ADHS und Autismus Therapie : Mangelhafte Versorgung und lange Wartezeiten in der Diagnostik und Behandlung

Lange Wartelisten, fehlende Fachleute und finanzielle Hürden – Die prekäre Lage für ADHS- und Autismus-Patienten
Die Diagnose und Behandlung von ADHS und Autismus sind für viele Betroffene in Deutschland eine mühsame Odyssee. Lange Wartezeiten, eingeschränkter Zugang zu Fachleuten und finanzielle Engpässe stellen ernsthafte Herausforderungen dar, die dringend angegangen werden müssen.
Die Realität: Lange Wartezeiten und begrenzte Ressourcen
Die Wartezeiten auf Diagnose und insbesondere auch Therapie für ADHS- und Autismus-Patienten sind alarmierend lang. Monate oder sogar Jahre vergehen, bevor Betroffene die benötigte Hilfe erhalten. Diese Verzögerungen haben erhebliche Auswirkungen auf die Lebensqualität und den Alltag der Patienten. Wenn denn überhaupt Möglichkeiten zur Behandlung angeboten werden können.
Unsinnige Regelungen
Wenn ich Patient:innen aus der stationären Behandlung mit einer ADHS- oder Autismus-Diagnose entlasse, denke ich mir dabei schon etwas. Dennoch fordern dann Ambulanzen oder Psychiater eine “Diagnostik” an bzw. fangen von vorne an. Das sollen dann wohl irgendwelche Fragebögen sein, da ihnen der ärztliche Entlassungsbericht nicht genügt mit Beschreibung der Besonderheiten der Reizfilterung bzw. Steuerungsmodell, Rolle der Exekutivfunktionen oder Emotionale Dysregulation. Statt dessen wollen sie Fragebögen, die nirgendwo in den Leitlinien als valide Diagnostik gefordert werden. . Das würde man nie bei einer Patientin mit einer Bipolaren Störung, Depression oder Angststörung so machen. ADHS ist eine klinisch zu stellende Diagnose, nicht ein Abhaken von Checklisten oder pseudoobjektiven Fragebögen. Wer anhand von grenzwertigen ADHS-Scores ADHS ausschliesst, ist ein grenzwertiger Diagnostiker (nicht nur im ADHS-Bereich).
Geheimtipps statt adäquate Versorgung
Die Suche nach fachkundiger Unterstützung gleicht einem Geheimtipp-Spiel. Wie bei illegalen Drogendealern werden die Namen ansprechbarer Ärzte hinter vorgehaltener Hand weitergegeben. Dies verdeutlicht den verzweifelten Bedarf an qualifizierten Fachleuten und die begrenzte Verfügbarkeit dieser Ressourcen.
Finanzielle Engpässe und fehlende Kostendeckung
Ein zusätzliches Problem liegt in der mangelnden Kostendeckung für Diagnose und Behandlung von ADHS und Autismus. Oft können Praxen diese Leistungen nicht kostendeckend durchführen, was zu weiteren Hindernissen führt. Diese finanzielle Belastung kann dazu führen, dass viele Praxen zögern, diese spezialisierten Dienstleistungen überhaupt anzubieten.
Fehlende Ambulanzen und Schließung von Schwerpunktpraxen
Die Situation wird durch den Mangel an ADHS- und Autismus-Ambulanzen verschärft. Diese wichtigen Einrichtungen stehen nicht in ausreichendem Maße zur Verfügung und wurden teilweise sogar geschlossen. Dies führt zu einem noch engeren Zugang zu dringend benötigter Hilfe.
Die Notwendigkeit eines umfassenden Wandels
Es ist dringend erforderlich, dass die Kassenärztlichen Vereinigungen und Berufsverbände aktiv handeln, um diese prekäre Situation zu verbessern. Es muss sichergestellt werden, dass ADHS- und Autismus-Patienten angemessen versorgt werden und nicht auf lange Wartelisten angewiesen sind oder sich auf geheime Geheimtipps verlassen müssen.
Fazit: Zeit für Veränderung
Die Wartezeiten, begrenzten Ressourcen und finanziellen Engpässe in der Diagnose und Behandlung von ADHS und Autismus sind inakzeptabel. Es ist an der Zeit, dass die relevanten Institutionen zusammenarbeiten, um den Betroffenen den Zugang zu qualitativ hochwertiger Versorgung zu ermöglichen. Die Verbesserung dieser Situation sollte oberste Priorität haben, um sicherzustellen, dass jeder Mensch mit ADHS oder Autismus die Unterstützung erhält, die er dringend benötigt.
Hier sollten die Selbsthilfeorganisationen und wir alle aktiv werden. Bzw. eben in den Selbsthilfeorganisationen mit aktiv werden.
Teilt Beiträge zu ADHS und Neurodivergenz, schreibt vielleicht mal die Kassenärztliche Vereinigung und Krankenkassen an, sprecht mit dem lokalen Bundestagsabgeordneten und werdet kreativ, damit sich etwas ändert.
Hallo Martin
Auf https://www.adhs-autismus-adressen.de/ haben wir eine Adressliste dazu aufgebaut, welche gerade noch erweitert wird.
Martin Winkler ist vollkommen zuzustimmen. Die Versorgungssituation in Bezug auf ADHS ist inakzeptabel. Als Selbsthilfeorganisation fänden wir (ADxS.org) ein koordiniertes Vorgehen aller Selbsthilfeorganisationen hilfreich. Es wäre schön, wenn hier alle Selbsthilfeorganisationen gemeinsam an einem Strang ziehen würden – und das auch noch auf derselben Seite. Da gibt es bisher leider viel zu viel Konkurrenzdenken.
Hallo Ulrich
Thema “Da gibt es bisher leider viel zu viel Konkurrenzdenken” das sehe ich bei dir sehr stark, auch nach fast 3 Jahren siehst du uns immer noch als Konkurenz, was deine Aussage im Forum immer wieder Beweisen.