ADHS und /oder Bipolare Störung
An der Frankfurter Universitätspsychiatrie wurde mit Prof. Reif ein Wissenschaftler berufen, der sich u.a. auch für ADHS interessiert. Prima. Zumal er die Vorstellung hat, dass die Entwicklungspsychiatrie bzw. die Transition von der Kinder- und Jugendpsychiatrie (und Psychosomatik) in das Erwachsenenalter stärker berücksichtigt werden muss.
Im Sinne einer “Mood clinic” würde dann auch die Differentialdiagnostik bzw. Überschneidung von Gefühlsschwankungen bzw. Stimmungsproblemen im Spektrum der Entwicklungsstörungen eine Rolle spielen. Also mal eine Klinik aufbauen, in der das gesammte Spektrum von “Depressionen” bzw. Stimmungsprobleme integrativ und nicht in Schubladendenken versammelt wäre.
Mit der (aus meiner subjektiven Sicht zweifelhaften) Einführung der Temper Mood Dysregulation Disorder im DSM V hat man ja versucht, gerade die Differenzierung von ADHS und “Bipolaren Störungen” durch die Einführung einer neuen Diagnose zu ermöglichen. Oder letztlich doch komplizierter zu machen.
Einen interessanten Vortrag von Prof Reif habe ich hier als PDF zum Thema ADHS und Bipolare Störungen gefunden.
Für mich persönlich ist der Verlauf einer manisch-depressiven Störung doch grundsätzlich “anders” als ADHS. So finden sich bei manisch-depressiven Störungen eben nicht die syndromtypischen Entwicklungsverzögerungen bzw. Besonderheiten der Regulationsstörungen im Kindesalter. Aber eben auch nicht typische Störungen der höheren Handlungsfunktionen in der gesammten Biographie. Nur auf die “Stimmungsschwankungen” bzw. “Depressivität” zu schauen, ist dann fragwürdig.
Gut ist aber auf jeden Fall, dass dies in Deutschland mal zum Thema gemacht wird. Ich bin und bleibe gespannt.
Hallo,
ich habe es schon mal hier in einen anderen Thema geschrieben, die ADHS ist eine Kranke im Gehirn.
Für meine Diagnosen von Depressiv; Manisch-Depressiv (bipolar) bis Borderline ist die Grund Diagnose eigentlich die ADHS, die auch gestellt wurde “so” 2010 ? ups ;-).
Sie ist nicht behandelt und erkannt worden. (Geboren in den 50gern) als Kind. Dann kommt die Erziehung, das soziale Umfeld dazu, das Leben und die Partner, Kind und Probleme.
Es ist ein auf und ab und ein ewiger Kampf gegen sich selbst, weil man ja die Vergleiche hat wie andere sind (das schon als Kind) und auch verglichen wird.
Doch die Depressionen, das Manisch-Depresive und viele Borderlinsymtome, hörten nicht auf nach dem Behandlungsbeginn mit Medikinet und die im laufe des Lebens entwickelten Ängste und Paniken auch nicht (nebenbei auch Therapien).
Erst seit dem ich nach eingien Antidepressiva, das Cymbalta nehme, sind diese verschwunden und auch der “Korridor der Gefühle” ist nicht so extrem. Ich kann ruhig bleiben was für mich so ungewohnt ist, dass ich denke ich bin Gefühlskalt, was ich nicht bin 🙂 sondern einfach nur im “Normalen” Bereich ? 😉
Trotz allen habe ich noch viele soziale Defizite, ich bin eben ich und wie jeder ADHS-ler weiß wir wirken oft doppelt bis 10- Fach auf andere, genauso wie wir alles 100 Fach fühlen und erleben.
Aber zurück zum Thema, ich denke die ADHS ist eine “Grunderkrankung ” bei vielen Psychisch kranken Menschen. Manchmal ist sie stärker und manchmal schwächer aber die Folgen, wenn sie nicht richtig oder gar nicht behandelt wird sind dann eben viele andere psychische Erkrankungen wie eben Bipolare Störungen, Borderline und Depressionen.
Ich denke auch Asperger, Autismus und Inselbegabungen gehören mit dazu.
Es ist vielleicht mehr so zu sehen ADHS und andere Neurologische Erkrankungen gehören zu den vielen Facetten der Entwicklung des Lebens auf unserer Erde, nur wir Menschen kommen damit nicht klar, wenn jemand aus den Rahmen fällt. Uns ADHS-lern geht es doch genau so 🙂
mit anderen Menschen. *grins* Diese Schubladen wer hat die bloß erfunden? Ach so unser Gehirn war das *lach*.
Wie wirkt es sich eigentlich aus, wenn man beide Störungen, ADHS und bipolare Störung hat?
Das eigentliche Auf und Ab zwischen übermäßigem typisch ADHS-Antrieb mit Reizsuche und Antriebslosigkeit mit Reizflucht kenne ich schon in dieser Art, allerdings hab ich keinen Schimmer ob man das dann so nennen kann, obs noch normale Schwankung ist, im Spannungsfeld zwischen ADHS und Asperger.
Ist es typisch bzw. häufiger für ADHS / ADS / Asperger das manisch – depressive Episoden auftreten?
Ziemlich verkorkst 🙂 Wenn Sie ne Idee dazu haben^^ bin ich ganz Ohr.
Zunächst muss man halt feststellen, dass wohl auch Prof. Reif uns neuen Wein (Appelwoi) in alten Bechern verkauft. Die emotionale Regulationsstörung ist ja DAS Kernproblem bei ADHS. Ich glaube, dass viel zu häufig Bipolare Störungen diagnostiziert werden, wo eigentlich syndromtypische Probleme der Exekutivfunktionsstörungen bzw. der Regulationsdynamik drin ist. Und ich fürchte, dass dies auch in Frankfurt der Fall sein wird. Bisher stand für mich aber die Frankfurter Umgebung (abgesehen von der sehr engagierten Dagmar Dietz bzw. Frau Dr. Krämer) eher für psychoanalytische Sichtweisen auf Bindungsprobleme bzw. die Negierung der blossen Existenz von ADHS. Insofern ist es ja schon ein Vorteil, wenn dort ein Psychiater hin kommt, der ADHS nicht völlig für ein Hirngespinst hält.
Wenn man wirklich ADHS und Bipolare Störungen hat (und nicht “nur” eine seit der Kindheit bestehende Regulationsstörung wie etwa Temper mood dysregulation) wird dies kaum mit einer normalen Ausbildung bzw. Berufsfähigkeit einhergehen. Einfach, weil es wohl sich wie ein roter Faden durch das Leben zieht, dass man immer wieder stationär auffällig wird. Die Manie (bei ADHS) ist ja dann so, dass man überhaupt keine Grenzen mehr kennt und eben “verrückt” ist. Das hat dann mit normalen Schwankungen oder mit “normalem” Funktionsniveau im Alltag aber auch gar nichts mehr zu tun. Insofern unverwechselbar.
Wow, klingt spannend!
Überhaupt scheint sich die letzten Jahre einiges zu tun in Sachen ADHS – Differentialdiagnostik und Komorbidität.
Vor allem das zunehmend mehr dimensional gedacht wird, von “Spektrum” gesprochen wird, wenn auch noch in Ansätzen, finde ich einen Entwicklungsschritt in die richtige Richtung und macht Hoffnung auf ein gerechteres Menschenbild in der Psychiatrie.
Den Anspruch “jeder Patient bräuchte eine eigene ihm zugeschnittene Diagnose und Krankheitsbezeichnung” werden wir wohl noch nicht entsprechen können; doch immerhin…!
Ich nehme mir in diesen Kontext mal die Freiheit zu fragen wie der Stand der Forschung aussieht bei ADHS und ASS, besonders mit Diagnostik im Erwachsenenalter?
Ich suche diesbezüglich nach ausführlichen Informationen, wenn möglich in deutschen Text.
Für Tipps und Empfehlungen wäre ich sehr dankbar.
Sollte ich hiermit “Offtopic” sein bitte ich um Entschuldigung.
LG,
CJ. Kugler
Tja, ASS = Autismus-Spektrum Störungen bzw. früher Asperger sind ja derzeit gross in Mode. Dementsprechend gibt es eine ganze Reihe von Studien bzw. neuen Köpfen, die sich zeigen wollen oder müssen. Ich selber denke ja, dass man Autismus-Spektrum-Störungen insofern nicht therapieren sollte / müsste, weil sich daraus kein Leidensdruck entwickelt. Wohl aber aus den häufig bestehenden Exekutivfunktionsstörungen, die dann mit ADHS überlappend sind. Im Kern halte ich Autismus und ADHS für unterschiedliche Probleme. Sehr unterschiedlich. Die Verwechselungen bzw Probleme der Diagnostiker entstehen eher dadurch, dass sich Checklisten bzw. die derzeitige Form der deskriptiven Diagnostik so überhaupt nicht für ADHS oder Autismus eignet. Zum Weglaufen….. Was ja dann auch glücklicherweise viele Patienten tun, so dass die Aussagen in den Studien noch unbrauchbarer sind.
Ja, die Fragebögen. Nun werden Sie mir sicher bescheinigen nicht ganz auf den Kopf gefallen zu sein, trotzdem ist eine gewisse Lernbehinderung mit der ADHS da. Aber die Asperger-Symptomatik ist definitiv da und konterkariert jedes mal meine Ansätze, die ADHS Symptome in den Griff zu bekommen.
Dadurch bin ich ja auf Asperger dann gekommen und jetzt hocke ich da, bin sozusagen mit dem Spezialinteresse Soziologie und Sozial-Psychologie unterwegs eigentlich schon immer, aber bewußt erst sehr spät. Hinzu kommen andere Interessen, die sich immer auch mit den Sichtweisen dieser Grundinteressen erfahrbar machen. Ich bin / wäre nicht der erste an diesen Themen interessierte Asperger. Wenn ich jetzt noch sage das ich religiös orientiert bin, dann wird klar, das in meinem Werdegang sich eine umfassende TOM gebildet haben muss.
Jetzt der springende Punkt bezüglich der Fragebögen: Wie soll ich die jetzt beantworten? Ich kann mich bemühen und die Fragen mit dem IST-Zustand beantworten, meinem jetzigen Wissen und dann wird der AQ niedriger sein. Wenn ich den ausfülle aus meiner vergangenen Sicht- und Erlebnissweise, wird der AQ sehr hoch sein können.
Es ist ja nichts neues und spricht sich herum, das ASS im Laufe der Jahre dazu führt, das eine emotionale Entwicklung auf die Rationale Entwicklung aufgesattelt wird. Erst das Rationale ermöglicht die emotionale Entwicklung. Verstehen vor Gefühl – Gefühlskorrelationen können rationalisiert Nachvollzogen werden, aber nicht wirklich intuitiv willkürlich geteilt. Obwohl ich auch da nicht ganz sicher bin und denke das das bei mir ja mit der ADHS als Kombination alles nicht so extrem ausgeprägt sein kann – Das Extreme Spektrum in die Eine Richtung (Systemizing) und in die andere Richtung (Empist aber unübersehbar in meinem Fall, auch wenn oberflächliche Therapeuten mir nicht mal ansatzweise folgen können. http://en.wikipedia.org/wiki/Empathizing%E2%80%93systemizing_theory
Was also macht man mit so einem Fragebogenzeug? Man liest die Fragen, weiß was und warum so gefragt wird, was bezweckt ist. Die Antworten manipulieren auf einen hohen AQ und niedrgigen EQ?
Es ist bescheuert von denen, die solche Fragebögen benutzen, von diesen Werten abhängig zu machen, ob überhaupt die Diagnose erfolgt. Nur weil jemand eine höhere Anpassungsleistung geschafft hat, also entsprechend seine Lebenszeit und Herz und Hirn massiv dafür eingesetzt hat, die eigenen Defizite zu überwinden und mit einer ausreichenden Intelligenz dafür geboren wurde, heißt das noch lange nicht, das er nicht Asperger haben könnte!
Also die Fragebögen als Eintrittskarte zu mißbrauchen ist gerade auch im Hinblick auf die Qualität, die Sie ansprechen eine sehr fragwürdige Sache. Ich kann nur etwas entspannt in der Situation bleiben, weil ich weiß, das ich um meine Sachen zu regeln heute auf meine eigene Erfahrung und Sichtweise und Fähigkeiten zurückgreifen kann. Aber Hilfen von amtlicher Seite erhält man nicht, oft wird die Hartz4 Biografie dann auch zum Spießrutenlauf. Ich kann das grade so eben leisten, aber das ist unglaublich anstrengend und das sieht einfach keiner und die Diagnose zu erhalten ist äußerst schwierig. Gerade weil mir zumindest die Fragebögen so fragwürdig und eindimensional erscheinen und es nur ein entweder oder gibt, aber nie ein alternative Option, die das Ja und Nein offen läßt.
Na lange Rede kurzer Sinn:
Es fällt mir schwer zu entscheiden wie und ob ich überhaupt und mit welchem Ergebniss die Bögen ausgefüllt werden sollten. Es ist ein Dilemma, weil ich mit der Chance spielen muss, eine Diagnose zu bekommen oder nicht und daran auch die oben ausgeführten Probleme hängen.
*motzsmilie
:o)
MFG
Bei meiner Mutter wurde eine halbe Ewigkeit gesucht und herumgedoktert, bis man sich dann auf “Bipolare Störung” sozusagen “einigte”.
Wirklich helfen tut ihr auf lange Sicht nichts, entweder wird sie von den Psychopharmaka dauer-manisch oder sie fällt in ein depressives Loch und hat überhaupt keinen Antrieb mehr.
Dass ADHS bzw. die Neigung dazu vererbt wird, dass wenn ich es habe [wie ich vermute, Diagnostik liegt noch vor mir] und wenn mein Sohn es hat [Diagose vor zwei Jahren] dass sie es vielleicht auch haben könnte, darauf ist auch noch keiner gekommen.
Ich halte es für einen Kunstfehler lange auf Bipolar rumzudoktern. Gerade gestern habe ich dazu auch was gelesen, wo es eher darum ging, dass zunehmend atypische Neuroleptika statt Stimulanzien bei ADHS eingesetzt werden (Ein Trend, der durch die Vermarktung von Abilify und ähnlichen Medikamenten) sehr naheliegt. Das führt dann aber zu extremen Mehrkosten und einem schlechteren Verlauf.
Ich befürchte, dass uns das in Deutschland auch noch droht. Im Kern werden hier viel zu viele Neuroleptika verkauft bzw. geschluckt. Eigentlich gibt es für diese Medikamentengruppe nur wenige wirklich harte Einsatzgebiete. Dafür werden sie aber massenhaft verordnet und sollen gegen Alles oder Nichts helfen.