Kryptopyrrolurie, Vitamin B6 und ADHS
Immer wieder geistern durch das Internet und angeblich auch einige Arztpraxen krude Vorstellungen aus der als “Medizin” fehlbezeichneten Orthomolekular-Quacksalberei.
Eine der hartnäckigsten Fehlvorstellungen ist dabei die Existenz bzw. angebliche Bedeutung von KPU, Kryptopyrollurie oder auch als Malvaria bezeichnet. Schon 2007 hat das Robert-Koch-Institut festgestellt, dass es eine entsprechende Stoffwechselstörung gar nicht gibt. Dementsprechend kann es auch keine klinische Bedeutung oder Einfluss bei ADHS haben.
Soweit so gut.
Nun gibt es aber ja durchaus die klinische Erfahrung, dass es Kinder, Jugendliche und Erwachsene gibt, die auf Vitamin B6 bzw. Zinkgabe positiv reagieren. Ob das nun mehr oder weniger ein Placeboeffekt ist, ob sich das Verhalten der Eltern bzw. der Umgebung verändert, oder was sonst da vorgeht…. Man weiss es nicht.
Dementsprechend schwer einzuordnen ist dann eine Studie, die sich mit dem Einfluss von Pyridoxin (Vitamin B6) bei ADHS beschäftigt. Die Arbeitsgruppe will eine Gruppe von Epilepsie-Patienten identifiziert haben, die eine Stoffwechselproblematik im Bereich des Vitamin-B6-Haushaltes aufweisen. Dabei geht es um eine Pyridoxin Phosphat (PLP) abhängige Tryptophan-Verminderung. Die Autoren behaupten jetzt, dass ADHS quasi eine angeborene Vitamin-B6-Mangelproblematik wäre. Siehe hier
So einfach ist es bestimmt nicht. Ich werde auch immer skeptisch, wenn nun EINE Ursache als Erklärung für alle Probleme der Medizin behauptet wird. Zumal die Existenz einer derartigen Anomalität als extrem selten eingeschätzt wird und damit überhaupt nicht mit der Häufigkeit von ADHS einher geht.
Möglicherweise spielen ja aber andere Zusammenhänge im Dopaminhaushalt bzw. im Stress-System eine Rolle, dass ein solcher Befund erhoben wurde ?
So oder so : Ich habe ja überhaupt nichts dagegen, wenn man Spurenelemente wie Zink oder Selen bei ADHS erwägt. Auch gegen Vitamin B6 ist ja an und für sich nichts zu sagen. Solange man dies als “Add-on” und nicht als Ersatz für wirksame multimodale Therapieversuche macht.
Wer weiß wer von solchen Behauptungen dann profitiert? Möglich das hinter solchen Thesen irgendwelche PR Agenturen und Institute stehen, die gerade den Auftrag haben entsprechende Supplemente unter die Leute zu bringen.
Gerade die Verunsicherung bei ADHS wäre prima. Die relative Häufigkeit der Verbreitung, insbesondere bei Kindern, welche dann primär von den Müttern versorgt werden, und ggf. zu Dauerkonsumenten werden weil sie nach Jahren Zwangszuteilung von Vitamingaben daran gewöhnt sind. Ist bestens als Zielgruppe geeignet, dieser Sichtweise nach.
Vielleicht sind es auch nur die Marktschreiereien der untersuchenden Institute.
Oder es sind die, die schon immer wußten, das ADHS eh keine Neurokrankheit ist^^
Was es nicht alles gibt, das gibts gar nicht!
Sehr interessant, aber vielleicht ist es gerade umgekehrt. Supplement sind billig und für die Pharmaindustrie nicht so interessant. Ritalin und co. dagegen viel profitabler – nicht wahr. Wobei wir noch gar nicht wissen, was denn aus dem Gehirn unserer Kinder wird, die wir mit Drogen versorgen…
Nee. Supplemente bzw. Nahrungsergänzungsmittel sind ein Milliardenmarkt. Methylphenidat aber Peanuts, da Generika. Heute wird viel mehr Kohle mit solchen Verschwörungsideen gemacht als man denkt. Da MPH seit über 60 Jahren auf dem Markt ist, weiss man ziemlich gut was passiert. Bei den Spurenelementen kommt es aber zu Vergiftungen, die man gar nicht untersucht. Weil es ja “Nahrungsmittel” und keine Medikamente sind. Würde man Vitaminpräparate etc auch nach den Kriterien der Pharmaindustrie testen, würde davon nichts zugelassen, aber etliche Stoffe als Gift eingestuft werden.