Elterntraining bei ADHS überflüssig?
Es gibt Studienergebnisse, die lassen mich ins Grübeln verfallen. So zu dieser Studie, die den Effekt eines Elterntrainings bei ADHS mit / ohne zusätzlicher Störung mit oppositionellem Trotzverhalten untersuchte.
Die Autoren fanden keinen zusätzlichen positiven Effekt eines (wie auch immer gearteten Elterntrainings) gegenüber der alleinigen Pharmakotherapie mit Methylphenidat, wenn die Medikation kontinuierlich über 1 Jahr kontrolliert wurde.
Mein psychiatrischer Menschenverstand würde nun eher davon ausgehen, dass Aufklärung über ADHS und Verhaltensmassregeln gerade bei Vorliegen einer zusätzlichen Störung mit oppositionellem Trotzverhalten sinnvoll sind. Sie scheinen aber nicht immer im Sinne von klinischen Studien effektiv zu sein.
Zumindest nicht immer. In Deutschland kommen nämlich erste Studienergebnisse auf den Psychotherapietagen in Hannover dann zu folgendem Ergebnis:
“In einem weiteren Teilprojekt wurden 144 Mutter-Kind-Paare auf die beiden Behandlungsbedingungen zufällig verteilt: intensive Behandlung der ADHS der Mutter (Methylphenidat und Gruppentherapie) plus Eltern-Kind-Training; weniger intensive Behandlung der ADHS der Mutter (Beratung) plus Eltern-Kind-Training. Auch bei Kindern, die zum Großteil bereits medikamentös bezüglich ihrer ADHS behandelt waren, zeigten sich im Rahmen der Behandlungen noch deutliche Verbesserungen der Symptomatik. Dies war unabhängig davon, wie intensiv die Mutter bezüglich ihrer eigenen ADHS behandelt wurde.”
Soweit ich weiss, waren dies (realistisch) eben häufig selber betroffene Mütter von ADHS-Kindern.
Zudem müsste man sich mal fragen, was genau an Elterntrainings dann wirksam und was vielleicht völlig überflüssig oder gar schädlich ist. Noch viel Raum für intensive Forschung.
Ich persönlich finde das Elterntraining von Corrie Neuhaus sinnvoll, während sich mir ein THOP oder auch ein reines Lauth-Schlottke-Programm nicht so recht erschliesst. Und ganz die Finger lassen würde ich von Ergotherapie-Mischmasch-Programmen einer B. Winter oder selbst ernannten ADHS-Trainern im Wochenendkurzlehrgang …
Aber das ist eher meine persönliche Meinung, die ich so nicht in Zahlen und Studienergebnisse pressen könnte.
Macht Ergotherapie denn überhaupt in irgendeiner Art und Weise Sinn bei ADHS? Ich habe noch nie erlebt dass selbige auch nur im Geringsten von Erfolg gekrönt war (bei ADHS)…. Falscher Ansatz, falsche Therapie ist da meine bescheidene Meinung…
Falscher Ansatz, falsche Therapie möchte ich hier nicht bestätigen…vielleicht eher falscher Therapeut mit falschem Ansatz…
In der Verfolgung einer betätigungszentrierten Ergotherapie, die sich auf die Ausführung einer konkreten Betätigung im (Schul-) Alltag richtet, kann Ergotherapie sehr sinnvoll sein. Kinder mit ADHS profitieren beispielsweise von einer in Kanada entwickelten ergotherapeutischen Methode namens CO-OP (Cognitive Orientation to daily Occupational Performance).
Jeder solllte den Effekt von Therapieaktivitäten auf das konkrete Problem im Alltag kritisch hinterfragen. Dies beginnt mit der Fromulierung klientenzentrierter, überprüfbarer Therapieziele Z.B. Frank beginnt innerhalb der nächsten 14 Tage selbständig mit seinen Hausaufgaben und arbeitet 20 Minuten durch.
Mit der Durchführung irgendwelcher Trainings ist eine Generalisierung meist nicht möglich, da die Probleme kontextspezifisch auftreten.
Die Ausführung der Ergotherapie ist ebenso unterschiedlich wie individuell geprägt, wie wir es auch von den Medizinern kennen…..
Die Ergotherapie ist extrem in Entwicklung. Diese Entwicklungen haben noch nicht flächendeckend Einzug gehalten und werden auch nicht von allen Berufsangehörigen mitgetragen.
Für den Umgang mit AD(H)S sind jedenfalls reflektierte Praktiker gefragt, egal welcher Berufsgruppe sie angehören.