Erwachsene ADHSler und Risiken der Medikation
ADHS-Medikamente haben keinen guten Ruf. Umso wichtiger ist es, sich genauer mit den erwünschten und unerwünschten Wirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten wie Methylphenidat, Atomoxetin (Strattera) und anderen Präparaten auseinander zu setzen. Bei Kindern und Jugendlichen hatte man so bereits festgestellt, dass sich keine Nebenwirkungen am Herzen bzw. in Form von Herzrhythmusstörungen ergeben (und auch andere postulierte Nebenwirkungen auf Dauer eher in das Reich der Phantastereien der Anti-Psychiatrie / Scientology-Bewegung oder geschäftiger Esoteriker / Heilverfahrenverkäufer zu stellen sind).
Klar, jede Medikation sollte sorgsam hinsichtlich Notwendigkeit (Indikation) und Wirkung überprüft werden. Das gilt auch oder gerade für Erwachsene mit ADHS. Während die durchschnittliche Behandlungszeit bei Kindern doch eher in der Grössenordnung von maximal 3 Jahren liegt, so haben viele (auch mir bekannte) ADHS-Erwachsene schon über viele Jahre Stimulanzien eingenommen. Dabei haben sie allein vom Alter her ganz andere Risiken für Begleiterkrankungen, speziell eben auch oder gerade am Herz-Kreislaufsystem.
Da Metyhlphenidat sympathoton wirkt, d.h. “erregend” auch am Herzen einen Anstieg von Puls und Blutdruck bewirken kann und zudem viele Antidepressiva ein Risiko für eine bestimmte Form von Herzrhythmusstörungen aufweisen, war es Zeit, eine Studie zur Sicherheit von ADHS-Medikamenten bei Erwachsenen zu machen.
Diese wurde jetzt gerade hochranging im JAMA publiziert.
Ergebnis: Keine Gefahr durch die gängigen Medikamente hinsichtlich Herzinfarkt oder anderer Probleme am Herzen.
Das geht sogar soweit, dass einzelne Kommentatoren jetzt in Frage stellen, ob man vor der Ersteinstellung überhaupt noch ein EKG machen muss. Ich finde: Ja, man muss. Einfach, weil es sich bei jeder Untersuchung bzw. Behandlung bei Erwachsenen gehört. Nicht, weil man jetzt durch MPH Probleme erwartet (ehrlich gesagt, bin ich bei Strattera vorsichtiger).
Aber: Wenn der Blutdruck o.K. ist, braucht man sich wegen etwaiger Herzrisiken durch die Medikation kein Kopfzerbrechen zu machen.
Aber sicher bleibt sicher: Nur dann Medikamente einsetzen, wenn sie auch wirklich gebraucht und nachweisbar gut wirksam einen Effekt haben. Und natürlich wissen, was man durch die Medikaton erwarten kann und was nicht. Dazu gehört dann die Begleitung / Therapie im Rahmen eines multimodalen Therapieansatzes. Was aber ja klar sein dürfte.
Hat dies auf Michis Blog. rebloggt und kommentierte:
An die Kritiker.
Gerade geschrieben und schon kommt eine Warnung des Herstellers von Strattera. Merkwürdig genug in der Presse: Dort wird geschrieben, dass Strattera für Kinder, Jugendliche und Erwachsene bei uns zugelassen ist. Was nicht stimmt (soweit ich jedenfalls weiss). Nun warnt aber der Hersteller, dass Strattera in der Einstellungsphase zu Blutdruckanstieg und Herzrhythmusstörungen führen kann.
Na ja. Habe ich so noch nicht erlebt und geht vermutlich sogar auf die gleichen Studiendaten zurück, die ich oben erwähnt habe. Aber: Sicher ist sicher und natürlich wird man Blutdruck und Puls in der Anfangsphase kontrollieren.
Ich habe Strattera 4 Wochen lang bekommen. Meine Freundin meinte ich sah in der Zeit Grün und Blau aus. Mir ging es elendig und ich mir kotzübel. Ich habe es dann in der vierten Woche abgesetzt. Angeblich gehen ja viele Nebenwirkung nach der Einstellung vorüber? Solange habe ich es nicht durchgehalten.