ADHS und Handschrift
Probleme in der Feinmotorik und groben Kraft sind häufiger bei Kindern aus dem ADHS-Spektrum
Eigentlich sollte das jeder Kinderarzt bzw. Kinderpsychiater schon in seinem Diagnostik-Repertoire haben. Kinder und Jugendliche mit einer ADHS-Disposition können eine “Sauklaue” bzw. Probleme bei der Handschrift haben. So drücken sie nicht selten zu fest auf und haben dann durch eine verkrampfte Haltung Schmerzen beim Schreiben der Zeichnen.
Aber auch Spiegelschrift bzw. andere Auffälligkeiten der Handschrift finden sich gehäuft.
Merke : Das kann auftreten, muss aber nicht.
Wobei mir persönlich noch nicht ganz klar ist, ob das dann das ADHS selber ausmacht, oder ggf. eine Dyspraxie oder begleitende Störung der Regulation von motorischen Funktionen. Aber egal.
Häufig sind diese Probleme bei Kindern aus dem ADHS-Spektrum auf jeden Fall. (und es gibt auch viele Erwachsene, die dann eine Sauklaue behalten bzw. unleserlich schreiben)
Obwohl es bekannt ist, dass Kinder mit ADHS Schwierigkeiten mit der Handschrift haben und dass sich ihre Handschrift nach der Behandlung mit Methylphenidat verbessert, ist dies die erste Studie , die die Graphologie als Werkzeug zur Beurteilung von ADHS verwendet. Zur Unterstützung der Hypothese eines Nutzen der Handschrift-Analyse fanden die Wissenschaftler heraus, dass die Graphologie eine Sensitivität von 75% und eine Spezifität von 76,2% für den Nachweis von ADHS aufweist. Das ist nicht schlecht, aber eben auch nicht besonders treffsicher.
Die Handschrift ist eine komplexe Aufgabe, die die Integration verschiedener Komponenten erfordert, darunter Verhalten, Motorplanung, Feinmotorik und visuelle Motorik. Wichtiger ist dabei dann wohl schon eher die Erkenntnis, dass sich die Handschrift und auch die Freude und Bereitschaft am Schreiben durch die Behandlung mit einem ADHS-Medikament signifikant bessern kann.
Daher machen dann ja viele Kinderärzte und -psychiater einen Test vor und nach Einstellung auf die ADHS-Medikation.
Habt ihr da Beispiele von Euren Kindern oder von Euch vor und nach Medikationseinstellung ?
Quelle :
BMC Pediatr 19 (1), 484 2019 Dec 10
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Ich selber habe erst kürzlich ADHS diagnostiziert bekommen. Meine Schrift ist sehr sauber und ordentlich, das war aber nicht immer so. Habe zum Wechsel in die höhere Schule die Schrift einer Mitschülerin imitiert, die mir gefiel. Und es war glaube ich ziemlich zeitgleich, dass mein Großvater mir die altdeutschen Handschrift beibrachte und wir uns damit bis zu seinem Tod Briefe schrieben.
Mein Sohn (11) ist gerade in der Testung, seine Schrift kann ich nicht lesen. Und er hatte auch immer wieder Phasen, in denen er spiegelverkehrt schrieb.
Mein jüngerer Sohn hat ADS/ADHS Mischtyp, zusammen mit ASS. Mit Methylphenidat bzw. Dexamphetamin ist seine Handschrift merklich besser lesbar als ohne. Er hat aber trotzdem einen Nachteilsausgleich, so dass er Klausuren (inkl. Abitur) mit Laptop schreiben darf. Er selbst hält das nicht unbedingt für nötig – ich glaube, die Lehrer haben das aus reinem Selbstschutz gestattet, weil sie sonst nix lesen können. 😉
Meine Tochter bekam früh eine ADHS Diagnose, allerdings nie Medikamente da der sorgeberechtigte Vater (von dem ich inzwischen getrennt lebte) dies verweigerte.
Auffällig war, dass meine Tochter nie gekrabbelt ist. Sie ist gleich vom babyhaften “Sich- über- einen -Arm Vorwärtsschieben” ins Sitzen, dann ins Stehen gekommen und später ins Laufen.
Als die Schwierigkeiten mit der Handschrift auftraten wurde mir empfohlen INPP-Therapie mit ihr zu machen. Dort werden fehlende entwicklungsphysiologisch notwendige Bewegungsmuster nachgeholt, nachverarbeitet und eventuell noch zu stark ausgeprägte frühkindliche Reflexe integriert. Man erklärte mir damals, dass das fehlende Krabbeln die Überkreuz- Koordination der beiden Gehirnhälften nicht ausreichend angeregt habe. Dieses würde aber für das Schreiben dringend benötigt.
Nach 10 Stunden INPP waren deutliche Verbesserungen zu merken.
Diese Geschichte mit Reflexintegration ist ja schön und gut. Aber eben mehr Glaube als Wissenschaft. Die Entwicklungsverzögerungen sehe ich ja noch ein. Die Reflex-Geschichte ist wissenschaftlich gesehen aber eher in den Bereich von Mythen zu sehen.
Ja, dazu habe ich ein Beispiel. Meine Tochter (17) galt von Beginn an als entwicklungsverzögert. Erst seit einem Jahr wissen wir, sie hat eine sehr schwere und besonders früh (von Beginn an) aufgetretene Form des ADS/SCT.
Seit einem Jahr bekommt sie Atomoxetin. Das Schriftbild hat sich seitdem deutlich verbessert. Zuvor hatte sie als 16jährige die Schrift eines Kindergartenkindes. Heute sieht es fast altersgerecht aus. Das kann ich, wenn gewünscht auch mit Fotos unterlegen.
Fotos wären gar nicht schlecht, damit man es mal “demonstriert”.