ADHS KinderAllgemeinAus der ADHS-Forschung

Herzensangelegenheit

MedLine: Forscher der University of Florida analysierten die Daten von 1,2 Millionen US-Jugendlichen in Medicaid-Programmen in 28 US-Staaten und haben dabei festgestellt, dass das pro-Jahres-Risiko eines Kindes für ein “schweres kardiales Ereignis” bei 1 : 30.000 lag. Schwere kardiale Ereignisse sind gemäss der Autoren: “Plötzlicher Herztod, Herzinfarkt und Schlaganfall”, welche in der Regel durch die zugrunde liegenden Erkrankung des Herzens ausgelöst werden.

Für Kinder unter ADHS-Medikamenten wie z.B. Ritalin soll gemäss dieser Studie (kürzlich veröffentlicht im British Medical Journal) kein höheres Risiko für schwere kardiale Ereignisse bestehen als bei anderen Kindern. Die Ergebnisse bestätigen damit frühere Studien, wonach die Verwendung von Stimulanzien bei Kindern und jungen Erwachsenen das kurzfristige Risiko für schwere Herzprobleme nicht erhöhen soll.

Die langfristigen Auswirkungen der Therapie mit Stimulanzien auf das Herz sind noch nicht bekannt. Dazu heisst es:

“Es ist ein wichtiges Thema, aber wir werden nicht in der Lage sein, die Frage zu beantworten, bevor diese Generation von ADHS-Kindern, die mit der Stimulanzientherapie in den 1990er Jahren begannen, … das Erwachsenenalter erreicht hat”.

Beruhigend …

Schlussfolgerungen:

  • Die Indikation (=Behandlungsanzeige) für eine Therapie mit Stimulanzien muss sorgfältig gestellt werden. Dazu bedarf es einer gründlichen klinischen  und neuropsychologischen Untersuchung. Sollten Stimulanzien erforderlich sein, sind vor Behandlungsbeginn mögliche kardiologische Probleme auszuschliessen.
  • Wenn ADHS-Medikamente, dann: So wenig wie möglich, so viel wie nötig. Und: So kurz wie möglich, so lange wie nötig.
  • Eine ADHS-Therapie erfordert in nahezu allen Fällen eine multimodale Therapie (Kombination von Psychotherapie, Elternberatung und Medikamenten). Eine ADHS-Therapie, welche sich ausschliesslich auf eine medikamentöse Therapie abstützt, entspricht dem heute gültigen ADHS-Behandlungsstandard nicht.
  • Gerade weil sich Therapien mit Stimulanzien in der Regel über mehrere Jahre erstrecken, sollte ein sorgfältiges Monitoring erfolgen (also periodische Standortbestimmungen mit kontrollierten Auslassversuchen und gegebenenfalls Anpassung der Dosierung).

Siehe zu diesem Thema auch hier.

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