ADHS & Schule

ADHS, Hausaufgaben und Tafelmitschriften

Piero hat ja gerade über das Arbeitsgedächtnis geschrieben. Daran knabbere ich auch …

Wenn ich an der Bearbeitung von Arztbriefen bin, fällt es mir bisweilen ausgesprochen schwer, mir auffällige Laborwerte aus den Befunden solange zu merken, bis ich sie in den Brief einfügen muss. Das sind in aller Regel nicht Tage, Wochen oder Monate. Es sind Sekunden, vielleicht sogar nur Millisekunden. Immer wieder muss ich kurz nochmal nachschauen, ob ich nicht einen “Dreher” habe. Ich habe keine Zwangsstörung, ich muss also nun nicht immer und immer wieder Kontrollzwänge ausführen.

Mein Arbeitsgedächtnis scheint nur etwas zu gering ausgefallen zu sein oder eben anders zu arbeiten als bei den “Stinos”.

Nun könnte man natürlich gleich die Laborwerte als Schnittstelle in die Arztbriefe einfügen lassen. Das würde Abschreibfehler reduzieren. Würde normalerweise auch überall funktionieren, nur bei uns halt nicht.

Ähnlich schwer scheint es für Kinder mit ADHS zu sein, Anweisungen von Lehrer/-innen mündlich zu erfassen bzw. von der Tafel in ein Hausaufgabenheft zu übernehmen. Sollte doch eigentlich ganz einfach sein …

Aber bei diesem “Kopiervorgang” müssen die Schüler eben zunächst mit den Augen wahrnehmen, aber die Information dann im Arbeitsgedächtnis des Kopfes solange zwischenspeichern, dass sie es dann der Reihe nach auf das Papier schreiben können. Dazu müssen die Kids parallel aufpassen, wo sie gerade beim Schreiben sind bzw. wo sie an der Tafel gerade aufgehört hatten. Im Prinzip muss also einerseits der Prozess des Lesens an der Tafel parallel zum Schreiben auf Papier erfolgen.

Nun können aber ADHSler mit Unterbrechungen schlecht umgehen bzw. über die Fehlerkorrektur nur ungenügend erkennen, was sie noch vergessen haben. Das ständige Hin- und Her zwischen Tafel und Heft kann da schon zu Problemen führen (falsche Zeile, Worte auslassen etc).

Wenn dazu die Lehrerin noch über den Hörkanal (auditiver Kanal) eine Anweisung oder Erklärung gibt, wäre bei mir schon “overload”, d.h. ich, wäre ich noch Schüler, würde vermutlich abschalten.

Nun gibt es Schüler (ich meinte damals immer eher, dass nur Mädchen das können), die haben ein bildliches Gedächtnis. Also eine Art Foto von der Tafel. Das hätte ich auch gerne, klappt aber bei mir leider nicht.

Hilfreich wäre, wenn die Lehrerin eine Art Zusammenfassung bzw. zumindest die Arbeitsaufgaben an die Schüler verteilt.

Sollte das nicht möglich sein, sollte eine Möglichkeit zur Aufzeichnung (Kassettenrekorder, ggf. Handy) möglich sein, so dass das Kind (oder die Eltern) die Aufgaben nochmal nachhören können.

Sollte das nicht möglich sein, wäre ein “Buddy-System” zu diskutieren. Also die Möglichkeit, dass ein Mitschüler eine Art Zusammenfassung der Stunde macht und eben Aufgaben und wichtige Informationen nochmal für den ADHSler notiert und für Fragen zur Verfügung steht.

Wichtig wäre aber, dass Hausaufgaben eben nicht nach dem Klingelzeichen, sondern prominent als WICHTIG markiert im Unterricht erscheinen. Und danach nochmal zusammengefasst wird, was heute in der Stunde dran war.

Ich persönlich fand es schon früher ungerecht, dass nicht Leistung, sondern Gedächtnis bewertet wurde.

Kommentar verfassen

%d Bloggern gefällt das: