Narben und Mauern im Kopf via #lefloid
Vermutlich werden nun nicht so besonders viele Leserinnen und Keser meines Blogs sich für Berliner Studenten der Psychologie mit Schwerpunkt Rehabilitationspädagogik interessieren. Und vielleicht wird ihnen auch der Name Florian Mundt vielleicht noch nicht häufig aufgefallen sein.
Wie mir meine gestrige Zugfahrt von zu Haus irgendwo im Nirgendwo dann aber bestätigte, bin ich in Sachen you Tube damit total unterbelichtet und uninformiert. Immerhin dürfte LeFloid mit mal eben lockeren 2,25 Millionen YouTube Anhängern auf seinem Hauptkanal unglaublichen Medieneinfluss auf die werberelevante Zielgruppe der Jugendlichen und jungen Erwachsenen haben. Seine Videos Montag und Donnerstag werden jedenfalls massenhaft gesehen, während die meisten Fernsehsendungen wohl total out sein dürften. So werberelevant, dass immerhin eine gesetzliche Krankenkasse ihn als Imageträger benutzt, um ihre Zielgruppe (möglichst jung, möglichst gesund) zu erreichen.
Ich kam nicht umhin, das Gespräch von vier Mädels mithören zu müssen, die für ihn wie für einen Popstar schwärmten und wohl auf einem Fantreffen von einigen YouTube-Heroes waren. Sie haben – wie offenbar hunderttausend andere Jugendliche und Junge Erwachsene – halt mit diesen Vorbildern ein tägliches Gesprächsthema, welches sie fesselt und verbindet. Finde ich gut.
LeFloid selber quatscht mit schönstem Sprechdurchfall ohne Punkt und Komma (Sprechautomat). Seine Bewegungsunruhe ist sein Markenzeichen, seine Schnitttechnik offenbar auch. Ich denke mal, längere Abschnitte würde er auch kaum überblicken bzw. fertig bekommen. Aber nicht mal nur dummes Zeug, was da zu sehen ist. Quergedacht, manchmal übertrieben, häufig aus abstrusen Perspektiven. Aber unterhaltsam und auf den Punkt – oder mal ganz dran vorbei. Egal. Ganz im Gegenteil, da er selber eben (wodurch auch immer) nach einem Unfall so unliebsame Erfahrungen mit missratenen Operationen und missliebigen Ärzten gemacht hat, kümmert er sich jetzt um seine Zielgruppe im doppelten Sinne. Einmal über sein Studium bzw. wohl dann auch spätere Berufstätigkeit. Auf jeden Fall erreicht er wahrscheinlich mehr Leute, denen es schlecht geht bzw. mal ging und die Mut zum Neustart brauchen. Gute Sache.
Ob er später als Psychologe authentisch bleiben kann bzw. überhaupt jemals in diesem Bereich arbeitet? Ich würde ihm gerne mal drei Fragen zu seiner Einstellung zum ADHS-Spektrum stellen. Wer weiss, vielleicht ergibt sich das ja mal.
Unerträglich solche Videos :o) Schaff ich keine fünf minuten zu guggen. Bin wohl auch sensibilisiert da ich seit sehr vielen Jahren keinen TV besitze und somit keine Reklameunterbrechungen mehr kenne, die ja ähnlich strukturiert sind.
BTW… Für Youtube brauchts eine Menge Medienkompetenz … ADHS-VTs von weltanschaulich-religiösem Blickwinkel verschiedenster Glaubens- und Sektengruppen, flappsiger Unsinn von Vegan-Anhängern oder Steinzeitdiätanhängern und anderen zeitgeistkonformen Ernährungsideen, Pharmaverschwörung uswusw bis hin zu den erstklassigen Vorträgen von Russel Barkley und diversen Symposien und aufrichtigen Betroffenen Berichten.
Youtube ist in erster Linie eine Marketingplattform und Youtube zu schauen ist oft mehr wie Werbeprospekte schauen, deren Inhalte mit Product-Placement / Reklame-Propaganda und Redaktionellem Teil vermischt sind.
Erhlich gesagt ist die Entwicklung beängstigend, irgendwie. Eine privatwirtschaftliche Marketingplattform wird zum Informations- und visuellen Datenportal zur Welt und besetzt neben Facebook einen erheblichen Anteil der modernen sozialen Kommunikation …
Konsequent isser ja, dieser Kapitalismus …
Wäre doch sehr interessant mehr über die Symbiose zwischen ADHS-Betroffenen und Onlineplattformen / Internet zu lesen 😀 Internet-Sucht fällt da oft von Internet-Laien…
Ab wann ist man Internet-Süchtig Herr Dr. Winkler!? Und gilt das auch für ADHSler? :o)