erwachsene mit ADHS für die Verordnung bei den Gesetzlichen Krankenkassen zugelassen, wenn man im Erwachsenenalter die Diagnose stellt.
Analog zur Situation bei Kindern werden jetzt auch Regelungen diskutiert (es ist noch ein Entwurf), dass die Behandlung unter AUFSICHT eines Experten für Verhaltensstörungen erfolgt und bei der Diagnose standartisierte Diagnoseinstrumente verwendet werden sollen.
Nun ja. Die verfügbaren Diagnosebögen nutzen zwar nach meiner Ansicht so gut wie gar nicht, wenn man kein Störungsbildverständnis hat. Aber wir werden also HASE-Fragebögen noch häufiger zur Beruhigung der niedergelassenen Kollegen einsetzen müssen.
Ich stelle mir vor, wie dies bei ähnlichen Krankheitsbildern wohl wäre, wenn genauso bei Depressionen oder vielleicht einer Zwangsstörung vorgegangen würde, bevor man Neuroleptika einsetzt. Oder bei Spannungkopfschmerzen (unsinnigerweise) Paracetamol rezeptiert.
Für mich stellt aber ehrlich gesagt nicht die Erstverordnung das Problem dar. Vielmehr sehe ich mit zunehmender Besorgnis, dass die Betroffenen dann eben ein Rezept erhalten und quasi auf sich allein gestellt bleiben. Und munter rauf und runter dosieren. Hier wäre eine Kontrolle angezeigt bzw. eben eine Forderung der kontinuierlichen Begleitung der Patienten durch die Experten für Verhaltensstörugen oder Hausärzte. Wir brauchen hier MEHR Experten, die dann auch für die Begleitung zur Verfügung stehen. Nicht MEHR unsinnige oder selbstverständliche Regelungen, die die noch vorhandenen Fachleute in die Aufgabe zwingen.
(Anmerkung: Aus meiner subjektiven Beobachtung sind ja zahlreiche verfügbare Experten eben auch ADHS-Betroffene. Die haben schon genug Regelungen der Dokumentation am Hals. Die jetzt geforderten zusätzlichen Regeln werden es nicht anwendungsfreundlicher, wohl aber teurer in der Diagnostik machen).
Aber im Prinzip finde ich es eine Selbstverständlichkeit, dass die Diagnose VALIDE und eben mit einem durchgängigen roten Faden seit der Kindheit nachprüfbar ist. Insofern rege ich mich mal nicht auf und warte ab.