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Internet schadet Homöopathie-Wirkung

Zugegeben: Es ist etwas off-topic. Es geht um den Gewinneinbruch einer Firma, die Homöopathie-Produkte vertreibt. Die Firma Boiron verzeichnet einen als erfreulich zu bezeichnenden Gewinneinbruch, nachdem über Blogs im Internet der Wahnwitz hinter der Vermarktung von Globuli angeprangert wurden. Der operative Gewinn sank von über 9 Millionen auf unter 1 Million.

Der Internetstreit ging wohl um Oscillococcinum, was angeblich aus irgendwelchen Enten hergestellt wurde (bzw. entsprechenden „Verdünnungen“) und dann als Wundermittel gegen grippeähnliche Symptome angepriesen wird.

Klar, mathematisch gesehen sind da keine Moleküle drin. Es leiden also keine Enten. Wohl aber die Firmenmanager, weil ein Informatiker sich eben mit der Firma anlegte. Oder die Firma sich mit ihm und ihm Geschäftsschädigung vorwarf. Ansonsten ist das Glauben an Homöpathie halt sowas wie eine Zeitungs-Ente.

Im Internet bezeichnet man den Versuch eine Information zu unterdrücken und dadurch gerade bekannt zu machen als „Streisand-Effekt. Genau dies gelang (dankenswert) der Firma Boiron, die somit einen heilsamen Dienst geleistet hat.

Eigentlich eine prima Anti-Werbung. Leider ist es ja auch im Bereich ADHS immer noch so, dass viele Eltern eben vergeblich (aber nicht kostenlos) auf die Wirkung von Globuli setzen. Aber Glaube versetzt eben nicht immer Berge. Und es stehen eben handfeste wirtschaftiche Interesse hinter den Kügelchen.

7 Gedanken zu „Internet schadet Homöopathie-Wirkung

  • VerpeilterJunge

    Der Beweis das Homöopathie NICHT Wirken kann ist, dass es oftmals angepriesen wird keine Nebenwirkungen zu haben. Und genau das ist der Beweis. In menschlichen Körper finden zahlreiche chemische Prozesse statt. Man kann kann da kaum irgendwas mit Medikamenten beeinflussen ohne dass eine Kettenreaktion stattfindet. Man kann Nebenwirkungen zwar minimieren, aber ganz ohne ist sehr unwahrscheinlich bzw. extrem selten. Unter den ADSlern scheint es aber viel spirituell veranlagte zu geben so das es wohl keine gute Idee ist sich gegen Homöopathie auszusprechen ohne das sich jemand auf den Schlips getreten fühlt. Unter ADSlern scheint es aber komischerweise auch erstaunlich viele Atheisten, Anit-Homöpathen usw. zu geben. Ich hab zu allem ne Meinung, das heist aber nicht das sie richtig ist oder das ich an ihr hänge. 😉

    Antwort
  • Und hier ein interessanter Artikel zu Boiron, Meinungsfreiheit im Internet und dem „Streisand-Effekt“: http://dzvhae-homoeopathie-blog.de/?p=3338

    Schlechte PR sagt jedoch nichts über die Wirksamkeit der Homöopathie bei ADHS aus.
    Sie sind interessiert am aktuellen Stand der Homöopathieforschung? Dann ist dieser Artikel ein guter Einstieg mit Links zu relevanten wissenschaftlichen Publikationen: http://dzvhae-homoeopathie-blog.de/?p=2737

    Eine ausführliche Datenbank für Wissenschaftler, Ärzte und Journalisten mit sämtlichen Studien zur Komplementärmedizin finden Sie unter: http://www.com-quest.org

    LG aus Berlin Mitte

    Antwort
    • Das nennt man wohl Lobby-Arbeit.

      Beim Besuch auf Ihrer Homepage blieb mir fast der Atem stehen. Da ich keine Globuli zur Hand hatte, blieb es beim Ärgern.

      Wenn die Gesetzlichen Krankenkassen Homöopathie (Quacksalberei habe ich gelöscht) bezahlen, geht dies auf Kosten der evidenzbasierten Medizin. Es mag sich ja für die Techniker-Krankenkasse rechnen, dass sie dann Kunden aquirieren, die letztlich Wasser von ihren „Therapeuten“ verordnet bekommen. Aber es mag einfach nicht in meinen Kopf, dass im Jahr 2012 quasi Aberglaube (o.K. : Nennen wir es Placebo-Effekt) zu Lasten der Gesetzlichen Krankenkassen bezahlt werden.

      Ich war selber bei der Techniker-KK versichert. In den vergangenen Jahren ist dort aber eine erschreckende Abkehr / Umkehr eingetreten. Während früher Sachlichkeit in der Therapie vor Ökonomie bzw. Unvernunft ging, scheint dies nicht mehr „zeitgemäss“. Leider zu Lasten meiner Patienten (nicht aus dem ADHS-Bereich). Mit keiner anderen Krankenkasse gibt es so Probleme mit Kostenübernahmen für eine Behandlung (die nun wirklich notwendig wäre).

      Ich möchte jetzt nicht vorschnell behaupten, dass es einen Zusammenhang gibt. Aber jedem rational denkenden Menschen sollte es zu denken geben, wenn nun Homöopathen bezahlt werden, aber eben ein Kinderarzt bzw Kinderpsychiater unter 50 Euro im QUARTAL für seine ADHS-Behandlung erhält.

      Ich stelle mir gerade vor, es würden noch Knochenbrecher, Schröpfer und andere Quacksalber auf Jahrmärkten tingeln. Und wir würden fordern, dass dies mit der Krankenkassenkarte abgerechnet würde. Es hätte doch auch eine Berechtigung, schliesslich besuchen die Leute doch die Jahrmärkte.

      Ist das aber sinnvoll ?

      Verstand einschalten (Lobby-Denken mal ausschalten) : NEIN, ist es natürlich nicht.

      Homöopathie ist keine wirksame Methode bei ADHS.
      Und NEIN, Homöopathie ist auch so nicht wirksam.

      Wenn Leute das nun haben wollen (was ich ja durchaus akzeptiere), dann bitte aus eigener Tasche zahlen…

      Antwort
      • Sind Sie Wissenschaftler? Wie schaffen Sie es, die hier differenziert und transparent dargestellte aktuelle Situation in der Homöopathieforschung zu ignorieren? http://dzvhae-homoeopathie-blog.de/?p=2737
        Um statt dessen pauschal von „Quacksalberei“ zu schreiben. Das macht auf mich keinen aufgeklärten Eindruck. Insbesondere die Versorgungsforschung – per Definition die Erforschung von Heilmethoden unter alltäglichen Praxisbedingungen – belegt die Wirksamkeit der Homöopathie (signifikant gegenüber Placebo, siehe Studien von Prof. Witt der Charite Berlin). Das ist selbst unter Kritikern anerkannt.
        Ihre plakativen und hinkenden Vergleiche mit „Knochenbrechern“ und „Schröpfern“ greifen in diesem Kontext zu kurz bzw. daneben.
        Hier geht es – im Gegensatz zu Ihrem Vorurteil – nicht um „Lobby-Arbeit“, sondern um Aufklärung durch eine differenzierte Darstellung des Status quo in der Homöopathieforschung. Doch Sie wissen ja sicherlich: „Es ist leichter einen Atomkern zu zertrümmern als ein Vorurteil“ (Albert Einstein).
        LG aus Berlin Mitte

  • Ihre Behauptung, Homöopathie helfe nicht bei ADHS, ist aus wissenschaftlicher Perspektive nicht haltbar:
    Beispiel Doppelblindstudie
    ► Studie belegt die Wirkung von Homöopathie bei hyperaktiven Kindern:
    „In den meisten Fällen reicht die Homöopathie allein aus.“
    Eine Studie der KIKOM (Kollegiale Instanz für Komplementärmedizin der Universität Bern) und der Medizinischen Universitätskinderklinik Bern belegt die Wirksamkeit homöopathischer Medikamente bei Kindern mit dem Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom (ADS). In der Jahren 2001 bis 2005 wurde an der Universität Bern von einem interdisziplinären Studienteam eine wissenschaftlich rigorose Studie mit homöopathischer Behandlung von 62 ADS-Kindern durchgeführt, die nach einer neuropsychologischen und neurologischen Untersuchung an der Kinderklinik des Inselspitals Bern mit eindeutiger ADS-Diagnose an einen homöopathischen Arzt weitergeleitet worden waren. Das Studiendesign umfasste eine offene Screeningphase, in der das passendste homöopathische Arzneimittel bestimmt werden musste, danach eine doppelblinde Crossover-Studie (Erläuterung: Weder der Arzt noch die Eltern oder das Kind
    wussten, ob ein Placebo oder ein homöopathisches Mittel eingenommen wird Nach sechs Wochen wurden die Mittel ausgetauscht. Patienten, denen ein Placebo verabreicht wurde, erhielten nun die geeignete homöopathische Substanz und umgekehrt) und schließlich eine offene Langzeitbehandlung von durchschnittlich 19 Monaten Dauer.

    Resultat: Die ADS-Symptome wie Hyperaktivität, Impulsivität, Schüchternheit oder Ängstlichkeit nehmen während der homöopathischen Therapie um 37 bis 63 Prozent ab, das Lernverhalten bessert sich und die positiveWirkung dauert langfristig an. In der konventionellen Behandlung erhalten viele Kinder schulmedizinische Medikamente mit Substanzen, die auf die Psyche einwirken und oft Nebenwirkungen erzeugen können. Für Eltern von Kindern mit ADS-Symptomen stellt die Homöopathie hingegen eine wirksame, zweckmäßige und risikofreie Alternative dar. Allerdings braucht die individuelle Mittelfindung gewöhnlich eine Einstellzeit von mehreren Monaten.
    Außerdem trägt die homöopathische Behandlung zur Senkung der Kosten im Gesundheitswesen bei. Aufgrund dieser positiven Resultate wird der homöopathischen Behandlung von ADS-Patienten ein ähnlicher Stellenwert zugewiesen wie der Schulmedizin.

    Kontakt:
    Heiner Frei: heiner.frei@hin.ch, Universität Bern, Abteilung Kommunikation, Hochschulstr. 4, CH-3012 Bern,
    kommunikation@unibe.ch
    Links:
    http://www.kommunikation.unibe.ch/medien/mitteilungen/news/2005/050905adsstudie.html
    http://www.springerlink.com/content/t512515754w83686/ (Die vollständige Publikation kann auf dieserWebsite des «European Journal of Pediatrics» heruntergeladen werden.)
    Veröffentlichung:
    Heiner Frei et al.: Homeopathic treatment of children with attention deficit hyperactivity disorder: a randomised, double blind, placebo controlled crossover trial. European Journal of Pediatrics, Vol. 164, Nr. 12, December 2005:
    758-767

    Übersicht sämtlicher Studien zur Komplememtärmedizin: http://www.cam-quest.org
    Viel Spaß bei der Recherche – lohnt sich immer.

    Antwort
    • Ich lass mal spasseshalber ihre Werbung stehen.

      Es ist natürlich so nicht richtig. Keine dieser „Studien“ ist reproduzierbar. Besonders die Berner-ADHS-„Studie“ nicht. Mal ganz davon abgesehen, wie die Beurteilung der Effekte erfolgte.

      Ich bin aber zu müde, nun auf die Pro und Contra-Aspekte einzugehen. Wir hatten vor vielen Jahren schonmal so eine „Diskussion“ http://www.mysnip.de/forum-archiv/thema/3772/711540/Hom__opathie+f__r+ADS-ler+Schweizer+Studie.html

      Im Endeffekt hilft ein Streit da wenig. Immer wieder wird dann „Erfahrungsmedizin“ gegen grundlegende wissenschaftliche Kriterien gesetzt.

      Ich finde ja den Zeitartikel „Heilkraft aus dem Nichts“ schön : http://www.zeit.de/zeit-wissen/2010/04/Alternative-Medizin-Homoeopathie

      Ich beschäftige mich seit 1999 intensiver mit ADHS. Auch oder gerade im Bereich Selbsthilfegruppen. In all den Jahren habe ich schlicht keine begeisterten Eltern oder erwachsene Patienten erlebt, die durch Homöopathie bei ADHS einen Effekt hatten. Einige berichteten bei Husten oder Schnupfen bzw. grippalen Effekten über Wirkungen. Ich selber habe Globuli bei meinen Kindern beim „Zahnen“ eingesetzt.

      Da fast alle ADHS-Eltern nun Homöopathie ausprobieren (bzw. Zappelin als Misch-Masch-Präparat) müsste es sich doch in den Foren wenigstens mal einzelne Eltern finden lassen, die über dauerhafte Effekte berichten. Das passiert aber nie. Wirklich nicht.

      Schade. Ich würde so gerne an Homöopathie glauben.

      Antwort
  • Meine Rückmeldungen aus der Selbsthilfegruppe zeigten keine Wirkung von Homöopathie bei ADS an bei Erwachsenen.
    Allerdings habe ich persönlich mit Oscillococcinum die einzigen wirklich guten Erfahrungen gemacht bei Grippe, auch das umstrittene Zink beschützte mich jahrelang vor Erkältungen, bis es unter mph halt dann nicht mehr genügte.
    Früher einmal habe ich meine Komorbität Kontaktallergie mit Homöopathie behandeln lassen, worauf meine Haut soweit genesen ist, dass ich hie und wieder sogar eine Salbe anwenden kann.

    PS: Ich weiss, dass man sagt, dass mph nicht wirklich die Immunabwehr beeinflussen soll, aber wir hatten doch den Verdacht, dass dem so ist.

    Antwort

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