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ADHS Medikation und Nebenwirkungen

Verursacht eine längerfristige Einnahme von Methylphenidat bleibende Nebenwirkungen?

Die vorliegende Studie untersuchte die langfristige Sicherheit von Methylphenidat bei Kindern und Jugendlichen mit ADHS. Dazu wurden die Ergebnisse des „Attention Deficit Hyperactivity Disorder Drugs Use Chronic Effects (ADDUCE)“-Studie ausgewertet, die über einen Zeitraum von zwei Jahren durchgeführt wurde.

Immer wieder diskutiert man (besonders in der Öffentlichkeit), ob die Einnahme von Psychostimulanzien wie Methylphenidat nun zu bleibenden Nebenwirkungen oder gar Schäden führen. U.a. wurde sehr gut untersucht, dass Methylphenidat keine Herzrhyhtmussstörungen, Herzinfarkte oder Schlaganfälle (also keine kardio-vaskuläre oder cerebrale Risiken verursacht, die man ggf. aufgrund der Blutdrucksteigerungen diskutieren könnte. Auch ein Risiko für Parkinson wurde ja anekdotisch diskutiert (anhand von 6 Ratten). Aus meiner Sicht noch am härtesten diskutiert ist die Frage, ob nun unter Medikamenten eventuell das Längenwachstum der Kinder (um 1-2 cm) beeinflusst wird, d.h. man im Erwachsenenalter etwas hinter dem erwarteten Größenwachstum zurück bleibt.

Auch wenn dies nun ganz und gar nicht aus der Beobachtung von Eltern der Selbsthilfe oder von den behandelnden Ärzten bestätigt wird, so sind natürlich Langzeitstudien zur Sicherheit der Medikation zu dieser Frage immer hilfreich und wichtig.

Gut, 2 Jahre ist keine Ewigkeit. Aber für Medikamentenstudien schon eine sehr lange Beobachtungszeit

Insgesamt nahmen mehr als 2.400 Kinder und Jugendliche aus acht europäischen Ländern an der Studie teil. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen eingeteilt:

Eine Gruppe erhielt Methylphenidat als Medikament zur Behandlung von ADHS, während die andere Gruppe ein Placebo erhielt. Die Teilnehmer wurden über den Zeitraum von zwei Jahren regelmäßig untersucht, um die langfristigen Auswirkungen von Methylphenidat auf die Gesundheit zu beurteilen.

Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass Methylphenidat im Allgemeinen sicher war und keine schwerwiegenden Nebenwirkungen aufwies. Die häufigsten Nebenwirkungen waren Schlafstörungen, Appetitlosigkeit und Kopfschmerzen. Das ist in der Anfangsphase durchaus zu erwarten, da das Medikament das vegetative Nervensystem ja aktiviert und es u.a. auch zu einem leichten Puls- und Blutdruckanstieg kommen wird.

Darüber hinaus wurden keine signifikanten Unterschiede zwischen der Methylphenidat-Gruppe und der Placebo-Gruppe in Bezug auf die kognitiven und neurologischen Funktionen, das Wachstum und die körperliche Gesundheit festgestellt.

Sprich: Es gibt im Vergleich zu nicht behandelten Kindern und Jugendlichen keine Veränderungen, die nun auf die Medikamenteneinnahme zurück zu führen würden.

Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass die Studie einige Einschränkungen aufweist, wie zum Beispiel die Tatsache, dass die Teilnehmer selbst berichten mussten, ob sie das Medikament regelmäßig einnahmen oder nicht. Darüber hinaus wurde die Studie nur über einen Zeitraum von zwei Jahren durchgeführt und es ist unklar, wie sicher Methylphenidat auf lange Sicht ist.

Insgesamt deutet die Studie darauf hin, dass Methylphenidat eine sichere Option zur Behandlung von ADHS bei Kindern und Jugendlichen ist. Das entspricht der Erfahrung von uns Ärzten und der allermeisten Eltern, die ihren Kindern eine medikamentöse Behandlungsoption bieten.

Dennoch sind ja Verlaufsuntersuchungen u.a. der Grösse, Blutdruck und Puls im Verlauf der Medikamenteneinnahme vorgeschrieben / empfohlen. Nicht, weil die Medikation nun besonders gefährlich ist, sondern um eben einen Verlauf und eine bestmögliche Therapiesteuerung zu ermöglichen. Zudem kann es eben auch notwendig sein, die Medikamentendosis anzupassen (je älter die Kinder bzw. Jugendlichen werden ist häufig eher eine Reduktion der Dosierung notwendig).

Mehr Informationen zu Methylphenidat in meiner Webinar-Aufzeichnung:
https://elopage.com/s/martinwinkler/webinar-methylphenidat-sinnvoll-einsetzen



Quelle:

Man KKC, Häge A, Banaschewski T, Inglis SK, Buitelaar J, Carucci S, Danckaerts M, Dittmann RW, Falissard B, Garas P, Hollis C, Konrad K, Kovshoff H, Liddle E, McCarthy S, Neubert A, Nagy P, Rosenthal E, Sonuga-Barke EJS, Zuddas A, Wong ICK, Coghill D; ADDUCE Consortium. Long-term safety of methylphenidate in children and adolescents with ADHD: 2-year outcomes of the Attention Deficit Hyperactivity Disorder Drugs Use Chronic Effects (ADDUCE) study. Lancet Psychiatry. 2023 Mar 20:S2215-0366(23)00042-1. doi: 10.1016/S2215-0366(23)00042-1. Epub ahead of print. PMID: 36958362.Copy

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