Bildschirmmedien und ADHS (Teil 6)
Game Boy-Diät
Bei der Befundbesprechung mit den Eltern riet ich in einem ersten Schritt zu einer Reduktion des Fernsehkonsums und zu einer Nintendo- und Game-Boy-Diät. Sollten die Probleme der Kinder nach einer Zeit von drei Monaten fortbestehen, wäre ich bereit, Behandlungsversuche mit anderen Medikamenten zu unterstützen und erneut eine Verhaltenstherapie einzuleiten. Innerlich war ich mir sicher wie sonst selten, mit meinem etwas ungewöhnlichen Rat den Nagel auf den Kopf zu treffen.
Natürlich haben die Eltern nicht schlecht gestaunt, von mir als ADHS-Experten so etwas zu hören. Ich merkte, wie der Vater langsam die Arme verschränkte und die Mutter unruhig mit den Händen zu nesteln begann. Beide schauten mich fragend an. Offenbar erwarteten sie mehr von mir, als nur diese banal klingende Empfehlung.
Es gelang mir dann aber doch, die Aufmerksamkeit der Eltern für diese Thematik zu gewinnen. In einem ersten Schritt besprach ich mit ihnen, was ihre Kinder beim Gamen und beim Fernsehen lernen, wieso dies ihnen so gefällt, wenn sie stundenlang mit dem Game Boy spielen und warum sie sich darauf so gut konzentrieren können.
Ich erklärte den Eltern von Eric und Jan als Erstes, dass das menschliche Gehirn nicht „nicht lernen“ kann. Man lernt immer genau das, was man gerade macht. Lernen heisst, dass im Gehirn neuronale Verknüpfungen und Spuren gebildet oder verstärkt werden, welche für das gerade Erlebte stehen.
Dass die beiden Buben Eric und Jan beim Spielen mit dem Game Boy etwas lernen sollen, löste bei den Eltern zuerst ein skeptisches „Hä?“ aus. Immerhin wurden sie etwas neugierig, was es mir ermöglichte, fortzufahren.
Fortsetzung: Morgen 20:00, gleicher Kanal.
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