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ADHS – Medizinethik aus Sicht der ADHS-Kinder

ADHS-Voices ist eine Webseite bzw. eine Studie, die sich u.a. mit ADHS und der Stimulantientherapie bei Kindern beschäftigt.

Ist es moralisch vertretbar, Kinder mit Medikamenten zu behandeln oder ist es unterlassene Hilfeleistung, dies nicht zu tun ?

Da ich mich familiär bedingt gerade mit Asthma-Behandlung beschäftigte, ist dies manchmal auch eine geradezu absurd anmutende Diskussion. Mein Sohn muss derzeit neben Cortison in absteigender Dosierung drei Dosieraerosole nehmen (o.K., eins ist „Notfall“). Budenosid, der Wirkstoff von einem häufig angewandten Spray, wird gerade intensiver angefeindet, dass möglicherweise das Wachstum der Kinder um 1,2 cm kleiner bleibt. Kommt uns aus ADHS-Sicht bekannt vor, oder ?

Aber wenn man erlebt hat, wie die Luftnot meinen Sohn akut beeinflusst, so stellt sich doch gar nicht die Frage, ob man Asthma behandelt, sndern höchstens wie.

ADHS und Asthma haben viel gemeinsam. Nicht nur in der Häufigkeit, dem chronischen Krankheitsverlauf und letztlich auch in den  Auswirkungen und Benachteiligungen, die bei unzureichender Behandlung entstehen können.
Wobei aber eben bei Asthma kaum ein Lehrer oder Eltern sagen würden: Moralisch ist es falsch, Asthma zu behandeln. Weil Asthma nur Ausdruck unserer industrialisierten Welt ist und schliesslich die Häufigkeit mit ca. 10 Prozent bei Jungen heute ja steigend ist und schliesslich so viele Kinder betrifft.

ADHS-Voices befragte nun Kinder selber sowie deren Familien. Macht die Medikation die Kindern zu Robotern, die von der Medikation abhängig werden? Werden sie zu Zombies und zu Erfüllungsgehilfen des gestörten Familien- und Gesellschaftssystems?

Stattdessen geben die Kinder schlaue Antworten, die weit über den Horizont von einigen ewig hinter dem Mond lebenden Schlaubergern hinausgehen, die zwar über ADHS-Kinder, selten aber mit ihnen reden. Das wird in den Studien übrigens auch häufig von den Kindern beklagt. Die Therapeuten reden zwar mit ihren Eltern, selten aber wirklich mit ihnen. Immer über sie, dann aber aus der Sicht der Psychologen oder Ärzte und bezogen auf die Interessen des jeweils Fragenden.

Die Kinder beschreiben übrigens sehr treffend, dass Methylphenidat ihnen gerade in moralisch relevanten Entscheidungen (also Fragen, die Recht und Unrecht betreffen) sehr helfe. Sie könnten die Auswirkungen ihres Verhaltens erfassen und ggf. noch eine impulsive Handlung bremsen. Sie bekommen sowas wie eine moralische Instanz, an die sie sich auch halten bzw. orientieren können.

Es wäre manchmal schön, wenn ADHS-Kritiker diese Fähigkeit auch hätten. Die Webseite und die dazu gehörigen Artikel (auf englisch) finde ich sehr lesenswert und einer Diskussion würdig.

6 Gedanken zu „ADHS – Medizinethik aus Sicht der ADHS-Kinder

  • … der Vergleich zwischen Asthma und ADHS hinkt ja wohl etwas…. Richtg nach naturwissenschaftlichen Methosden läßt sich ADHS ja bis heute nicht nachweisen….ES könnte ebenso durch Psyche und Verhalten erklärbar sein…. Und es bleibt trotzdem eine Ethikfrage, selbst wenn sich etwas wie „moralische Instanz“ einstellt… Es ist, was es ist. Ich tendiere in vielem mehr zur Inklussion und Anerkennung von unterscheidlichen Verhaltensweisen.

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    • Ob der Vergleich hinkt, weiss ich natürlich nicht. Vielleicht sind Astmathiker-Kinder inzwischen ja besser versorgt und integriert ? Die Lebensqualität von ADHS-Familien ist aber nachweislich erheblich beeinträchtigt bzw. verursacht enorme persönliche und gesellschaftliche Folgekosten und -probleme. Es tut mir leid, wenn ich die Leidensqualität von ADHSlern da vielleicht im Vergleich zu Asthma unterschätzt haben sollte.

      Sicher könnte man Asthma auch durch Psyche und Verhalten erklären. Hat man ja lange als psychosomatische Störung angesehen. Ist aber nicht mehr aktuell. Bei ADHS ist es keine Frage mehr, dass es sich um eine genetisch prädisponierte, neuropsychiatrische Störung handelt.

      Antwort
  • ADHS scheint das MODE WORT der Neuzeit zu sein und beschreibt die Unfähigkeit der Eltern, ihren Kindern (fehlenden) Respekt an zu erziehen !!
    Der Staat (Schule Kiga usw.), soll’s richten.

    Dank Anti Autoritären Erziehungsmethoden (Kinder dürfen von Geburt an immer das tun und lassen wozu ihnen gerade der Sinn steht), welche man die letzten 30 Jahre praktiziert, entstand eine Generation an unfähigen Eltern, welchen es an erzieherischen Methoden ganz einfach, mangelt.

    Das Ergebnis, resultierend aus anerzogenem Defizit an Respekt, nennt man heute wohl ADHS. Wo es doch für jedes Missgeschick einen wohlklingenden Namen gibt. Und nur damit irgend ein Akademiker in einer neuen Wissenschaft, einen Nobelpreis einstecken darf.

    Und ja , ich bin 50 Jahre jung. Aber ich kann euch versichern, hätte ich mit 12 Jahren meine Mutter nach Herzenslust ANGESCHRIEN, würde ich heute nicht mehr auf diesem Planeten verweilen.
    Wir hatten DAMALS eine strenge Erziehung genossen. Und Obwohl bis zu 3 Schulklassen eines Jahrgangs mit jeweils über – 40 Schülern – damals NORMAL waren, kann ich euch versichern, das wir fast alle einen mittleren Bildungsweg geschafft haben.

    Dank Disziplin kommt man im leben sehr weit.

    Das solltet ihr euren Nachkömmlingen versuchen zu vermitteln. Und nicht wie man ADHS formuliert und neue Krankheiten erfindet.

    MFG. Eddy L Arnstein / By

    Antwort
    • Schade, Sie haben von ADHS nichts verstanden. Und offenbar auch nichts mit Kindern zu tun. Oder wollen nichts damit zu tun haben, aber eine Meinung haben. Schade. ADHS hat eben gerade nichts mit Erziehung zu tun. Und gab es auch schon vor weit über 50 Jahren. So wie es auch schon früher und heute unerzogene Kinder gab. Beides hat nun so gar nichts miteinander zu tun.

      Antwort

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