Pro und Contra: Entscheidungen treffen bei ADHS
Mit einiger Freude erinnere ich mich an Treffen im Anschluss an die mehr oder weniger legendären Frankfurter ADHS-Symposien vor mehreren Jahren organisiert von Dagmar Dietz von der Frankfurter Selbsthilfegruppe. Anschliessend trafen wir uns zu einem Essen bei einem sichtbar mit uns überforderten Kellner. 20 und mehr ADHS-Erwachsene, die sich beim Essen nicht entscheiden konnten. Wenn die Auswahl gleich attraktiv ist, gelingt es dem ADHS-Gehirn selten, eine Prioritätenliste bzw. rationales UND emotionales Abwägen vorzunehmen. Es wird dann
a) das gewählt, was man immer nimmt
b) eine feste “Zahl” auf der Karte (sagen wir mal die 28 für Ente süss-sauer, die aber eben beim Inder dann möglicherweise einen Schnaps oder aber auch eine Nachspeise bedeuten könnte)
c) Prinzip Adlerauge : Auge zu und irgendwo hintippen
d) Würfeln oder Münze werfen 🙂
Bei mir ist es meistens so, dass ich mich zwischen 5 Gerichten nicht entscheiden kann und dann wenn der Kellner kommt, impulsiv eine 6. Auswahl treffe (und dabei bleiben) muss.
Noch schlimmer ist es dann, wenn man noch mehr Auswahl hat. Für mich typisch beispielsweise die Situation vor einigen Jahren im Supermarkt, als ich Klopapier einkaufen sollte. 3 oder 4-lagig, rot , blau oder weiss, geblümt oder sonstwie ????? Lebenswichtige Entscheidungen, die dann noch den Preisvorteil bei Grosspackungen gegen das “Risiko” einer falschen Entscheidung berücksichtigen müssten. Verdammt, warum kann ich mir nicht merken, was wir “immer” kaufen ?
Da stehe ich dann vor dem Regal und ärgere mich, dass ich mich nicht entscheiden kann. Weil ich da so blöd stehe, gehe ich erstmal weg und kaufe andere Dinge. Natürlich vergesse ich darüber, dass ich auch Klopapier ….
Nun ja, es gibt ja auch wesentlichere Entscheidungen, die ein Für und Wider im Sinne Pro oder Kontra für eine Entscheidungsmöglichkeit haben. Dazu empfehlen Coaches und Verhaltenstherapeuten Pro und Kontra-Listen. Eine schöne Internetantwendung könnte man hier ausprobieren. Eine Pro- und Contra-Liste mit Berücksichtigung der rationalen und emotionalen Bewertung .
Wenn das nicht klappt, bleibt noch Emoflex. Dabei wird die emotionale Bewertung in ein Bild übersetzt. Bleiben wir mal bei der weltbewegenden Entscheidung, ob ich lieber eine Jeans oder Stoffhose morgen zur Arbeit anziehen soll (Frauen wissen sicher noch andere Entscheidungsprobleme). Ich übersetze dann das Gefühl in ein abstraktes Bild. Ich ordne also dem Gefühl Pro Jeans eine Farbe zu : Sagen wir mal grün für die Freiheit. Eine Form : Rund , ein Gewicht : Leicht , eine Materialeigenschaft : weich etc.
Dagegen die Stoffhose : Farbe blau, Form Würfel, Gewicht : mittelschwer … Material : etwas härter
O.K. : Dann diese beiden Emotionsformen nebeneinander vorstellen. Jetzt mal 10 Augenbewegungen von rechts nach links machen. O.K. : Ich habe eine Entscheidung…. Mehr dazu unter Emoflex
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