ADHS-App

ADHS-App (2)

Teil 1 / Teil 2

Hier habe ich in einem ersten Anlauf einige Eigenschaften umrissen, welche eine wirklich brauchbare ADHS-App auszeichnen könnten.

Meines Erachtens bestünden die wohl wichtigsten Funktionen einer ADHS-App für Jugendliche und Erwachsene ADHS-Betroffene darin, dass diese die Benutzerinnen und Benutzer individuell unterstützt, sich

  1. auch bei subjektiv unangenehmen oder langweiligem (aber halt erforderlichen) Tätigkeiten in Stimmung zu bringen, um loslegen zu können (“Vorglühen”) und
  2. am Ball bleiben zu können, auch wenn der “Kick” weg und es nicht mehr so interessant ist.

An zweiter Stelle stünden wohl wenige, aber sinnvolle Tools, welches das Selbstmanagement unterstützt (wie zum Beispiel ein einfaches Reminder-Tool).

Zuerst aber zum Wichtigsten.

Die grösste ADHS-spezifische Herausforderung einer ADHS-App bestünde meines Erachtens darin, dass sie nicht langweilig werden darf. Wie aber könnte eine ADHS-App nachhaltig die Aufmerksamkeit der Benutzer/-innen sicherstellen? Das ist meines Erachtens elementar, denn die beste ADHS-App nützt nichts, wenn sie nicht täglich zur Anwendung kommt. Und das nicht nur zwei, drei Tage lang.

Eine ADHS-App müsste also nicht nur interessant sein, sondern vor allem interessant bleiben.

Sie müsste nicht nur individuell anpassbar sein, sondern zum Beispiel ihr Aussehen immer wieder verändern. Auch der innere Aufbau (Menüstruktur) müsste sich nach jedem Gebrauch nach einem Zufallsprinzip ändern. Die ADHS-App selbst müsste also nicht nur “gut” sein, sondern täglich auf ein Neues dazu auffordern, mit ihr zu “spielen” und sie wieder neu zu entdecken. Sie selbst müsste also immer wieder neu Spass machen und zudem den ADHS-typischen Hunger nach Veränderung stillen. Und täglich dafür sorgen, dass formal und inhaltlich “Nachschub” kommt. Schliesslich müsste eine funktionierende ADHS-App für ausreichend Überraschungen sorgen.

Wie könnte für Euch eine ADHS-App ausschauen? Was müsste sie können?

Ich möchte Euch einladen, Ideen und Vorschläge einzubringen. Wer weiss, vielleicht entsteht daraus tatsächlich eine ADHS-App.

 

 

 

 

 

 

4 Gedanken zu „ADHS-App (2)

  • christianegrossmann

    Hm, ein grosses Projekt!
    Möglich ist heute sicher alles, die Frage ist, wie sinnvoll es ist.

    Meine Ideen dazu:
    1. Die Auswahl dazu sollte beschränkt sein, nicht mehr als 2 Baustellen gleichzeitig erlauben.
    2. Um das Interessantbleiben zu erhalten, kann man spielerische Aktzente einbauen, Niveau 1, 2, 3 etc. Das Problem ist, finden alle ADHSler das dann auch amüsant und motivierend? Welche spielerischen Akzente lassen sich einbauen? Nach welchem Vorbild? Angry Birds, Mario, Autorennen etc?
    3. Wenn die App sich vom Aufbau her täglich nach dem Zufallsprinzip ändern soll, widerspricht das denjenigen, die klare und immer dieselben Abläufe brauchen.Man kann nicht alle ADSH-ler über einen Kamm scheren und schon gar nicht die hyperaktiven mit den hypoaktiven in einen gemeinsamen Korb werfen, denn sie haben ganz unterschiedliche Vorrausetzungen und Bedürfnisse. Also hier unterschiedliche Benutzerkonten schaffen.
    4. Eine App kann bestenfalls nur Unterstützung einer begleitenden Therapie sein, d.h. der Vorschlag, sich durch die App mit anderen Nutzern zu vernetzen bedeutet für mich so viel wie “ein Blinder hilft einem anderen Blinden über die Strasse” … Das muss nicht heissen, dass alle Tipps von anderen Betroffenen schlecht sind, aber da der ADHS-ler per se Mühe mit der Auswahl der Tipps hat, führt das eher in ein Chaos, als zu einer konsequenten und vor allem individuellen und zielorientierten Problemlösung.
    5. Das grösste Problem sehe ich aber in der individuellen Problemlösung. Eine App kann niemals individuell sein, sondern muss sich zwangsläufig auf diverse Verallgemeinerungen und Pauschalisierungen beschränken. Ob dies jedem Betroffenen dann auch gerecht wird, bezweifle ich.

    Trotz aller Kritik viele Grüsse;)
    Chris

    Antwort
    • Danke für die interessanten Hinweise. Zu Punkt 2 nehme ich Stellung im Beitrag ADHS-App (5), welcher demnächst erscheint.

      Zu Punkt 3 Folgendes: Wer mit einem stimulierenden Stil einer ADHS-App nicht klar kommt, hat eine grosse Auswahl an herkömmlichen Tools und Apps. Abgesehen davon: Bei Menschen, die von einer ADHS vom unaufmerksamen Typus betroffen sind, besteht im Kern dieselbe Grundproblematik wie bei primär impulsiven und hyperaktiven ADHS-Betroffenen: Auch ADHS-Träumer müssen “geweckt” und bei Laune werden, damit sie in Fahrt kommen (und bleiben).

      Zu Punkt 4: Ich mache da andere Erfahrungen: Gerade das ‘Chaotische’ von ADHS-Tipps von und für ADHS-Betroffene kann viel besser wirken, als wenn Neuronormale versuchen, sauber und ordentlich aufbereitete Tipps zu vermitteln. Am deutlichsten ist mir das jeweils dann aufgefallen, wenn ADHS-betroffene Schüler/-innen Jüngeren mit ADHS Nachhilfeunterricht erteilen. Da kann “die Post abgehen” – aber es wirkt. Für mich steht es nach bald zwanzig Jahren Arbeit mit ADHS-Betroffenen fest, dass der gegenseitigen Hilfe ein hoher Stellenwert zukommt. Ich würde sogar postulieren, dass die therapeutischen Effekte der gegenseitigen Selbsthilfe jener der professionell durchgeführten Therapien überlegen sind. Auf jeden Fall können sie sich prima ergänzen.

      Zu Punkt 5: Ein Smartphone kann wie jeder PC oder jedes Tablett problemlos individualisiert werden: Bildschirmhintergrund, Sound, Anordnung der Symbole und vieles mehr können je nach Geschmack frei gewählt und eingerichtet werden. Eine ADHS-App kann zusätzlich individualisiert werden, in dem z.B. eigene Ziele und Zwischenschritte definiert werden und die App dann daran erinnert bzw. das Erreichen dieser Zwischenetappen mit einer Überraschung belohnt.

      Antwort
  • Ich werde mir wohl die Apple-Watch nicht kaufen. Aber viele Gadgets dort dort sind schon interessant für ADHSler.

    1. Man kann mit Emoticons die Stimmung angegeben bzw. die ICONS wirken spielerisch. Zumindest könnte man die Farbe und/oder auch das Motiv verändern. Von ganz freundlich, wenn man regelmässig dabei, ist bis ein wenig drängelnd, wenn man die App vernachlässigt. So eine Art “Tamagotchi-Effekt”. Das haben schon einige Apps versucht …

    2. Man erhält über einen kleinen Vibrationsmotor Erinnerungen. Die könnten wie ein Anstupsen sein. Grundsätzlich geht das auch mit einer App. Dann müsste man aber eben das Handy auch spüren.

    3. Sie sollte mit einer “leicht zu erledigenden” Aufgaben anfangen.

    4. Sie sollte eine Reminder-Funktion für lange nicht mehr gemachte Aufaben. wie bei Recur (http://www.iphone-ticker.de/aufgabenliste-andersrum-recur-70909/).

    5. Ich persönlich glaube, dass es eine Art “Feedback” durch eine real existierende Person im Hintergrund geben muss. Das kann ein täglicher Gruss oder eine Aufmunterung sein, wenn man nicht reagiert. Aber man muss wissen, dass da sich wirklich einer für interessiert, ob man seine Aufgabe erledigt. Daher wäre ich für ein Abo-Modell. Man zahlt einen bestimmten Betrag pro Monat, dafür erhält man aber eben auch ein Feedback.

    Antwort
    • Zu Punkt 5: Vielleicht wäre sogar eine Vernetzung mit anderen Benutzer/-innen der ADHS-App sinnvoll. So dass in gegenseitiger Hilfe Aufmunterungen und Erinnerungen ausgetauscht werden könnten. Und zwar möglich einfach (Knopfdruck).

      Antwort

Kommentar verfassen

%d