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Konstruktive ADHS-Kritik (Teil 1)

Nachdem die mir bekannten, meist fundamentalistisch ausgerichtenen ADHS-Kritiker bisher keine primär inhaltlichen Argumente gegen das Konzept der ADHS (Ursache, Symptomatik, Therapie, gesellschaftlicher Kontext usw.) vorzubringen vermochten, es aber wie überall im Leben auch bezüglich dem ADHS-Konzept ein “Wenn und Aber” gibt, werde ich in lockerer und unsortierter Reihenfolge meine eigenen Vorbehalte gegenüber der herrschenden ADHS-Lehrmeinung bzw. der aktuellen Versorgungspraxis vortragen. Ausgangspunkt bilden dabei konkrete Erfahrungen in meiner Praxis.

Der medienwirksame und ‘laute’ fundamentalistische Anti-ADHS-Diskurs drängte mich und viele meiner Kolleginnen und Kollegen in eine künstliche Gegenposition: Wir mussten die ADHS quasi ‘verteidigen’. Dies erfolgte auf Kosten bzw. unter Vernachlässigung der Thematisierung von Unstimmigkeiten. Ich vertrete dezidiert die Ansicht, dass wir das Kritische zum Thema ADHS eben nicht den fundamentalischen “ADHS-Gegnern” überlassen, sondern dieses Feld selbst besetzen sollten.

Wozu aber überhaupt auf kritische Punkte im herrschenden ADHS-Verständnis und in der ADHS-Versorgungspraxis hinweisen, mag sich mancher Leser oder manche Leserin vielleicht fragen. Die Antwort liegt nahe: Glaubwürdigkeit spielt im Bereich der Psychologie und Psychotherapie eine immens hohe Rolle. Und dazu gehört auch das Benennen und Erörtern von Widersprüchlichkeiten und Ungereimtheiten in der Konzeptionalisierung, der Diagnostik und der Therapie der ADHS. Ausserdem: Das Aufarbeiten von Problemen in der ADHS-Diagnostik und -Versorgung kann massgeblich dazu beitragen, die Qualität und Therapie der ADHS zu verbessern.

Schwachstellen im Bereich der ADHS-Diagnostik wird der erste Problempunkt sein, auf den ich demnächst konkret eingehen werde.

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6 Gedanken zu „Konstruktive ADHS-Kritik (Teil 1)

  • christianegrossmann

    Konstruktive ADHS-Kritik besteht für mich momentan vor allem auch darin, herauszufinden, wie sich Betroffene mangels therapeutischen Angeboten selbst helfen können.

    Die Kritik der ADHS-Befürworter ist für mich dahingehend gerechtfertigt, dass das Problem besteht, es aber noch lange keine übergreifenden Strukturen, geschweige denn genügend adäquate Therapieplätze weder für Kinder, noch für Erwachsene gibt.

    Die Kritik der ADHS-Gegner, die 1. die Existenz eines ADHS-Störungsbildes negieren und 2. keine anderen, effektiveren und bewiesenen Lösungen aufzuweisen haben, ist für viele Familien ebenso unbefriedigend.

    Kritik ist leicht gesagt und schnell geschrieben, aber weder die ADHS-Gegner, noch die ADHS-Befürworter haben B-Lösungen parat. Denn Tatsache ist, dass die viel geforderte Begleitung schlicht mangels existenten Therapieplätzen vorerst nicht im geforderten Ausmass stattfinden kann und deshalb viele auf alternative Angebote ausweichen (müssen). Wohlwissend, dass das vielleicht nicht wirklich das Gelbe vom Ei ist, aber immerhin besser als nichts…

    Hier gäbe es sicher Möglichkeiten, Empfehlungen zu den diversen Angeboten/Methoden zu geben und somit den Betroffenen zu helfen, die Spreu vom Weizen zu trennen. Immer unter dem Gesichtspunkt, einer bestmöglichen B-Lösung, sofern die A-Lösung nicht erreichbar ist.

    Die Frage von Wrightflyer betreffen eher persönliche Coaching-Fragen. Nicht jeder ADHS-ler hat aber per se diesselben Probleme mit der persönlichen Organisation, deshalb finde ich das eher problematisch, solche Fragen pauschalisierend zu behandeln.

    Sorry Wrightflyer! Ein Blog kann niemals individuelle Fragen beantworten und schon gar nicht eine individuelle Begleitung bieten. Dafür braucht es die individuelle Begleitung eines persönlichen Therapeuten. Im Rahmen eines Blogs kann das niemand gewährleisten.

    Antwort
  • Darf ich hier um ein genaueres Eingehen auf Hypies und Hypos bitten? Auch bez. Medikamentation?

    Antwort
      • Wrightflyer

        Wäre es eine Idee, hier mal eine allgemeine Themen-Wunschliste einzurichten?

      • OK. Themen-Wunschliste “Konstruktive ADHS-Kritik”. Die Themensammlung ist hiermit eröffnet.

      • Wrightflyer

        Eigentlich dachte ich, wenn ich ehrlich bin, mehr an eine allgemeine Themen-Wunschliste. Mein Themenwunsch wäre Zeitgefühl. Wie doof es ist, wenn einem die Dinge immer wieder entgleiten, weil man längere Zeiträume einfach nicht organisiert kriegt und die einen oder anderen Tricks wie man das überbrücken kann.

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