Hochsensibilität: Ein Blick in die Welt der Empfindsamkeit
Hochsensibilität verstehen: Besonderheiten, Herausforderungen und Potenziale einer feinfühligen Persönlichkeit

Jeder Mensch nimmt die Welt um sich herum auf seine eigene Art und Weise wahr. Manche Menschen besitzen jedoch eine besondere Empfindsamkeit, die sie von anderen unterscheidet. Diese Empfindsamkeit wird als Hochsensibilität bezeichnet. Menschen mit Hochsensibilität haben ein feines Nervensystem, das auf die geringsten Schwingungen der Umwelt reagiert. In diesem Blogbeitrag tauchen wir tiefer in die Welt der Hochsensibilität ein und werfen einen Blick auf ihre Besonderheiten, Herausforderungen und Potenziale.
Was ist Hochsensibilität?
Hochsensibilität ist keine Störung oder Krankheit, sondern ein angeborenes Persönlichkeitsmerkmal, das etwa 15-20% der Bevölkerung betrifft. Hochsensible Menschen nehmen Reize wie Geräusche, Gerüche, visuelle Eindrücke und emotionale Stimmungen besonders intensiv wahr. Sie sind tiefgründig und einfühlsam, haben eine starke Empathie für andere Menschen und eine hohe Sensibilität für subtile Veränderungen in ihrer Umgebung. Dieses hohe Maß an Empfindsamkeit kann sowohl Bereicherung als auch Herausforderung darstellen. Und es ist eine Eigenschaft, die offenbar sich auch häufig bei ADHS und Autismus beschreiben lässt, aber leider eben nur schwer abzugrenzen ist.
Die Besonderheiten der Hochsensibilität
Hochsensible Menschen erleben die Welt auf eine einzigartige Weise. Sie nehmen Details wahr, die anderen möglicherweise entgehen, und haben eine tiefe Verbundenheit zur Natur, Kunst und Musik. Sie haben eine feinere Wahrnehmung für Stimmungen und zwischenmenschliche Dynamiken und sind oft tief reflektierend. Hochsensibilität geht oft einher mit einer intensiven emotionalen Reaktion, sei es Freude, Trauer, Angst oder Empfindungen wie Glückseligkeit oder Überwältigung.
Letztlich entsteht daraus aber zunächst kein Leidensdruck bzw. keine Probleme hinsichtlich der Entwicklung und Handlungsfähigkeit. Hier liegt bereits ein wesentlicher Unterschied zum Neurodivergenz-Spektrum mit ADHS oder Autismus-Spektrum-Besonderheiten.
Herausforderungen der Hochsensibilität
Obwohl Hochsensibilität viele positive Aspekte mit sich bringt, kann sie natürlich aber auch Herausforderungen mit sich bringen. Hochsensible Menschen können schneller überstimuliert werden, da sie empfindlicher auf laute Geräusche, grelles Licht oder starke Gerüche reagieren. Sie können sich in überfüllten oder hektischen Umgebungen unwohl fühlen und benötigen möglicherweise mehr Zeit für Rückzug und Regeneration. Zudem kann die hohe Empathie dazu führen, dass sie die Gefühle anderer stark absorbieren und sich leicht überwältigt fühlen. Nicht die Hypersensibilität ist dann also das Problem, sondern die daraus resultierenden Folgen bis hin zu Rückzugsverhalten bzw. Entwicklung von langfristig ungünstigen Modi und Schemata, die die Selbstwirksamkeit und das Selbstwerterleben nachhaltig beeinträchtigen können.
Potenziale und Stärken der Hochsensibilität
Trotz der Herausforderungen birgt Hochsensibilität auch viele Potenziale und Stärken. Hochsensible Menschen sind oft kreative und innovative Denker, die komplexe Zusammenhänge erkennen und tiefe Verbindungen herstellen können. Sie haben eine besondere Fähigkeit, Schönheit und Subtilitäten in ihrer Umgebung zu erkennen und können dadurch künstlerische Talente entwickeln. Ihre hohe Empathie ermöglicht ihnen, andere Menschen tief zu verstehen und unterstützende Beziehungen aufzubauen.
Hochsensibilität vs. ADHS: Ist eine Abgrenzung so leicht möglich?
Es ist wichtig, Hochsensibilität von anderen Zuständen wie ADHS abzugrenzen. Andererseits erlebe ich es immer wieder, dass eine ADHS- oder Autismus-Diagnostik unterbleibt, weil dann Therapeuten eher die “angenehmere” Sichtweise von Hochsenibilität oder Hochbegabung wählen und eine Pathologisierung des Kindes vermeiden wollen.
Während hochsensible Menschen eine erhöhte Empfindsamkeit gegenüber Reizen haben, ist ADHS eine neurobiologische Störung, die durch Symptome wie Impulsivität, Unaufmerksamkeit und Hyperaktivität gekennzeichnet ist. Wie wir wissen, häufig aber eben auch mit einer Reizoffenheit bei Reizfilterschwäche und damit verbundener erhöhter Reizempfindlichkeit. Für mich persönlich spielt dann noch die Rolle der Exekutivfunktionen (z.B. Erledigungsblockaden / Prokrastination, Zeitblindheit, Probleme der emotionalen Selbstregulation) eine große Rolle bei der Abgrenzung und letztlich auch Entscheidung für oder gegen eine weitere Therapie.
Obwohl es Überschneidungen geben kann, sind es dennoch unterschiedliche Zustände. Eine professionelle Diagnosestellung durch einen Facharzt oder Psychologen ist daher wichtig, um eine klare Unterscheidung zu treffen.
Fazit: Die Welt der Empfindsamkeit entdecken
Hochsensibilität ist ein faszinierendes Persönlichkeitsmerkmal, das viele Facetten hat. Menschen mit Hochsensibilität erleben die Welt intensiver und haben eine tiefgründige Wahrnehmung ihrer Umgebung. Es ist wichtig, Hochsensibilität zu erkennen und anzuerkennen, sowohl bei uns selbst als auch bei unseren Mitmenschen, um Unterstützung und Verständnis zu bieten. Indem wir die Besonderheiten und Potenziale der Hochsensibilität besser verstehen, können wir eine Welt schaffen, die vielfältig, einfühlsam und bereichernd ist.
“Ein feines Nervensystem ist wie eine empfindliche Saite, die auf die geringsten Schwingungen der Umwelt reagiert.” Lassen Sie uns gemeinsam die Schönheit und Tiefe der Hochsensibilität erkunden und die Welt der Empfindsamkeit entdecken.
Am 27.6. habe ich dazu ein ausführliches Webinar mit dem Schwerpunkt Hochsensibilität und ADHS gehalten.
Hier geht es zur Aufzeichnung (Kostenbeitrag 15 Euro)
Kann man dieses webinar auf Youtube sehen?
Nein. Es findet ja erst am Dienstag statt. Es wird dann aber eine Aufzeichnung geben. die ich (ebenfalls kostenpflichtig) zur Verfügung stellen werde. https://elopage.com/s/martinwinkler/webinar-hochsensibilitaet-und-adhs-am-27-06-2023-um-19uhr