ADHS EEG-Neurofeedback: Gelassenheit lernen?
Auf einer Fachtagung von Experten zum Neurofeedback wurde auch mal wieder das Thema EEG-Neurofeedback besprochen.
Gelassenheit kann man lernen, so die Botschaft in dem Artikel. Ich sollte also lernen, gelassener solche Botschaften zu lesen.
Zugegeben, ich bin kein so grosser Anhänger von Neurofeedback und auch nicht von EEG-Neurofeedback. Hätte ich eine eigene ADHS-Praxis, wäre ich es wohl. Zwar übernehmen die Kassen (in aller Regel) die Kosten nicht. Aber man könnte locker mehrere Kids, Jugendliche und Erwachsene zeitgleich ankabeln und vor den Bildschirm setzen und sich quasi die Therapeutenstunden damit multiplizieren lassen. Das erzeugt bei wirtschaftlichem Druck schon mehr Gelassenheit.
Für die Kinder erzeugt Neurofeedback auch Gelassenheit. Das habe ich in meiner Verhaltenstherapieausbildung von Bernd Leplow erfahren. Leplow ist Professor für Psychologie und hat u.a seine Diplomarbeit (?) über Neurofeedback gemacht. Er war etwas “tüdelig” (um nicht zu sagen, abgelenkt) und vergass ab und an mal, die Kopfhörer mit dem Tonsignal beim Neurofeedback anzustöpseln. Was den Ergebnissen aber überhaupt nicht schadete. Seine Probanden waren dennoch gelassener. Was er dann genauer untersuchte und ermittelte, dass eben allein schon die Ruhezeit beziehungsweise die Auszeit von normalem Alltag Entspannung bringt. Oder das Zählen der Kacheln an der Decke …
So ähnlich ist es beim EEG-Neurofeedback auch. Dabei sollen ja bestimmte Hirnwellen, die für Aufmerksamkeit stehen, verstärkt und langsamere Wellen im Übergang zum Schlaf (Delta und Theta) reduziert werden. Was natürlich bei Spielen von Konzentrationsaufgaben für Kinder auch gut klappt.
Die Frage ist nur, ob man das dann in denn Alltag (ohne Gerät) übertragen kann. Meistens klappt das nicht so dolle. Man braucht auf jeden Fall eine ganze Reihe von Sitzungen, um Effekte zu erzielen (wenn man kein Naturtalent ist). Dann zeigen sich durchaus bei dem ein oder anderen Klienten gute Effekte.
Diese ersetzen die herkömmliche ADHS-Therapie nicht. Das suggerieren aber einige Anbieteter, die einen Verzicht auf Medikamente oder aber andere Wunder versprechen. Was ich schonmal skeptisch sehe.
Helfen kann EEG-Neurofeedback also vielleicht. Vielleicht auch nicht. Gelassen bleiben.
Und zunächst die von der Schulmedizin und der Psychologie wirklich als wirksam empfohlenen Therapiemethoden anwenden. Sollte dann noch zuviel Geld im Portemonaie übrig sein, kann man auch an diese Methode denken.
Ich freue mich immer über positive Berichte von meinen Patienten zu dieser Methode. Sie bleiben aber so selten … Wobei ich aber jedem Einzelnen diese Erfolge sehr gönne. Denn: Wer hilft hat RECHT.
Gelassen bleiben.