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Diffuses Unwohlsein, Dopaminmangel und ADHS


Frage : Meine Tochter klagt immer wieder über sehr diffuse Beschwerden wie Müdigkeit, Bauchschmerzen oder Lethargie. Eine kinderärztliche Untersuchung hat bisher keine Ursache ergeben. Ihre Stimmung ist sonst normal, der Antrieb eigentlich auch. Da ihr Bruder ADHS hat, überlege ich ob auch sie betroffen sein könnte.

Das diffuse Unwohlsein bei ADHS-Kindern kann sich in vielfältiger Weise äußern und ist oft eng mit einem Dopaminmangel und anderen neurobiologischen Faktoren verbunden. Dieser Zustand kann verschiedene Aspekte des täglichen Lebens und des Lernverhaltens der Kinder beeinflussen.

Körperliches Unbehagen: Kinder mit ADHS können ein allgemeines Gefühl des körperlichen Unwohlseins erleben. Dies kann sich als Müdigkeit, allgemeine Lustlosigkeit, ein Mangel an Motivation und Antrieb äußern. In extremen Fällen kann dies bis hin zur Lethargie führen. Diese Symptome können die täglichen Aktivitäten und das Engagement in der Schule oder im sozialen Umfeld beeinträchtigen.

Verminderte Aufmerksamkeit und Konzentration: Eine der Hauptauswirkungen des diffusen Unwohlseins bei ADHS ist die verringerte Fähigkeit zur Aufmerksamkeit und Konzentration. Kinder können Schwierigkeiten haben, sich auf Aufgaben zu konzentrieren oder diese zu Ende zu führen, was häufig zu Herausforderungen im schulischen Umfeld führt.

Emotionale Aspekte: Das diffuse Unwohlsein kann auch zu einem Überwiegen negativer Emotionen wie Angst oder depressiven Stimmungen führen. Kinder können ein Gefühl der Sinnlosigkeit erleben, wobei ihnen die Welt fragmentiert und sinnentleert erscheint.

Reaktion auf Umweltreize: Durch Dopaminmangel wird die Fähigkeit, angemessen auf Außenreize zu reagieren, verringert. Dies kann zu einer erhöhten Stress- und Reizintoleranz führen, wodurch Kinder mit ADHS in belebten oder lauten Umgebungen schnell überfordert sein können.

Regulierung von Stimmung und Verhalten: Das diffuse Unwohlsein erschwert die Regulierung von Stimmung und Stimmungsschwankungen, was zu impulsivem Verhalten führen kann. Kinder mit ADHS haben oft Schwierigkeiten, ihre Impulse zu kontrollieren, was sich in unvorhersehbarem Verhalten äußern kann.

Beeinträchtigung der Lernfähigkeit: Die Kombination dieser Faktoren führt häufig zu einer allgemeinen Lernbeeinträchtigung. Kinder mit ADHS können Probleme haben, neue Informationen aufzunehmen, zu verarbeiten und zu speichern, was sich in schulischen Leistungen niederschlagen kann.

Motorische Kontrolle: Kinder mit ADHS können auch Schwierigkeiten in der Feinmotorik und in der motorischen Kontrolle haben. Dies kann sich in ungeschickten oder unkoordinierten Bewegungen äußern.

Soziale Rückzugstendenzen: Das allgemeine Unwohlsein und die damit verbundenen Herausforderungen können dazu führen, dass Kinder mit ADHS sich sozial zurückziehen und Schwierigkeiten haben, Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzubauen und zu pflegen.

Das Verständnis dieser vielfältigen Auswirkungen des diffusen Unwohlseins ist entscheidend für die effektive Unterstützung und Förderung von Kindern mit ADHS. Maßnahmen, die auf diese spezifischen Bedürfnisse abgestimmt sind, können dazu beitragen, das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit der Kinder zu verbessern.

Schon vor vielen Jahren formulierte das der Hannoveraner Psychologen Dr. Georg Wolff sehr treffend :

Kann es sein, dass das „diffuse Unwohlsein“ bei Dopaminmangel die betroffenen
Kinder mit ADHS dazu veranlassen kann, sich hyperkinetisch zu verhalten, und so ihr
Wohlbefinden zu erhöhen? Kann es sein, dass die Kinder versuchen, gerade durch das
hyperkinetische Verhalten das „diffuse Unwohlsein“ zu verringern und so den frustrierenden
Schwierigkeiten ihrer eigenen, unzureichenden Verhaltensregulation zu entkommen?

Bei Mädchen bzw. den stillen „Jungs“ ist dieses sich „Richtig-Machen“ eben nicht zu erkennen bzw. die Symptomatik richtet sich im Sinne einer Internalisierung nach „innen“.

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