ADHS & BerufAllgemein

Unternehmer mit ADHS …. Wie geht es weiter

Vor fast einem Jahr im September 2011 schrieb ich Teil 1 über das Thema Selbstständige bzw. Unternehmer und ADHS. Es ging um Kevin L., der von seinem Geschäftspartner zu einem Termin bei mir verfrachtet wurde. Soweit so gut. Chaotisch anders kann eine Grundvoraussetzung für kreative und innovative Ideen bei einem Start up – Unternehmen sein. So wie auch bei diesen beiden Geschäftspartnern. Aber lest selber noch mal hier

Nun wollte Raphael als Leser des Blogs wissen, wie es weiter ging. Bzw. wie denn wohl die Therapie aussehen könnte.

Tja, ich weiss es nicht. Kevin L. kam natürlich nicht wieder, zumal er aus dem Süden Deutschlands zu mir verfrachtet wurde. Insofern kann ich nur fantasieren, wie es weiter ging. Und dazu passt der zeitliche Abstand von fast einem Jahr ganz gut …

Kevin wird sich fest vorgenommen haben, sich zu einer ADHS-Diagnostik bei einer bekannten Fachärztin für ADHS im Erwachsenenalter zu melden. Er hatte sogar da auch angerufen und wurde dann von einer freundlichen Sprechstundenhilfe einerseits auf einen Termin 3,5 Wochen nach dem Telefonat vertröstet (das ist absoluter Luxus für Supersonderprivatpatienten und Ungeduldlinge wie ihn). Und darauf hingewiesen, dass er schonmal einen Packen von Fragebögen bzw. Selbstauskunftsinfos ausfüllen und der Praxis zuschicken solle.

Na ja. Fand er blöd. Die Fragebögen wirkten abschreckend und der Termin war noch weit hin. Also erstmal weglegen. Als der Termin anstand, konnte er eh nicht. Termin bei der Bank.

Überhaupt hatte Kevin L. genug Trouble an der Hacke. Insofern musste er „Prioritäten setzen“ und eine ADHS-Diagnostik gehörte nicht zu den Top ten.

Die Wochen vergingen. Inszwischen verdüsterten sich die Wolken im Team. Eigentlich war die Entscheidung schon getroffen, dass Kevin L. nicht mehr tragbar war. Nur stellte sich die Frage, wer ihm dies verklickern sollte. Während sein Freund deshalb schlaflose Nächte hatte, interessierte sich Kevin L. für sein neues Hobby Gleitschirmfliegen. Was nicht gerade dazu beitrug, dass er häufig in der Firma anzutreffen war.

Insofern war dann die Teamsitzung eine logische Folge, die zum Streit führen musste. Der Anlass ist eigentlich nebensächlich. Kevin L. tappte zielsicher in die von ihm selber gestellte Falle. Zur Diskussion stand eine nicht gemachte Umsatzsteuergeschichte, die er am liebsten selber erledigen wollte, da der Steuerberater ein Abzocker sei. Nun gut. Im Team ging es jetzt um „grundsätzliche Dinge“. Darauf reagierte Kevin L. schon immer allergisch. Stellte sich auf stur.
Und liess sich erwartungsgemäss zu der Äußerung hinreissen: „Dann macht doch Euren Scheiss allein. Ich gehe!“
Während man ihn früher noch mit warmen Worten zurückgeholt hätte, blieb betretenes Schweigen bzw. ein Gefühl der Erleichterung. Niemand wollte ihn auf Knien zurück bitten.

Er war also raus. Raus aus dem eigenen Unternehmen.

Er redete es sich zunächst schön. Er hätte ja sowieso andere Ideen gehabt. Das Start up -Team habe nicht zu ihm gestanden. Überhaupt sei Mobilfunk und Internet eine Seifenblase. Und so weiter.

Dann stürzte er ab. Nicht beim Gleitfliegen. Aber ohne emotionalen Aufwind folgte die jähe Bruchlandung. Bei ihm in Form von Antriebslosigkeit und einer speziellen Form der Depressivität, die sich als bleierne Schwere bemerkbar machte.

Vorübergehend wollte er sich noch anderen Projekten widmen. Dann zumindest seiner Freundin mit gutem Rat bei der Umorganisation ihres Einzelhandelsgeschäfts in der Modebranche zur Seite stehen. Überhaupt sollte sie mal mit Onlinevertrieb als Ebay-Shop expandieren …

Sie hatte aber jetzt auch die Faxen voll. Schluss-Strich. Auch hier.

Also zog er erstmal wieder zu seinen Eltern. Die wiederum mich kontaktierten …

Teil 3 … vielleicht irgendwann … Was man machen könnte / sollte / müsste …

Ein Gedanke zu „Unternehmer mit ADHS …. Wie geht es weiter

  • Ein toller Artikel! Danke, dass Sie ihn weiter geschrieben haben. Bereits im ersten Teil hatte ich das Gefühl, Sie beschreiben meinen Chef. Das Wissen, dass vielleicht eine solche Symptomatik dahinter stecken könnte, erleichtert mir das Verständnis. Bitte warten Sie nicht ein Jahr, um den dritten Teil zu veröffentlichen.

    Herzliche Grüße, Safa

    Antwort

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